Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Könige gesuchtIn vielen Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis fehlen Sternsinger

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe von Sternsingern steht auf einem Platz.

In Siegburg werden die Kinder bei der Sammelaktion von Erwachsenen unterstützt. (Archivbild)

In diesen Tagen sind auch im Rhein-Sieg-Kreises die Sternsinger unterwegs. Doch in etlichen Gemeinden fehlen Kinder, die mitmachen möchten. Ein Überblick.

Als Sternsinger in den Rollen der heiligen drei Könige sammeln Kinder und Jugendliche traditionell vom 6. Januar an Spenden für Kinder in Not. Die Spendenbereitschaft der Menschen ist groß, doch in etlichen Gemeinden fehlen inzwischen Kinder, die mitmachen möchten. Ein Überblick.

Eine positive Bilanz der Sternsingeraktion 2023 in Troisdorf zog der Leitende Pfarrer Hermann-Josef Zeyen. „Unüberschattet“ von kirchlichen Auseinandersetzungen sei die Sammlung als eigenständige Aktion der Kinder wahrgenommen worden. Sehr ergriffen hätten viele der Besuchten reagiert. Manche, so berichteten die erwachsenen Begleiterinnen und Begleiter, hätten sogar Tränen in den Augen gehabt.

In Siegburg sind auch Erwachsene bei der Sternsingeraktion dabei

Auch im Spendenaufkommen habe sich das niedergeschlagen, so Zeyen, der das Ergebnis der Sammlung als „sehr eindrucksvoll“ bezeichnet. Negative Erfahrungen, dass etwa Türen geschlossen blieben, habe es kaum gegeben. Stattdessen, so freute sich Zeyen, habe eine alte Dame aus Sieglar sogar neue Gewänder für die kleinen Könige genäht.

Personalnot und Nachwuchsmangel sind in der Pfarreiengemeinschaft eher kein Problem. 35 ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter waren mit den Kindern unterwegs, wenn auch die Beteiligung in den einzelnen Gemeinden unterschiedlich gewesen sei: In Kriegsdorf machten sich 27 Jungen und Mädchen auf den Weg, „sehr viele“ waren es auch in Sieglar. Doppelt so viele Beteiligte wie im Vorjahr zählten die Organisatoren in Oberlar. Und dennoch: „Nicht alle Straßen konnten besucht werden.“

In Siegburg begegnen einem die Heiligen Drei Könige mitunter auf Augenhöhe: Auch Erwachsene sind dabei, und deren Zahl wachse von Jahr zu Jahr, berichtet Carolin Lohmeier, die den Einsatz in der Innenstadt und auf der Zange organisiert. Dort klapperten diesmal rund 20 Sternsinger die Haushalte ab, die auf der Besuchswunschliste stehen.

Hennefer Sternsinger haben „hervorragendes Ergebnis“ erzielt

„Das sind mehr als 500 Adressen“, sagt Lohmeier, „und die Liste wird jedes Jahr länger.“ Stand Dienstag mussten noch drei Straßen   abgearbeitet werden. Jedes Jahr wirbt Lohmeier bei den Erstkommunionkindern dafür, mitzumachen. Das allein reicht nicht. „Wir sind auf die Unterstützung der Eltern angewiesen“, sagt die 23-Jährige aus der Messdienerleiterrunde an St. Servatius. Das letzte Kind habe sich erst am Freitagabend um 22 Uhr bei ihr angemeldet, am nächsten Morgen ging es bereits los.

Sie selbst hat schon 20 Jahre Sternsinger-Erfahrung, als Kindergartenkind hat sie angefangen und ist dabeigeblieben. Insgesamt seien es in Siegburg diesmal zirka 100 Sternsinger im Alter von zwei bis 60 Jahren   gewesen, Nachwuchsprobleme gebe es in der Nordstadt, in Stallberg und Braschoß.

Nach den bisherigen Rückläufen lässt sich schon sagen, dass die Sternsinger in Hennef ein herausragendes Spendenergebnis erzielt haben. „Fast nur Scheine“ seien in den Sammelbüchsen, berichtet Diakon Markus Brandt. Alle, bei denen Caspar, Melchior und Balthasar anklopften, hätten sich „wirklich sehr großzügig“ gezeigt. Das Wichtigste sei indes den Menschen Freude und den Segen zu bringen, betont Brandt.

Kinder möchten in ihren eigenen Wohnvierteln laufen

In dieser Mission waren in der seit Jahresbeginn fusionierten Pfarrgemeinde St. Michael Hennef (ehedem St. Simon und Judas Hennef und St. Michael Geistingen) 50 Kinder unterwegs. 60 Prozent Mädchen, 40 Prozent Jungen, schätzt Brandt, hauptsächlich Grundschulkinder aus den dritten und vierten Klassen. Ziel sei gewesen, an jeder Tür zu klingeln, aber das lasse sich bei der Größe des Gebiets einfach nicht realisieren. „Irgendwann ging es nicht mehr“, habe ihm etwa eine Mutter berichtet, die Sternsinger in Stoßdorf begleitete.

„Die waren teilweise sechs Stunden unterwegs“,   sagt der Diakon, der zunächst Schwierigkeiten hatte, Sternsinger für den Marktplatz und die Frankfurter Straße zu finden. „Die Kinder möchten in ihrem Wohnviertel laufen“, erklärt der 47-Jährige, das sei dieses Jahr extrem spürbar gewesen. Die, die dann doch in die Geschäfte an Markt und Frankfurter Straße gegangen seien, hätten hinterher aber begeistert davon berichtet.

Nur 20 Sternsinger waren in Königswinter-Oberpleis unterwegs

Nur 20 gekrönte Jungen und Mädchen zogen in Königswinter-Oberpleis los, um den Segen „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus) zu überbringen und zugleich Geld für Not leidende Gleichaltrige in aller Welt zu sammeln. Sie sind auch in der nächsten Woche noch unterwegs. „Bis auf fünf Erstkommuniongruppen hatten wir praktisch keine Kinder“, berichtet die Organisatorin Denise Bürfner, die Lage habe sich durch Corona stark verschlimmert.

Unterstützung   gab es von den Offenen Ganztagsgruppen der Grundschule Sonnenhügel, die Kinder verteilten Spendentüten. Wer die Sternsingeraktion unterstützen möchte, kann Spenden auch in der Kirche, in der Pleiserhohner Kapelle, in der Wahlfelder Kapelle und bei der Volksbank einwerfen.

„Es sind deutlich weniger Kinder als vor Corona“, berichtet auch die Ansprechpartnerin für die Sternsingeraktion in Eudenbach, Juliane Rohrmeier. 15 kleine Könige machten sich am Samstag im Oberhau auf den Weg. „Die waren irre fleißig“, berichtet Rohrmeier. An jeder Tür klingelten die Kinder. Wenn niemand öffnete, hinterließen sie Zettel im Briefkasten.