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VandalismusAlte Grundschule wird zum Lost Place – Stadt Lohmar lässt Gelände einzäunen

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Um Gefahren zu bannen, soll die alte Grundschule in Birk bis zu ihrem Abriss eingezäunt werden.

Lost Place: Um Gefahren zu bannen, soll die alte Grundschule in Birk bis zu ihrem Abriss eingezäunt werden.

Warum lässt die Stadt ein Abrissgebäude aufwendig einzäunen? Der Grund: Von dem Lost Place in Birk geht Gefahr aus.

Fast täglich entdeckt der Hausmeister Vandalismusschäden an der alten Grundschule Birk, schildert der städtische Beigeordnete Andreas Behncke auf Anfrage der Redaktion: aufgebrochene Türen, zertrümmertes Mobiliar, eingeschlagene Scheiben. Das leer stehende, abrissreife Gebäude hat sich offenbar zu einem Lost Place entwickelt, der einige Anziehungskraft ausübt.

Nun hat der Bauhof das Gelände aufwendig umzäunt, zu groß sei die Gefahr gewesen, dass sich jemand dort verletzt, zum Beispiel an den herum liegenden Glasscheiben, so Behncke. Er vermutet, dass abenteuerlustige Jugendliche vor allem in den Abendstunden oder nachts das Grundstück unbefugt betreten.     

Noch gehört das Areal der Stadt Lohmar, ein Investor soll die Schule vorzeitig abreißen

Seit den Osterferien schon steht die alte Schule im Ortskern leer, nach dem Umzug in den schmucken Öko-Neubau am Ortsrand unterhalb des Sportplatzes haben sich Schülerinnen und Schüler, Lehrerkollegium und Betreuungskräfte längst eingelebt. Das Hausmeisterteam habe eigentlich genug zu tun, sagt Behncke, müsse aber täglich einen Kontrollrundgang am früheren, einige hundert Meter entfernten Standort machen.

Noch gehört das Areal der Stadt. Zwar sei der Verkauf an zwei Investoren beschlossene Sache, der Eigentumsübergang aber noch nicht vollzogen. Grund ist die Feuerwache gegenüber dem Bürgerhaus am Rand des Schulgrundstücks, die ebenfalls in einen Neubau umziehen und erst dann abgerissen werden soll. Der erste Spatenstich an der Kreisstraße ist getan, bis zur Verlagerung wird es voraussichtlich noch einige Monate dauern.   

Die Verwaltung ist also in der Verkehrssicherungspflicht, die Zugänge von oben, der Straßenseite und von unten zwischen dem bereits umzäunten Spielplatz und der Feuerwache, sind jetzt dicht. Nicht umzäunt wurde laut Behncke das denkmalgeschützte, dunkelrote, historische Schulgebäude Baujahr 1846, das erhalten bleiben und künftig als Treffpunkt genutzt werden soll.

Das alte Schulhaus steht unter Denkmalschutz. Es soll zum Treffpunkt werden im neuen Wohnviertel.

Das alte Schulhaus steht unter Denkmalschutz. Es soll zum Treffpunkt werden im neuen Wohnviertel.

Ob der hohe Zaun aus den Beständen des Bauhofs stammt oder eigens angemietet werden musste, die Frage konnte die Verwaltung nicht beantworten, die Verantwortlichen sind noch im Herbsturlaub. Allzu lange soll der gefährliche Lost Place aber nicht mehr stehen, die Schule schnellstmöglich dem Erdboden gleich gemacht werden. 

Dafür will die Stadt laut Andreas Behncke einen der Investoren, den Lohmarer Sven Hofmann, mit ins Boot holen. Nach den Herbstferien, in der kommenden Woche, werden der Beigeordnete für Schule und Soziales und der für Bauangelegenheiten zuständige technische Beigeordnete Bernhard Esch mit Sven Hofmann über einen vorgezogenen Abriss sprechen.   

Die Kosten hierfür, so ist vereinbart, trägt der Investor. Dafür gab's einen Preisnachlass beim Grundstückkauf. Wird man sich einig, gehen aber noch einige Wochen bis Monate ins Land, bis die Schule verschwunden sein wird. Nötig ist eine Abrissgenehmigung, so Behncke, darüber hinaus wäre das Areal dann eine Baustelle, für die wiederum Regelungen notwendig seien.  

Hofmann wird den hinteren Teil des Grundstücks im Ortskern mit Mehrfamilienhäusern bebauen, auf dem vorderen Abschnitt entlang der Birker Straße errichtet der zweite Investor, das Lohmarer Holzbauunternehmen Fullwood noch hochwertigere Wohngebäude. 65 Wohneinheiten, darunter etliche kleinere, sollen hier entstehen, zudem eine Tiefgarage.

Bürgerprotest gegen das neue Viertel und gegen zwei weitere Wohnhäuser

Das neue Viertel ist nicht unumstritten, Kritiker favorisierten eine losere Bebauung. Auf die ersten Ausschreibungen indes hatte sich kein einziger Investor gemeldet, die Stadtverwaltung klopfte daraufhin bei potenziellen Bauherren an, fragte nach Gründen und konnte das Grundstück doch noch vermarkten.

Erklärtes Ziel: Wohnraum zu schaffen, um den Mangel zu beseitigen und den schwierigen Wohnungsmarkt zu entspannen. Das ist bislang in Wahlscheid und in Lohmar-Ort gelungen. In Birk sollen zudem hinter dem Bürgerhaus etwa 20 mietpreisgebundene Wohnungen errichtet werden; auch dagegen gibt es Proteste.