Fachkräftemangel in KitasNeues Konzept der Awo soll Erzieherinnen im Rhein-Sieg-Kreis entlasten

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Kinder einer Kindergartengruppe machen während einer Bewegungseinheit eine Pause.

Kinder einer Kindergartengruppe machen während einer Bewegungseinheit eine Pause.

Zusätzliche Hilfskräfte sollen den Fachkräften in den Kitas zu mehr Zeit für die Kinder verhelfen.

Die Kita-Schließungen gehörten für viele Eltern zu den härtesten Erfahrungen in der Corona-Pandemie. Allein auf sich gestellt, blieb vielen keine andere Wahl, als zuhause zu bleiben und sich um die Kinder zu kümmern. Die Sorge bleibt, auch wenn es still um das Virus geworden ist: Die Tagesstätten leiden unter dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel, reduzierte Öffnungszeiten und Schließungen sind an der Tagesordnung.

Abhilfe will die Arbeiterwohlfahrt (Awo) NRW mit dem neuen Konzept „Das Kitasystem neu denken“ schaffen. Ein Kernpunkt ist die Entlastung der Erzieherinnen und Erzieher von Aufgaben, die andere, neue Kolleginnen und Kollegen mit anderen Fähigkeiten übernehmen könnten. Wie der Alltag im Gebiet des Awo-Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg aussieht und dass er sich ändern muss, schilderten Vanessa Weber, Kita-Co-Leiterin in der Tagesstätte Pedalo in Sankt Augustin, Fachbereichsleiterin Janina Knott, Kreisvorsitzender Heinz-Willi Schäfer und Kreisgeschäftsführerin Barbara König.

Hoher Hygieneaufwand

Vanessa Weber beschrieb etwa den hohen Hygieneaufwand vor allem in U-3-Gruppen, wenn nach Mahlzeiten abgeräumt, gespült und oft noch der Boden gewischt werden müsse – eine der Aufgaben, die auch Helferinnen und Helfer übernehmen könnten, um den Erzieherinnen mehr Raum für die eigentliche Arbeit mit den Kindern zu verschaffen. Ebenso sei es mit vielen Verwaltungsaufgaben. „Das sind Sachen, die einfach aufhalten.“

Drei Frauen und ein Mann von der Arbeiterwohlfahrt stehen nebeneinander vor einem Lieferwagen

Awo Bonn/Rhein-Sieg stellt Konzept „‚Kitas neu denken vor‘“, von links: Vanessa Weber, Janina Knott, Heinz-Willi Schäfer und Barbara König

Sie sei froh, „im Tandem“ mit einer Kollegin zu arbeiten, so dass ihr auch noch Zeit für die Arbeit in der Gruppe bleibe. Auch die Aufsicht auf öffentlichen Spielplätzen sei eine Aufgabe, für die es nicht zwingend pädagogische Qualifikation brauche, etwa wenn Kippen oder Scherben aufgelesen werden oder Spielgeräte auf sichere Funktion überprüft werden müssten.

Zehn Stunden in der Woche, schätzt Weber, sei der Zeitaufwand für Aufgaben, die nichts mit Pädagogik zu tun hätten. „Das wäre eine riesige Chance, mehr Arbeitskräfte für die Kitas zu gewinnen und gleichzeitig die Qualität der Arbeit zu steigern“, ist sich Janina Knott sicher. Die Awo schlägt dazu einen Schlüssel von 70 Prozent Fachkraftstunden und 30 Prozent „profilergänzender“ Stunden vor.

18 Kindertagestätten in Bonn und Rhein-Sieg-Kreis 

Barbara König sieht bei der Finanzierung das Land in der Pflicht, und das bekomme allein aus dem neuen Kita-Qualitätsgesetz etwa 800 Millionen Euro vom Bund. Das Land müsse sich jetzt bekennen und investieren, die Zeit rhetorischer Absichtserklärungen sei vorbei. Zweite Säule im Konzept ist der Erhalt der Fachkräfte durch Qualifizierung und Aufstiegschancen. Barbara König sieht Überbelastung und fehlende Perspektiven als Ursachen dafür, dass viele gut ausgebildete Beschäftigte andere Arbeit suchen. Auch deshalb habe die Awo in ihren 18 Tagesstätten im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn begonnen, Tandems mit zwei Leitungskräften einzuführen. „Dabei stoßen wir allerdings an finanzielle Grenzen.“

Dritte Säule ist schließlich die Ausbildung, wobei die Awo eigene Ausbilderinnen und Ausbilder schult. Janina Knott hebt die Bedeutung der Änderungen hervor: „Das Konzept ist unumgänglich. Die Fachkräfte, die eigentlich brauchen, werden wir nicht bekommen.“ Heinz-Willy Schäfer betont: „Die Verlässlichkeit der Betreuung ist das A und O.“

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