EnergiekriseStadt Königswinter schaltet die Straßenbeleuchtung aus

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Noch ist sie gut beleuchtet, die Rheinallee in der Altstadt von Königswinter. 

Königswinter – Sie leuchten und glänzen noch funkelnagelneu in Rot, die sogenannten Laternenringe, die sich in Königswinter gerade stark vermehrt haben. Städtische Mitarbeiter haben sie an den meisten der rund 5000 städtischen „Leuchtpunkte“ befestigt, und das aus gutem Grund: In der Stadt Königswinter wird wegen der Energiekrise ab Ende Oktober nachts – genau von 0 bis 5 Uhr – die Straßenbeleuchtung nahezu komplett ausgeschaltet.

Das kündigten Bürgermeister Lutz Wagner und sein Technischer Dezernent Theo Krämer an. Sie setzen damit einen Beschluss des Rates vom 19. September um, der mit unterschiedlichen Mehrheiten (teils Gegenstimmen, teils Enthaltungen) mehrere Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs beschlossen hat.

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An fast allen Laternen in Königswinter (hier die Drachenfelsstraße) wurden die roten „Laternenringe“ angebracht.

„Die Straßenbeleuchtung ist nach dem Klärwerk und dem Schulzentrum Oberpleis der drittgrößte Stromverbraucher“, sagte Theo Krämer. Da lohnten sich Maßnahmen in diesem Bereich, obwohl in Königswinter mehr als 95 Prozent der Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgestellt sind. Ausgenommen von der Abschaltung werden lediglich Zebrastreifen und Gefahrenbereiche wie Unterführungen.

Laternenringe sind ein offizielles Verkehrszeichen

Voraussetzung für die Maßnahme war indes das Anbringen der Laternenringe: Das offizielle Verkehrszeichen mit der Nummer 394 ist vorgeschrieben, um innerorts Straßenleuchten zu kennzeichnen, die nicht die ganze Nacht über in Betrieb sind. „Stand heute haben wir bis Ende Oktober alle gekennzeichnet“, sagte Theo Krämer. Er betonte ebenso wie Lutz Wagner, dass sie um die Sensibilität des Themas wüssten.

Stichwort Sicherheitsempfinden der Bürger: Wagner hob mit Blick auf die Energiekrise aber auch hervor, dass die Stadt eine Vorbildfunktion habe, wenn sie ihre Bürger und Unternehmen zum Energiesparen auffordere. Nicht zuletzt sei es eine „große Solidaritätsaufgabe“, einen Blackout zu verhindern.

Schon umgesetzt hat die Verwaltung eine Reihe anderer Maßnahmen, wie sie in vielen Kommunen beschlossen sind:

Die Raumluft wird in allen städtischen Gebäuden wie den Verwaltungsstandorten oder den Feuerwehrgerätehäusern nur noch bis auf 19 Grad erwärmt. Ausnahmen sind die Schulen und die Kindertagesstätten, in denen es 20 Grad warm wird. Technisch sei das nicht immer ganz einfach, etwa in alten Gebäuden wie dem Haus Bachem oder dem Rathaus Oberpleis. „Da müssen wir uns rantasten“, sagte Theo Krämer.

Das Warmwasser ist in nahezu allen städtischen Gebäuden, darunter Sporthallen und Umkleiden, inzwischen abgeschaltet. Ausnahmen gibt es auch hier, etwa für Flüchtlingsunterkünfte oder OGS-Küchen. Eine Reduzierung der Wassertemperatur auf lauwarm kam aus hygienischen Gründen (Stichwort Legionellengefahr) nicht in Frage.

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Im neuen Hallenbad ist sowohl die Raum- als auch die Wassertemperatur um jeweils zwei Grad gesenkt worden, Letzteres allerdings nur im Schwimmerbecken, so Ingolf Pott, einer der Geschäftsführer des Schwimmtreffs, der das Bad betreibt und der wegen der stark gestiegenen Energiepreise einen höheren städtischen Zuschuss (zusätzlich zu den im Haushalt eingeplanten 306.000 Euro rund 240.000 Euro) bekommt, so der Beschluss jüngst im Stadtrat. Pott betonte gegenüber der Rundschau, dass bei sinkenden Energiepreisen der Zuschuss wieder verringert werde. Er registriert indes auch leicht sinkende Besucherzahlen: Rentner, die normalerweise viermal die Woche kämen, reduzierten die Besuche aus Kostengründen auf zwei oder drei.

Sparmaßnahme in 1990er Jahren

„Es gab einen Aufschrei“ in der Bevölkerung und in den Medien, als die Stadt Königswinter Mitte der 1990er Jahre bei der Straßenbeleuchtung sparte, erinnert sich Alt-Bürgermeister Herbert Krämer. Seinerzeit habe der Stadtrat die Betriebskosten für die Straßenbeleuchtung, die sich auf 700 000 D-Mark belaufen haben, um zehn Prozent gekürzt. Die Verwaltung habe daraufhin die Beleuchtung später eingeschaltet, so der 85-jährige Christdemokrat, der von 1990 bis 1999 Stadtoberhaupt war.

Viele Menschen sahen aber die Sicherheit der Bürger nicht mehr gewährleistet. Das Ausmaß des Protestes habe man seinerzeit unterschätzt. Nach nur wenigen Tagen sei die Entscheidung rückgängig gemacht worden. Krämer glaubt allerdings, dass die Bürger heute angesichts der Energiekrise anders mit dem Thema umgehen und die Entscheidung mittragen. Aus seiner Sicht wäre allerdings in den abgelegenen Orten der Stadt wenigstens punktuell Licht in den Dorfmittelpunkten sinnvoll. (csc)

Brunnen wie der Eselsbrunnen an der Rheinallee oder das Rathaus in der Altstadt werden nicht mehr angestrahlt. Auf eine Abschaltung des Flutlichts auf Sportanlagen verzichtet die Stadt. Die Anlagen seien auf LED umgerüstet und würden nur bei Bedarf eingeschaltet; eine Abschaltung hätte erhebliche Auswirkungen auf den Sportbetrieb.

Lutz Wagner betonte, dass eine um ein Grad geringere Wassertemperatur sechs Prozent an Energie einspare. Es sei die gute Seite der aktuellen Krise, dass durch Sparmaßnahmen, die womöglich länger andauern müssten, sehr konsequent etwas für den Klimaschutz getan werden könne. Nicht zuletzt, ergänzte Theo Krämer, profitiere der Steuerzahler, der am Ende für die steigenden städtischen Energiekosten aufkommen muss.

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