Einstiges Markenprodukt„Backes-Team“ baut Königswinterer Ofen an neuem Standort wieder auf

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Ein Mann mit Basecap hält eine Flamme unter einen kleinen Holzscheit.

Premiere in Ramersdorf: Heinz Lütz, einer der „Backes-Bauer“, entfacht das Feuer im Ofen.

In Bonn-Ramersdorf hat ein vierköpfiges Team einen historischen Königswinterer Ofen wieder aufgebaut. 

In Ramersdorf ist ein historischer Königswinterer Ofen wieder aufgebaut worden. Der alte aus Basalt- und Ziegelsteinen gemauerte Backofen, wohl seit etwa 1870 im Garten der Lindenstraße installiert, war zwar einigen Ramersdorfern vom Hörensagen her bekannt, aber gesehen hatte ihn kaum jemand.

Als nun das Grundstück verkauft wurde und die neuen Eigentümer Haus und Backofen abreißen wollten, machten sich Karl Heinz Richarz und Wilfried Faßbender daran, den Backofen in Ramersdorf zu erhalten. Bald stieß auch Heinz Lütz dazu und in der Phase des Wiederaufbaus Walter Wolff.

Geld eingeworben und Anträge gestellt

Sie führten als „Backes Quartett“ die Aktion mit viel Enthusiasmus, Überzeugungskraft und auch körperlichem Einsatz durch. Als neuer Standort konnte ein städtisches Grundstück an der Ecke Conzberg/Am Bungert gefunden werden. Und so startete 2020 das Unterfangen, für das nicht nur finanzielle Mittel eingeworben werden mussten und Anträge zu stellen waren, sondern auch der Ofen Stein für Stein abgetragen werden musste, um dann am neuen Standort mit der Hilfe vieler Sponsoren und Unterstützer wieder aufgebaut zu werden.

Am 25. Januar 2024 waren die Arbeiten ausgeführt und der Wiederaufbau des Königswinterer Ofens beendet. „Eigentlich war nur die Erhaltung des Backofens unser erklärtes Ziel“, sagte Karl Heinz Richarz, „aber dann haben wir uns weiter über das Handwerk des Brotbackens informiert und Heinz Lütz hat das vertieft.“

In einem kleinen Backsteinbau mit einem Dach aus Holz und Schiefer ist der Ofen integriert.

Auf einem städtischen Grundstück an der Ecke Conzberg/Am Bungert in Bonn-Ramersdorf wurde der Ofen aufgebaut.

Bei einem Besuch im Siebengebirgsmuseum in Königswinter kamen sie in Kontakt mit dem dortigen Heiz- und Backteam, seither vertritt Heinz Lütz immer wieder einmal Hubert Gilleßen, der im Museum ehrenamtlich alle 14 Tage den Ofen anheizt, wenn der Backtag ansteht.

Nach etlichen Versuchen, das Temperaturverhalten des Königswinterer Steinbackofens zu testen, war es dieser Tage nun so weit: Das erste Probebacken stand an und neben dem Kreis der Backesbauer war die Nachbarschaft eingeladen, die ersten Brote einem Geschmackstest zu unterziehen.

Nachdem dies gelungen ist, sollen nun am Samstag, 27. April, alle weiteren Helfer eingeladen werden und bei einer kleinen Feierstunde auch für sie Brot gebacken werden. Eine letzte „Brandprobe“ muss der „Ahle Backes“ dann am 29. Mai beim „Beverly Hills Fest“ bestehen, wenn die Fertigstellung des Projekts bekannt gegeben wird und der von Bäcker Nikolaus Knipp gelieferte Teig abgebacken wird.

„Glücklich und ein wenig stolz“

„Wir sind jetzt glücklich und auch ein wenig stolz auf die Erhaltung des alten Backofens von Johann Büsgen“, äußerte das Backes-Quartett. „Ein Stück Heimat konnte erhalten werden.“

Das nächste Brotbacken im Siebengebirgsmuseum Königswinter (Kellerstraße), in dem seit vielen Jahren ein historischer Ofen in einem kleinen Anbau steht, findet an diesem Freitag, 5. April, ab etwa 14 Uhr statt.


Öfen waren einst ein Markenprodukt

Der „Königswinterer Ofen“ war einst ein bekanntes Markenprodukt. Das Handwerk des Backofenbaus boomte vor allem um 1900. Bis der allmähliche Niedergang des Gewerbes kam, weil die Ofenbauer den Anschluss an die moderne Technik in den 1920er Jahren nicht gefunden haben.

Den Rohstoff für die Öfen lieferten die Ofenkaulen, in denen der aus vulkanischer Asche entstandene Tuffstein zumeist unter Tage abgebaut wurde. Er gibt gespeicherte Wärme gleichmäßig ab und lässt sich in besonders haltbare und große Ofenplatten teilen.

2021 wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Zeugen der Landschaftsgeschichte“ der zweite Band veröffentlicht, der sich mit dem Ofenkaulberg (und dem Handwerk der Ofenbauer) befasst. In dem Zusammenhang gab es im Siebengebirgsmuseum eine Ausstellung „Über Tage – unter Tage“. (csc)

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