Nicht nur überfüllen die Kleidercontainer immer mehr, weil es weniger im Kreis werden, auch schmeißen manche Menschen einfach Müll hinein.
„Müllaufkommen wie noch nie“Immer mehr Müll landet in immer weniger Altkleider-Containern in Rhein-Sieg

Rund um Altkleider-Container stapeln sich die Kleidungsstücke und manche schmeißen auch Müll in die Container. (Symbolbild)
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„Es nimmt keiner mehr Altkleider ab“, berichtet Katja Ruiters, Betriebsleitung für Eingliederungshilfe und Arbeit bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bonn-Rhein-Sieg. Die Mehrheit der Betreiber von Altkleider-Containern habe sich daher schon zurückgezogen. Allein in Troisdorf sind ihrer Kenntnis nach rund 50 Container abgebaut worden.
„Alle gewerblichen Anbieter sind raus.“ Zurückgezogen hätten sich aber auch andere Wohlfahrtsverbände. So wie die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) Bergheim/ Müllekoven. „Wir haben die komplett abgebaut“, sagt der Vorsitzende Stephan Scheve. Mehr als 20 Standorte in ganz Troisdorf hatte die KAB mit dem Verwerter Texaid unterhalten.
Kleidersammlung lohnt kaum noch für wohltätige Vereine – Container abgebaut
Der meldete im Sommer Insolvenz an, versicherte aber den Ehrenamtlichen, noch bis Ende September die Container zu leeren. Doch schon zwei Tage später sei niemand mehr da gewesen, sagt Scheve. Angesichts der wachsenden Müllberge neben den Containern habe das städtische Ordnungsamt die KAB zum Aufräumen aufgefordert.
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Eine Zeit lang habe die Altkleidersammlung durchaus Geld für Projekte der KAB eingebracht, berichtet Stephan Scheve. Am Schluss hätten sie aber nicht einmal ein Zehntel dessen bekommen, was vorher hereingekommen sei. Angesichts dessen sei der Aufwand nicht mehr leistbar. „Wir sind froh, dass die Container weg sind.“
Immer mehr Altkleider landen an verbliebenen Standorten
Umso mehr Altkleider – in welchem Zustand auch immer – landeten an den verbliebenen Standorten. Die Awo hält derweil an ihren Standorten fest. „Wir haben ja ein Integrationsprojekt“; 18 Menschen mit Behinderung haben einen Arbeitsplatz in dem mit der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG) betriebenen Projekt. Das verfolgt nicht primär dem Streben nach Gewinn.
Aber: „Ich brauche immer die Gehälter meiner Leute“, stellt Ruiters klar. Die leeren die Container, sortieren deren Inhalt und halten die Standorte sauber. Was immer mehr Arbeit wird, wie Ruiters sagt: „Es gibt ein Müllaufkommen wie noch nie.“ Selbst neben leeren Containern werde Kleidung einfach auf den Boden geworfen.
Verschmutzte und kaputte Kleidung landet in Containern – Verwirrung um neue Gesetzgebung
In den Containern lande nach wie vor kaputte oder verschmutzte Kleidung – die neue Gesetzgebung schaffe offenbar Verwirrung: Was kaputt sei, dürfe nach wie vor über den Restmüll entsorgt werden, betont sie. „Da braucht es eine gute Kommunikation“, sagt Ruiters, sie hoffe auf Klarstellung der Regeln.
Zweites großes Thema ist aber auch der wilde Müll. Alles, was in den Schacht passe, werde auch hineingeworfen, haben Ruiters und die Mitarbeitenden erfahren. Auch das trage zur Überfüllung der Container bei.
Betreiber der Container müssen für Ordnung sorgen, wenn sich der Müll häuft
110 genehmigungsfähige Standorte für Altkleidercontainer gibt es nach Auskunft aus dem Rathaus in Troisdorf, 49 davon werden aktuell betrieben. Mehrheitlich – nämlich bei 38 Containern – unterhalten die RSAG und ihr Partner Arbeiterwohlfahrt die Standorte. Nur an elf Standplätzen sind demnach noch gewerbliche Sammler aktiv. Laut WDR, der eine Umfrage unter 153 NRW-Kommunen gemacht hatte, wurden in Troisdorf im zu Ende gehenden Jahr 41 Container abgebaut.

Altkleider-Container der RSAG. (Archivbild)
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Die Betreiber seien auch für die Sauberkeit des Umfelds verantwortlich, so die Erklärung aus dem Troisdorfer Ordnungsamt. Häufe sich der Müll, müssten die Betreiber für Ordnung sorgen. Im schlimmsten Fall könne dann eine Genehmigung auch entzogen werden. Das sei aber, so die Stadt, in den vergangenen Jahren nicht nötig gewesen. Umgekehrt könnten auch die Betreiber Stellplätze aufgeben, wenn sie an der Vermarktung der Altkleider kein Interesse mehr hätten.
Altkleidermarkt ist verdammt schwierig geworden.
Probleme mit Müll in ihren Altkleider-Containern haben in Bad Honnef auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Malteser Hilfsdienst (MHD). Beide haben einen Dienstleister eingeschaltet, der sich um die Leerung kümmert. Das DRK muss sich laut Geschäftsstellenleiter Jens Koelzer aber gerade zum nächsten Jahr einen neuen suchen. „Der Markt ist verdammt schwierig geworden.“ Das DRK Bad Honnef, das acht Standorte mit zum Teil zwei oder drei Containern hat, denkt allerdings noch nicht an einen Ausstieg aus der Altkleidersammlung. Es bringe immer noch ein wenig Geld für die ehrenamtliche Organisation.
Nach Angaben von Andreas Archut, stellvertretender Stadtbeauftragter der Malteser in Bad Honnef, die zwölf Standorte mit einem beziehungsweise zwei Containern unterhalten, hat die Organisation mal mehr Geld mit den Altkleidern eingenommen. Trotz der gesunkenen Preise könne man aber immer noch die ehrenamtliche Arbeit damit unterstützen. Auch die Malteser haben einen Dienstleister mit der Leerung beauftragt, der sich auch darum kümmern müsse, dass der Standort sauber bleibe. Denn Probleme mit Müll gibt es auch an den MHD-Containern.
Auch in Siegburg gibt es Probleme mit Müll und überfüllten Containern. „Bitte die Tüten nicht vor dem Behälter abstellen“, darauf weist die Kreisstadt hin. „Das nimmt überhand an mehreren Standorten, wir kommen kaum nach“, teilt der städtische Baubetriebshof mit, der sich in solchen Fällen auf Kosten der Steuerzahler um die Entsorgung kümmert. Hinzu komme: Bei der aktuellen Witterung sögen sich Jacken und Hosen mit Feuchtigkeit voll. Das locke Ratten und anderes Ungeziefer an.
Auf den öffentlichen Flächen abseits von Supermarktparkplätzen stehen in Siegburg die grünen Container der RSAG, die mit der Awo kooperiert. Die RSAG vermeldete zuletzt auch den unmittelbaren Grund für das Überquellen: Es sei ein Leerungsturnus wegen einer Krankheitswelle entfallen. Man arbeite jetzt aber zügig an der Behebung des Missstands, teilt die RSAG mit.

