„Ein Tag für Rheinbach“Hunderte gedenken der Opfer der Flut im Stadtgebiet

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Kranzniederlegung und persönliche weiße Rosen von den Bürgern am Gedenktag 'Ein Tag für Rheinbach' zum Jahrestag der Flutkatastrophe.

Rheinbach – Eine Frau kniet trauernd vor einer Welle und bedeckt ihr Gesicht mit einer Hand. Sie symbolisiert die Menschen, die in der Flut im vergangenen Juli ihr Hab und Gut verloren haben, wie der Zeichner schreibt. Der Wasserfall stehe für die große Menge an Wasser, die Rheinbach und viele andere Orte zerstört hat und die Pflanze wiederum sei ein Zeichen von Fruchtbarkeit und Neubeginn. Diese kreative Gestaltungsidee ist eine von rund 80 Eingaben, welche Rheinbacher Bürger für ein „Denkmal“ einbrachten, das in Zukunft an die Flut vom 14. Juli 2021 erinnern soll.

Am „Tag für Rheinbach“, an dem Hunderte der tödlich Verunglückten der Flut gedachten, wurde auch die Bleistiftzeichnung der verzweifelten Frau gezeigt. Die Vielfalt der präsentierten Fotos, Gemälde und Skizzen machte deutlich, dass jeder Einzelne die Katastrophe anders erlebte und das Unglück emotional unterschiedlich verarbeitet hatte. Weitere Ergebnisse wurden in Schriftform an Stellwänden präsentiert, zu denen Kurzentschlossene Ideen entwickeln konnten. Ein großer Teil der Mitwirkenden hätten sich für ein klassisches Denkmal ausgesprochen, in Form eines Gedenksteins, eine Statue oder einer Skulptur, berichteten Julia Ivanov, Fabian Frohn und Grit Bertelsmann von der Rheinbacher Stadtverwaltung.

Erinnert werden soll gemäß dem Willen der Bürger an die Opfer der Flut sowie an den Zusammenhalt, die Solidarität und die Hilfsbereitschaft in schwierigen Zeiten. „Das Denkmal soll ein Zeichen des Respekts sein“, brachte es Julia Ivanov auf den Punkt. Denn die Verluste, welche die Bürger erlitten hätten, ließen sich mit nichts aufwiegen, ergänzte Frohn.

Kranzniederlegung und Ausstellung

Der Tag „zum Gedenken, als Dank und als Zeichen des Zusammenhalts“ begann mit einem Trompetensolo von Andreas Sicking und der Niederlegung gleich mehrere Kränze am Hochkreuz. Zahlreiche Einzelpersonen legten zusätzlich je eine weiße Rose ab, unter ihnen die Rheinbacher Schützen, die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr und der Bundeswehr sowie etliche Ehrenamtler, wie die Mitglieder der Katastrophenhilfe „Pallotti hilft“ um Alt-Bürgermeister Stefan Raetz.

Neuer Inhalt

Hunderte Bürger schlossen sich gestern Nachmittag nach der Kranzniederlegung einem Schweigemarsch durch die Innenstadt an.

Als ziviler Verantwortlicher der Freiwilligen Feuerwehr erinnerte sein Nachfolger Ludger Banken an die Opfer der Katastrophennacht, bei der in Rheinbach zwei Feuerwehrleute und drei Zivilisten ums Leben gekommen waren. Den Angehörigen, die nun noch ein Jahr nach der Flut „die bitteren Folgen“ erlebten, drückte Banken sein tief empfundenes Mitgefühl aus: „Sie sind nicht allein, die Gemeinschaft steht Ihnen zur Seite.“ Der Zusammenhalt, die gegenseitige Hilfe und das füreinander Einstehen seien die guten Erfahrungen der Katastrophe: „Sie haben auch mich in den ersten Wochen und Monaten getragen.“ Die stellvertretende Landrätin Ute Krupp bekräftigte: „Der Zusammenhalt tut allen gut.“

Die Bilder auch von der Überschwemmung am Hochkreuz und der zerstörten Gräbbach-Brücke seien allen noch in lebhafter Erinnerung. Ludger Banken sagte: „Das Gedenken wird für ewig bleiben - und das muss auch so sein.“ Auf dem Himmeroder Wall, dem Ziel des sich anschließenden Schweigeganges, zelebrierten die Pfarrer Bernhard Dobelke von St, Martin, Dr. Diethard Römheld von der evangelischen Kirchengemeinde und Denis Wiens von der Freien Evangelischen Gemeinde einen ökumenischen Gottesdienst.

Das könnte Sie auch interessieren:

Eine Ausstellung über zahlreiche Organisationen, ehrenamtliche Initiativen, Feuerwehr und Bundeswehr gab einen Überblick über das umfangreiche Helfernetzwerk in der Stadt. Gerne beteiligten sich die Besucher an der Gestaltung eines „Danke-Dreiecks“, bestehend aus einem um drei Bäume gespannten Seil, an dem Kärtchen hingen. Auf ihnen waren viele gute Wünsche und Dankesworte festgehalten, wie die der „Friends of Rheinbach“. Die Mitglieder des Vereins für die Partnerschaft im englischen Kent schrieben: „Wir hoffen und sind sicher, dass der heutige Gedenktag weiter dazu beitragen wird, die Bande der Gemeinschaft, die die Menschen in Rheinbach verbindet, weiter zu stärken.“

Ein Zeichen für Hilfsbereitschaft, Solidarität und Aufbruch setzte auch ein vielfältiges Bühnenprogramm mit Interviews und Rheinbacher Musik-Gruppen sowie ein abschließendes Mitmachkonzert „Frau Höpker bittet zum Gesang“.

KStA abonnieren