Für FilmcrewsLohmarer Unternehmer vertreibt Chips zur Erkennung von Nahkontakten

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Peter Hoffmann von Jola Soft- und Hardware erklärt das System der Chips, die bei Unterschreitung eines Mindestabstands in Magenta statt Weiß blinken. 

Lohmar/Rösrath – So groß wie ein Zwei-Euro-Stück, rund 15 Gramm schwer und mit einem Clip zum Anstecken ausgestattet – der kleine, unscheinbare Chip kann, richtig eingesetzt, ein effektives Mittel bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie sein. Denn er registriert sogenannte Nahkontakte.

Kommen sich zwei dieser „Beacons“ näher als 1,50 Meter, wird aus dem weißen nach drei Sekunden ein magentafarbenes Blinken. Das funktioniert auf Basis von Bluetooth-Technik. Aufgezeichnet werden ausschließlich Begegnungen, keine weiteren Daten. Das Gerät hat kein GPS und keine Uhr, kann also keine Bewegungsmuster erstellen. Ein Missbrauch wird dadurch ausgeschlossen.

Österreichischer Hersteller

Jo Langen, Chef von „Jola Rent“, hat das „Safedi“ bei den GT Masters in Oschersleben bei Magdeburg entdeckt. Die Rennsportveranstalter hatten sich das System eines österreichischen Herstellers als mobiles Set angeschafft. Der baut eigentlich Industrieroboter, wie Peter Hoffmann von Jola Soft- und Hardware berichtet: „Wegen Corona haben sie etwas entwickelt, um Abstände einzuhalten. Eigentlich ist es für den Eigenbedarf entstanden.“ Bei Gesprächen mit anderen Firmen haben die Macher bemerkt, dass das was für den Markt sein könnte.

Langen erkannte sofort die Möglichkeiten für seine Kunden in der Filmbranche und orderte das System, das er jetzt nach seinen eigenen Angaben als Einziger in Deutschland vertreibt. Seit einem Monat hat er es im Einsatz. Derzeit läuft ein realer Feldtest bei einer Produktion für Sony Pictures. Die Ergebnisse sollen ausgewertet werden, um zu sehen, wie praktikabel der kleine Helfer sein kann.

Weniger Drehausfälle wegen Quarantäne

Ziel ist es, herauszufinden, wer im Ernstfall wirklich einen Nahkontakt mit einem Infizierten hatte. Denn nicht jeder am Filmset nähert sich dem Covid-19-Patienten, betroffen sind höchstens 20 bis 30 Prozent. Die gilt es zu finden. Wird aber ein positiver Test gemeldet, muss das gesamte Team in Quarantäne. Dadurch fallen Drehtage aus, mit erheblichen Kosten.

Die gespeicherten Daten, die im Chip nicht personalisiert sind, landen in der Cloud. Ein Verantwortlicher hat den Überblick darüber, welcher „safedi“ an wen ausgegeben wurde, und macht die Tagesauswertung, klassisch über Listen und außerhalb des Systems. „Es ist ein bisschen wie die Corona-Warn-App, aber funktionierend“, meint Hoffmann verschmitzt.

Chip ist unter Kostümen versteckt

Die ersten Erfahrungen zeigen, dass der Chip robust ist und verwertbare Daten liefert, selbst wenn er unter Kostümen versteckt ist. Bei einem Team von 39 Menschen am Set wurden täglich vier bis sechs Nahkontakte registriert, so Hoffmann. An einem Tag stieg die Zahl deutlich an. Das wurde sofort überprüft, es stellte sich heraus, dass in einem engen, gerade mal 1,50 Meter breiten Flur gedreht worden war.

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Die Strahlung wird gebündelt auf das Gesichtsfeld, denn es geht um die „Face to Face“-Begegnungen. Den Ton, den das Gerät bei Unterschreitung des Mindestabstands abgeben kann, hat „Jola“ übrigens abgestellt – der würde bei Dreharbeiten doch allzu sehr stören.

Der Chip passt zu den Konzepten von Jo Langen, der beim ersten Lockdown innerhalb kürzester Zeit unterschiedliche Berufsgruppen der Filmbranche an den Tisch holte, denn: „Wir müssen produzieren, damit Inhalte für die Sender da sind.“

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