Kurz vor ParalympicsRollstuhl-Basketballerinnen sind ohne Nationaltrainer

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Die National-Mannschaft der Rollstuhl-Basketballer hat sich vom Trainer getrennt.

Bad Honnef – Nicht einmal mehr drei Monate vor Beginn der Paralympischen Spiele in Tokio muss sich der der Behindertensportverband auf die Suche nach einem neuen Cheftrainer der deutschen Damen-Nationalmannschaft im Rollstuhl-Basketball begeben.

Die Mannschaft teilte Martin Otto aus Bad Honnef in einer Teambesprechung mit, dass sie nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten wolle, weil die Vertrauensbasis fehle. Der Hintergrund dafür waren offenbar unterschiedliche Auffassungen über die Umsetzung des Coronaschutz-Konzeptes. „Ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt und hatte nicht einmal mehr die Chance, mich zu erklären“, berichtet der 58-jährige Trainer. Er bekannte, er sei „bitter enttäuscht, dass so etwas im Teamsport möglich ist“.

Auch Otto will nicht mehr

Das Tischtuch scheint zerschnitten zu sein, denn „nachdem die Mannschaft eine Entscheidung getroffen hat, habe ich nun auch für mich entscheiden, dass der Vertrauensbruch so groß ist, dass ich das Team nicht mehr trainieren könnte.“ Dabei geht Otto davon aus, dass „lediglich zwei Spielerinnen den Rest unter Druck gesetzt haben. Dann hat das Ganze eine Eigendynamik bekommen.“ Vom Verband habe er keine Rückendeckung bekommen, sagt der Lehrer am Gymnasium Schloss Hagerhof. „Ich mache generell nichts mehr im Rollstuhl-Basketball.“

Martin Otto übernahm das Nationalteam im Februar 2017 und führte es bei der Weltmeisterschaft 2018 im Hamburg zu Bronze, ebenso bei der Europameisterschaft 2019 in Rotterdam.

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Als Vorbereitung auf die diesjährigen Paralympics absolvierte das Team kürzlich „sehr gute Lehrgänge in Bad Godesberg“, berichtet Otto. „Die Mannschaft hat prima trainiert. Im athletischen Bereich haben wir gegenüber anderen Nationen stark aufgeholt.“

Er sieht das deutsche Team in Tokio als Medaillenkandidaten. „Wir haben ein neues System installiert. Die deutschen Rollstuhl-Basketballerinnen sind unberechenbarer geworden für den Gegner.“ Sie stehen allerdings ohne Nationaltrainer da. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen dies auf die Leistungen bei den Paralympics in Japan haben wird.

Was es für ihn persönlich bedeuten wird, das beschreibt Otto knapp und trocken so: „Ich habe mehr Zeit.“

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