„Der Weg ist nicht das Ziel“Sankt Augustiner Autorengruppe bringt neues Buch heraus

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Sankt Augustin – Der Weg ist das Ziel? Nicht für die Heldin in der Kurzgeschichte von Maria Uleer, die sofort klarstellt, dass sie keineswegs gern reist: „Diese elende Kofferschlepperei, die Wartehalle, das Umsteigen, die Gepäckkontrolle.“ Dass aber auch das Lösen eines Kreuzworträtsels im ICE nach Berlin romantisches Potenzial bergen kann, davon erzählt die Autorin auf witzig-lakonische Art in „Der Weg ist nicht das Ziel“, gleichzeitig Titel des neuen Buchs der Autorengruppe Lit.Elf aus Sankt Augustin.

Das Thema schillert in vielen Facetten. Es geht um den Aufbruch ins Unbekannte, um eine Reise zu sich selbst – und manchmal um beides. Etwa wenn Michael Lurz in Indien die Bewohner einer Wellblechhütte beobachtet, wie sie sich liebevoll einem dürren Strauch zuwenden, was den Europäer tief beeindruckt. Fremde Rituale beleuchtet Günter Vollmer in seinem Text über eine nächtliche Bahnreise durch Ceylon, angefüllt mit tropischer Hitze, unheimlichen Geräuschen und dem Duft von Gewürzen.

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Anschaulich schildert Wolfgang Kaufmann den Zusammenprall von Tourismus und Armut in der Westsahara. Horst Marsollek stößt in „Meine Safari neulich“ in der vermeintlichen Wildnis auf profane Spuren der Zivilisation.

Eine Satire hat Elisabeth Heydel über den Urlaub „All inclusive“ unter Palmen geschrieben, was die Rettungsaktion eines Kätzchens nebst raffinierter Abzocke einschließt. Gibt es all diese Orte wirklich? Das fragt sich Elli, die Inhaberin eines Reisebüros, die aus Heimweh nie wegfährt.

Beklemmende Erinnerung an die Reisen des Opas

Rüdiger Kaun hat diese Heldin und ihre philosophische Frage ersonnen, und er steuert auch die wohl beklemmendste Geschichte des Bandes bei, in der es um „Großvaters Reisen“ aus Kindersicht geht. Von diesen Aufenthalten in Norwegen, Polen und Russland hätte Opa lieber geschwiegen, und damit war er in seiner Generation nicht allein.

In die Kriegsvergangenheit taucht auch Claudine Landgraf ein. Gedichte zum Unterwegssein steuern Bärbel Rasmussen-Bonne und Christel Kehl-Kochanek bei. Und Rosemarie Pfirschke schildert in „Gezeiten“, wie eine Reise das Leben verwandeln, ja retten kann. Dass Erzählungen von unbekannten Ländern ein unbezähmbares Fernweh wecken können, diese Erfahrung vermittelt Barko Bartkowski in „Anro“.

Für „Frau Pfeffer“ von Anne Haas, die aus einem Seniorenheim entwischt, ist dann doch der Weg das Ziel. Schon vor dem Ende der Geschichte nämlich hat die verwirrte alte Dame vergessen, dass sie nach Göttingen zu ihrer Tochter fahren wollte.

„Der Weg ist nicht das Ziel – von Reisen der einen oder anderen Art“, 176 Seiten, kann zum Preis von 9,90 Euro bestellt werden bei Barko Bartkowski unter 02224/967323 oder per E-Mail.

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