Zu viel HitzeKeine gute Apfelernte in Niederkassel

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An den dunkel gefärbten Stellen der Äpfel ist der Sonnenbrand zu erkennen.  Auch Birnen haben das Problem.

  • Rund 20 bis 30 Prozent beträgt der Ernteausfall dieses Jahr.
  • Eine zweijährige Schwankung des Ertrages bei Obstbäumen gilt als normal.
  • Doch diesmal gibt es ein Problem.

Niederkassel – Die Hitze der vergangenen Wochen hat auf den Apfel- und Birnenplantagen von Wolfgang Honecker in Mondorf ihre Spuren hinterlassen. Es geht nicht um den Wassermangel. Sonnenbrand hat die Schalen mancher Früchte dunkel werden lassen. Die schützende Haut fällt im Lauf der Zeit ein, und das Fruchtfleisch darunter zersetzt sich. Für Wespen ist dieser zuckersüße Brei eine willkommene Abwechslung im Speiseplan.

„Rund 20 bis 30 Prozent beträgt der Ernteausfall dieses Jahr“, berichtet der Landwirt. Bei UV-Strahlenwerten von sechs bis acht nähmen jene Früchte an den Ästen Schaden, die längerer Sonneneinstrahlung ausgesetzt seien. Diese Werte seien in den vergangenen Wochen mehrfach erreicht worden.

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Wolfgang Honecker zeigt, wann ein Apfel reif ist. Beim Durchteilen der Frucht muss der Kern braun sein.  

Der Sonnenbrand ist das eine Problem, die fehlende Farbe das andere. Wenn die Nächte zu warm sind, reift zwar das Fruchtfleisch der Äpfel, die Schale aber nicht. Von innen sind sie erntereif, es fehlt aber die dafür typische Optik. Honecker schneidet mit sicherem Schwung einen Apfel mitten durch. Er zeigt auf die braunen Kerne in der Mitte.

Das Zeichen, dass der Apfel reif ist. Die Schale allerdings hat deutlich zu wenig Färbung. Nur kühlere Nächte können da noch helfen. Bei Tagestemperaturen von bis zu 37 Grad kühlte sich allerdings in der Nacht die Luft nicht deutlich ab. Zum Glück für Honecker ist es zuletzt nachts wieder kälter geworden.

Im vorigen Jahr war die Ernte besser

Nicht nur Wespen fliegen in der Plantage umher. Libellen, Schmetterlinge und andere Insekten sind auch dort zu finden. „Viele kommen aus den Biotopen hier in direkter Nähe“, berichtet Honecker. Die freuen sich über die Äpfel, die auf den Boden gefallen sind. „Im vorigen Jahr war die Ernte besser“, berichtet Honecker. Dieses Jahr werde es weniger.

Diese normale zweijährige Schwankung des Ertrages bei Obstbäumen wird von den Fachleuten als Alternanz bezeichnet. Doch es gibt noch ein Problem: Dort, wo heute die Plantage steht, floss früher der Rhein und bildete Sandbänke aus. Die sind noch immer im Boden. Gerade bei wenig Regen sei der Boden dort besonders trocken, die dort gepflanzten Bäume entwickelten sich nicht so kräftig wie der nur wenige Meter benachbarte Stamm. „Das kann man aber nicht ändern“, stellt Honecker fest.

Erst gab es Schäden durch Hagel, dann durch Hitze

Die Natur unterliegt Schwankungen. „2014, 2015 und 2016 hatten wir Schäden durch Hagel, dann folgte die Hitze“, berichtet Honecker aus dem Leben eines Apfelbauern. Doch die Ernte sei immer ausreichend gewesen. Das ist auch für den Verkauf im Hofladen wichtig, den seine Frau Marita führt. Sie berichtet, dass die Kundschaft bei den Frühäpfeln „eher kleine Mengen um ein Kilo“ bevorzuge. Später würden größere Mengen mit nach Hause genommen.

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Allerdings gehen nicht alle Äpfel in fester Form über die Ladentheke. Ein Teil davon wird zu Apfelsaft verarbeitet. Und da wird dann der Landwirt zum Sommelier. Damit der Geschmack stimmt, werden die sauren, süßen und fruchtigen Sorten gemischt. Da ist kulinarisches Fingerspitzengefühl gefragt. „Jedes Jahr ändert sich die Zusammensetzung“, erzählt Honecker. Je nach Sonnentagen ändern sich nämlich der Geschmack und der Saftanteil im Apfel.

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