Nur noch barfuß unterwegsPodologe Achim Krüger hat Schuhe aus seinem Leben verbannt

Barfuß bei Wind und Wetter – Achim Krüger hat seine Füße aus der „Gefangenschaft der konventionellen Schuhe befreit“ und ein völlig neues Lebensgefühl bekommen.
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- Vor einigen Jahren hat Achim Krüger begonnen, seinen Weg durchs leben barfuß zu bestreiten.
- Egal ob Sonne, Regen, Kälte, ob auf Asphalt oder im Wald: Schuhe sind für ihn die absolute Ausnahme geworden.
- Ein nicht immer schmerzfreier, aber lohnenswerter Weg.
Sankt Augustin – Gut gelaunt steht Achim Krüger barfuß vor dem Augustiner Rathaus. Es sind sieben Grad über Null. Ohne Schuhe beginnt er gerade seine tägliche Laufrunde. In den sieben Tagen der Woche läuft er insgesamt rund 140 Kilometer barfuß und braucht dafür addiert bis zu 14 Stunden. „Das ist nur zu schaffen, weil meine Füße so gut auf den Rest meiner Gelenke aufpassen“, sagt Krüger, „aber dass war nicht immer so“.

Naturverbunden ist der Barfußdruide, gesundes Laufen für ihn keine monotone Bewegung.
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Laufen sei eigentlich nicht sein Sport. „Aber als ich zuviel auf der Waage hatte, musste etwas passieren“, erinnert er sich. Laufen in Verbindung mit einer Nahrungsumstellung sei eine Möglichkeit gewesen, nachhaltig abzunehmen. 40 Kilogramm hat Krüger inzwischen weniger auf der Waage. Einfach war es nicht. „Ich habe mich immer gequält beim Laufen. Schmerzen in Füßen, Schienbeinen und Hüfte begleiteten mich beim Sport, bis mir vor sechs Jahren ein Läufer barfuß entgegenkam, der sichtlich besser gelaunt war als ich.“ Dieses Bild, so Krüger, habe bei ihm eingeschlagen „wie der Blitz“.
Schmerzhafter, aber lohnenswerter Weg
So begann er mit dem Barfußlaufen. Doch anfänglich noch nicht ganz „unten ohne“, sondern in minimalistischem Schuhwerk. „Ein Schuh sollte den Fuß arbeiten lassen können. Er sollte flach, flexibel und breit genug im Vorfußbereich sein.“ In konventionellen Schuhen seien Füße „eingesperrt und zum Nichtstun verurteilt“. Alle Fähigkeiten, die der Fuß mitbringe, seien im Laufe der Jahre verkümmert; deshalb müssten die anatomischen Strukturen erst langsam wieder aufgebaut werden.

Sogar die Fußmatte im Haus ist Steinen nachgebildet.
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Die Durchblutung müsse gesteigert, Knochen und Gelenke stabilisiert, Sehnen und Bänder geschmeidig werden. Und der Kopf müsse lernen, die Impulse des Fusses wieder zu interpretieren. „Das geht nicht von heute auf morgen. Aber es lohnt sich.“ Auf dem Weg dahin musste Krüger auch schmerzvolle Erfahrungen machen, unter anderem den Bruch eines Mittelfußknochens, als er eine im Moos versteckte Wurzel nicht erkannte. Drei Monate musste er danach pausieren.
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„Gesundes Laufen ist keine monotone Bewegung“
Als Rettungsassistent hatte er nach der Schule den ersten Schritt ins Berufsleben getan. „Es bekommt etwas zurück, wenn du anderen hilfst“, so Krüger, der inzwischen auch als Barfußdruide bekannt ist. Von den Füßen fasziniert, habe er entdeckt, dass er den Menschen als Podologe am besten helfen könne. Nach einer zweijährigen Ausbildung war er staatlich examiniert. Nun kam er über den Fuß zum Beruf, ist er sogar Dozent an einer Fachschule für Podologie.

Es gibt die unterschiedlichsten Modelle von Schuhen, die den späteren Einstieg ins Barfußlaufen möglich machen. Achim Krüger hat zahlreiche von ihnen getestet.
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Krüger läuft am liebsten im Wald, wo er feste Wege meidet: „Die Augen müssen für jeden Schritt einen neuen Platz wählen, kein Schritt ist wie der andere, und der ganze Körper ist daran beteiligt, sich auf den Boden einzustellen. Gesundes Laufen ist keine monotone Bewegung.“
Barfuß bis auf wenige Ausnahmen
Länger schon als zwei Jahre lebt Krüger nun ohne Schuhe, macht aber Ausnahmen: „Bei Minustemperaturen mit langen Stehphasen macht das keinen Sinn.“ Auch Karneval geht er nicht ohne Schuhe: „Da liegen zu viele Scherben rum.“

Eine Schüssel mit Kieselsteinen als Beginnerset fürs Badezimmer.
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Einen Tipp hat Krüger als Einstieg für gesunde Füße: Eine Kiste mit Steinen oder auch anderen Materialien im Badezimmer, wo man parallel zum Zähneputzen drin stapfen kann, bringe schon enorm viel für die Fußwiederbelebung, man bekomme ein erstes Gefühl, wie der Körper reagiere. Was eigentlich fast immer gehe: einfach mal die Schuhe ausziehen und kurze Strecken barfuß ausprobieren. Aber Augen auf, achtsam sein und anfangs nicht übertreiben.