AusflugslokalMilchhäuschen in Königswinter wird renoviert – bis Sommer geschlossen

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Dieter Streve-Mülhens ist seit 2002 Eigentümer des Milchhäuschens. 

Königswinter – Das ist dann wohl die sprichwörtliche kleine Ursache mit großer Wirkung: Weil ein Eckventil vermutlich über Jahre hinweg getropft hat, ist der Eichenboden in dem historischen Gemäuer im Siebengebirge in großen Teilen morsch geworden. Die Folge: Die Eichendielen mussten raus. Dieser Tage lagen sie auf der Terrasse und warteten auf den Abtransport.

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Der komplette Eichenboden im Gastraum des Milchhäuschens wurde rausgerissen; er wird ebenso erneuert wie die Küche. 

„Der Boden wird komplett erneuert“, sagt Dieter Streve-Mülhens und gibt der Redaktion dieser Zeitung Einblicke in das geschlossene Milchhäuschen, eines der prominenten Ausflugslokale, die mitten im Siebengebirge stehen und bei Wanderern und Touristen ausgesprochen beliebt sind. Voraussichtlich im Sommer soll das Lokal wieder öffnen, kündigen Dieter Streve-Mülhens und sein neuer Pächter Robert Rossa an, der auch den Nordbahnhof in Siegburg betreibt.

Auch die Küche wird erneuert

Vor dem Neustart steht noch einiges an Arbeit. In dem Lokal ist die komplette Küche ausgebaut worden; sie wird erneuert. Der Gastraum ist leer, der Boden besteht zurzeit nur aus dem nackten Estrich. Von der Decke hängen ein paar einsam wirkende Kronleuchter; Streve-Mülhens schafft auch neues Mobiliar an.

Lokal mit 110-jähriger Geschichte

1902 gekauft

„Vom Hof zum Ausflugsziel“ haben Joern Kling und Christiane Lamberty einen Text über das Milchhäuschen überschrieben, der in der großangelegten Untersuchung des Ofenkaulbergs im Rahmen des interdisziplinären LVR-Projekts „Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge“ (Imhof-Verlag) erschienen ist. Demnach kaufte nach 1902 Ferdinand Mülhens („4711-Dynastie“) das 14 Morgen umfassende Elsigerfeld.

Zum Hof habe eine „halbe Wirtschaftskonzession (kein Alkoholausschank)“ gehört. Mülhens habe schnell Erweiterungspläne gehabt. „Immerhin lag das Elsigerfeld an einem Knotenpunkt der beliebtesten Wanderwege, und der Besuch einer Milchwirtschaft – wie es sie auch auf dem Löwenburger Hof gab – gehörte zu einer gelungenen Sommerfrische um 1900 dazu.“ (csc) 

Neuer Name in 1920er Jahren

Zwar stieß Mülhens auf Widerstand beim Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS), der konnte sich aber nicht durchsetzen. Auf einer aktuellen Infotafel vor dem historischen Gemäuer heißt es: „Das heutige Hauptgebäude entstand 1912 und erhielt in den 1920er Jahren den Namen ,Milchhäuschen’.“

Dank seiner günstigen Lage an der Ferdinandstraße sei es für Wanderer und Kutscher gut erreichbar gewesen. Laut Kling und Lamberty blieb der Hof neben der Gastwirtschaft über lange Jahre ein größerer landwirtschaftlicher Betrieb. (csc)

Die Fliesen im Eingangsbereich des Lokals und die eindrucksvolle Holztreppe zum Obergeschoss sind noch Originalbestand. Neue Tische und Stühle für die Außengastronomie lagern bereits auf der Terrasse. Hier, im rückwärtigen Bereich des Hauses, muss noch eine neue Kühlung in einem etwa 6 x 2,50 Meter großen Anbau geschaffen werden.

Vor die Scheune kommt ein spezielles Pflaster

An der Scheune nebenan, die für Events wie Hochzeiten gemietet werden kann, wird auf der Terrasse laut Dieter Streve-Mülhens noch ein spezielles Pflaster verlegt. Für die nächsten Jahre kann sich der Eigentümer vorstellen, dass Dachgeschoss der Scheune auszubauen; die Räume könnten für Seminare oder Tagungen genutzt werden, so Streve-Mülhens.

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Auch für die Scheune am Milchhäuschen hat Dieter Streve-Mülhens Pläne.

Er hatte das Gasthaus nach eigenen Angaben 2002 aus der Erbengemeinschaft Peter Mülhens ersteigert und damals schon einmal saniert. Mit seinem bisherigen Pächter stritt er sich zuletzt vor Gericht, das ging bis zu einer (am Ende erfolgreichen) Räumungsklage.

Neuer Pächter will Speisen für Wanderer anbieten

„Einfache, frische und gute regionale Küche“ kündigt der neue Pächter Robert Rossa für das Milchhäuschen an. Es werde eine kleine Karte geben mit Dingen, die möglichst frisch zubereitet sind, wie Salate oder Waffeln. Aber auch Schnitzel mit Pommes oder Currywurst werden sich auf der Karte finden – Speisen, die Wanderer wollten, wie der 38-jährige Gastronom betont.

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Wegen des Einbaus der neuen Kühlung im Anbau könne es indes sein, dass der Neustart des Betriebs erstmal nur mit einem Getränkeausschank anläuft, so Rossa, der beim Blick auf das historische Gemäuer sicher ist: „Das wird eine schöne Sache.“

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