Corona in Rhein-SiegEnde der Maskenpflicht im ÖPNV – Pendler, Bahn und Städte ziehen Bilanz

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Eine Maske liegt in einem leeren Zugabteil.

Rund drei Jahre nach Beginn der Pandemie kehrt NRW weitgehend zur Normalität zurück. Seit Mittwoch gibt es keine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr mehr. (Symbolbild)

Seit Mittwoch gibt es in NRW keine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr mehr. Am Siegburger Bahnhof zeigt sich aber: Viele sind bereit, weiter den Mund-Nasen-Schutz zu tragen.

Rund drei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie kehrt NRW weitgehend zur Normalität zurück. Seit Mittwoch gibt es keine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und keine fünftägige Isolationspflicht für Corona-Infizierte mehr. Damit enden auch die Kontrollen zur Durchsetzung der Maskenpflicht im ÖPNV, die in den vergangenen Jahren viele Kräfte bei Ordnungsämtern, Polizei und Verkehrsverbünden gebunden hatten.

Allein die Stadt Troisdorf leitete von 2020 bis 2022 insgesamt 680 Bußgeldverfahren in Folge von Corona-Verstößen ein – darunter fielen 104 Verstöße gegen die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen.

NRW: 462.110 Maskenverstöße an Bahnhöfen und in Regionalzügen

NRW-weit wurden in Zügen des Regionalverkehrs und auf Bahnhöfen bis Ende Januar dieses Jahres 462.110 bewusste Maskenverstöße dokumentiert, teilte das Kompetenzcenter Sicherheit NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) mit.

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Im Streit um die Maske sei es immer wieder erforderlich gewesen, hartnäckige Verweigerer sowie Wiederholungstäter von der Weiterfahrt auszuschließen und gemeinsam mit den Ordnungsbehörden und der Bundespolizei Bußgeldverfahren einzuleiten, hieß es. Allein im Jahr 2021 seien rund 1,5 Millionen Menschen auf das korrekte Tragen der Maske und den nötigen Abstand hingewiesen worden.

Nicht nur durch Masken, sondern durch zügig eingebaute Plexiglasscheiben hatten die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) und deren Auftragsbetriebe ihre Fahrer geschützt. Da nur vereinzelt gegen die Maskenpflicht in Bussen verstoßen worden sei, spricht die RSVG von „geringer Mehrarbeit“ durch zusätzliche Hinweise.

Deutsche Bahn verzeichnet deutliches Plus bei Angriffen auf Mitarbeiter

Ein privater Busbetreiber berichtete dagegen von Pöbeleien, wenn Fahrer auf die Maskenpflicht hinwiesen. Einmal hätten junge Leute, die des Busses verwiesen worden waren, eine Scheibe eingeschlagen. Diese Situationen gehören nun der Vergangenheit an. Statistiken, wie oft Fahrgäste verwarnt oder ausgeschlossen wurden, gibt es nicht.

Die Deutsche Bahn berichtet, dass sich die „allermeisten Reisenden“ an die Maskenpflicht gehalten hätten. Bis zum Ende des dritten Quartals 2022 waren bundesweit 2325 Übergriffe auf DB-Mitarbeitende gezählt worden, knapp ein Viertel mehr als im Jahr davor. Die Übergriffe würden konsequent bekämpft und zur Anzeige gebracht. Aktuellere Zahlen gibt es bei der DB nicht. Im Herbst 2020 hatten DB, Bundespolizei und Siegburger Ordnungsamt gemeinsam kontrolliert und in Einzelfällen auch Ordnungsgelder kassiert.

Bei einer nicht-repräsentativen Zufallsumfrage am Siegburger Bahnhof waren am Mittwoch die meisten Befragten bereit, weiter den Mund-Nase-Schutz zu tragen. „Ich sehe das zwiegespalten“, meinte eine Pflegerin mit Maske. Viele hätten ihre Maske nicht korrekt getragen, andere Masken seien völlig dreckig gewesen. „Dann schon lieber ohne“, sagte sie. „Ich trage die Maske aktuell, weil ich schwanger bin, erklärte eine junge Frau. „Wahrscheinlich würde ich sie aber auch sonst noch tragen.“

Viele Pendler am Bahnhof Siegburg wollen weiter eine Maske tragen

„In der proppenvollen Linie 66 lasse ich die Maske vorerst an, um mich selbst zu schützen“, berichtete ein Mann mittleren Alters. „Ich habe nichts dagegen, wenn Leute sie anlassen,“ ergänzte eine 17-Jährige, und ihre 16 Jahre alte Begleiterin erklärte: „Im Bus trage ich die Maske weiter, weil sie mich schützt. Ich hätte sie auch in der Schule den ganzen Tag getragen.“ „Ich begrüße das bisschen Freiheit zurück“, gibt eine Seniorin zu.

„Allerdings bin ich allergisch und deshalb froh, dass es vorbei ist. Wenn es sein müsste, würde ich die Maske auch weiter tragen.“ Eine andere Dame kommentiert: „Für mich ist es in Ordnung. Die Maske hat mich nicht wirklich gestört. Aber ohne ist es auf jeden Fall besser.“

Dass das Thema möglicherweise doch nicht ganz so locker genommen wird, wie es scheint, zeigt ein Detail: Der Zeitung wie üblich Name, Alter, und Wohnort nennen wollte kaum ein Befragter. Fotos gab’s schon mal gar nicht.

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