Feiern mit AbstandKarnevalisten im Rhein-Sieg-Kreis suchen nach neuen Konzepten

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Kann so etwas klappen? Karneval mit Abstand, das hinterlässt Lücken. Wie das gehen soll, ist den Karnevalisten nicht klar.

  • Karnevalisten im Rhein-Sieg-Kreis suchen nach Möglichkeiten, wie Jecke trotz Cornona feiern können.
  • Das gestaltet sich zwar schwierig, von der Option die Kostüme in dieser Session im Schrank zu lassen, hält man im Kreis aber nichts.

Rhein-Sieg-Kreis – „Karneval können wir nicht absagen.“ Wohl aber die Züge und die großen Sitzungen. Das steht für Frank Kasolowsky, Präsident der 1. Hennefer KG und amtierender Chef des Komitees Hennefer Karneval, fest. Diesen Appell haben auch die Präsidenten der Hochburgen an die Landesregierung gerichtet. „Die nächsten Wochen werden spannend“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung „Im Karneval sind viele kreative Menschen unterwegs.“

Weniger Alkohol

Nach der endgültigen Entscheidung des Kabinetts in Düsseldorf werden die Hennefer eine Komiteesitzung einberufen. „Wir werden ernsthaft überlegen, eine Alternative zu bieten, damit die Jecken feiern können, und wir trotzdem Menschenansammlungen verhindern“, sagt Kasolowsky. „Wenn das spruchreif ist, machen wir das sofort öffentlich. Es muss doch möglich sein, trotz Corona ein Stück Karneval zu bieten.“ Von der Haltung, dass die Kostüme ein Jahr im Schrank hängen bleiben, hält er nichts. „So einfach ist das dann doch nicht.“ Vielleicht werde es gemeinsam mit Gastronomie gehen, vielleicht müssten Konzepte neu erfunden werden.

Angst um die Existenz

Vertreter von neun Karnevalskomitees und Festausschüssen aus der Region haben sich in einem Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gewand und sich darin für eine Absage der Session 2020/21 ausgesprochen.

Alles zum Thema Armin Laschet

Die Karnevalisten aus Siegburg, Bonn-Bad Godesberg, dem Siebengebirge, Hennef, Troisdorf, Eitorf, Sankt Augustin und Lohmar distanzieren sich damit deutlich von anderen Jecken, die die Session trotz Corona-Pandemie durchführen wollen.

Bereits vor ihnen hatte sich Landrat Sebastian Schuster ähnlich geäußert.

Für die Karnevalsvereine geht es bei der Diskussion um die Session 20/21 um viel Geld. Säle sind bereits gebucht, Künstler verpflichtet, Mieten und Honorare vereinbart. Manch ein Verein bangt um seinen wirtschaftlichen Fortbestand.

Eine Durchführung einer Session auch unter zeitnahen angemessenen Auflagen halten die neun Vereine für nicht durchführbar. (pf)

Seine eigene KG hat bislang als ruhigeres Format „Janz höösch“ in der Meys Fabrik angeboten. Nach aktuellen Regeln könnte da aber nur 60 statt knapp 200 Gästen dabei sein. Schon jetzt sei es immer nur eine schwarze Null am Ende gewesen. „Da müssen wir mit den Künstlern sprechen, ob sie mit weniger Gage auskommen können.“ Möglich sei das in der guten Stube der Stadt, weil in der Runde weniger Alkohol getrunken werde. Genau das wird einer der springenden Punkte sein. „Bei steigendem Alkoholkonsum wird gesungen, geschunkelt und sich in den Arm genommen, genau das, was nicht sein soll.“ Es bleibt dabei: „Die nächsten Wochen werden spannend.“

So eng kann in dieser Session nicht gefeiert werden. Wie es anders gehen soll ist aber auch noch nicht klar.

So eng kann in dieser Session nicht gefeiert werden. Wie es anders gehen soll ist aber auch noch nicht klar.

Die Hennefer Stadtsoldaten sind ebenfalls Leidtragende, richten sie doch mit ihrer Sessionseröffnung und dem Rathaussturm zwei öffentliche Veranstaltungen aus. Die werden in dieser Session gestrichen. „Wir werden interne Geschichten machen, so etwas wie unseren Regimentsappell“, erklärte Pressesprecher Michael Nickolaus. Der wird aber in der Meiersheide stattfinden müssen, wenn die Hygieneregeln das zulassen.

„Knabüss“ in Sparversion

Auf die „Knabüss“ aber, die Zeitung der Stadtsoldaten, muss keiner verzichten. Wenn auch in Sparversion wird sie dieses Jahr noch erscheinen. Noch ein ganz anderes Problem hat die Gesellschaft. Die Stadtsoldaten haben keinen geeignet großen Raum, ihre Gardetänze einzuüben, das von ihnen geführte „Kurhäuschen“ ist einfach zu klein.

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„Dieses Jahr machen wir nichts, den Rest sehen wir dann“, berichtet Bernd Voss von der KG Schladern in Windeck. Noch seien für Anfang 2021 Sitzungen geplant. Voss ist sich sicher, dass Karneval mit einem vernünftigen Konzept auch in Corona-Zeiten möglich ist, „aber auch nur vernünftig“, unterstreicht er. Alles werde eben kleiner stattfinden. „Wenn wir die Leute nicht geordnet zum Feiern bringen, dann feiern sie ungeordnet, und dann könnte etwas passieren.“

Keine Feier ohne Schunkeln

In der Berggemeinde Much ist noch nichts entschieden. „Wir warten noch ab“, erklärt Siegfried Boos vom Mucher Karnevalsverein. Angesichts der jüngsten Entwicklung bei den Corona-Zahlen geht er allerdings davon aus, dass Sitzungen und Zug in Much ausfallen. „Schunkeln, Bützen, Zusammensetzen und Spaß haben, das ist Karneval. Wenn das alles nicht geht, fällt die fünfte Jahreszeit aus.“ Im kleinen Familienkreis zu feiern ist für Boos kein Thema. Mit den Senioren auf anderthalb bis zwei Meter Abstand zu feiern, kann er sich gar nicht vorstellen. Einen Saal für bis zu 1000 Personen mit 150 zu besetzen sei schon finanziell nicht drin.

„Wir würden gern Karneval feiern. Da bin ich ganz ehrlich.“ Aber als Vorsitzender werde er nicht das Risiko eingehen, eine Sitzung zu veranstalten oder Tanzgarde und Prinzenpaar zu Veranstaltungen zu schicken. „Wenn da etwas passiert, bin ich verantwortlich.“

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