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Umbauplanungen für Linie 66 gehen nicht voranSPD Sankt Augustin kritisiert „Versandung“ im Rathaus

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Haltestelle Sankt Augustin Kloster der Linie 66, die SPD-Ratsmitglieder Michael Richter (l.) und Sascha Bäsch beim Ortstermin.

Haltestelle Sankt Augustin Kloster der Linie 66, die SPD-Ratsmitglieder Michael Richter (l.) und Sascha Bäsch beim Ortstermin.

Die Kreuzung Hennefer Straße/Bonner Straße bleibt ein Nadelöhr. Die SPD fordert schnelle Änderungen an der Verkehrsführung.

Beide Uhren an den Bahnsteigen Sankt Augustin Kloster sind defekt, der im Jahr 2024 beschlossene Umbau der Kreuzung Hennefer Straße/Bonner Straße kommt nicht voran. Wenn nicht die Firma Bechtle dort ihr neues Gebäude errichten würde, könnte man von einem vergessenen Platz reden. So sieht das die SPD im Stadtrat.

Die Fraktionsmitglieder Michael Richter und Sascha Bäsch kommen zum Ortstermin. Es ist 11 Uhr. Die Uhr auf dem Bahnsteig in Richtung Siegburg zeigt 12:15, die auf der gegenüberliegenden Seite in Richtung Bonn 6.52 Uhr.  „Ich habe schon die Stadtwerke in Bonn angeschrieben und das gemeldet, die interessiert das aber nicht“, berichtet Bäsch.

„Und mit der Kreuzung ist es nicht anders“, ergänzt Richter. Obwohl es dringend nötig wäre, habe die Stadtverwaltung in Sankt Augustin noch immer nicht den Umbau zumindest planerisch in Angriff genommen, obwohl dieser in der Sitzung des Ausschusses für Mobilität im März 2024 vorgestellt worden sei.

Taktverdichtung auf der Stadtbahnlinie 66 ist für die SPD dringend notwendig

Für die Sozialdemokraten ist die beschlossene Taktverdichtung auf der Stadtbahnlinie 66 dringend nötig. Die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis hatten schon im Jahr 2019 den politischen Gremien ein Konzept zur Weiterentwicklung des Stadtbahnnetzes vorgelegt. Dieses sah ab 2023 in den Hauptverkehrszeiten einen Fünf-Minuten-Takt auf den Hauptstrecken vor.

Hierzu war die Beschaffung von 22 zusätzlichen Stadtbahnfahrzeugen notwendig. Doch daraus wurde nichts. Die bestellten Bahnen sollen erst Ende nächsten Jahres 2026 einsatzfähig sein.

Die Zeit ist stehen geblieben. An der Haltestelle Sankt Augustin Kloster der Linie 66 ist es morgens um 11 Uhr an einem Bahnsteig 12:14 Uhr, am anderen 6:52 Uhr.

Die Zeit ist stehen geblieben. An der Haltestelle Sankt Augustin Kloster der Linie 66 ist es morgens um 11 Uhr an einem Bahnsteig 12:14 Uhr, am anderen auf der gegenüberliegenden Seite 6:52 Uhr.

Und auch der Umbau der Kreuzung an der Haltestelle Sankt Augustin Kloster gehört zum Konzept. Durch die geplante Taktverdichtung sind die Schranken öfter geschlossen. In der Hauptverkehrszeit bilden sich deswegen lange Staus. In einer Studie, vorgelegt im März 2024, wurde vorgeschlagen, dass die Verkehrsführung geändert wird, sodass sich die Abflusszeiten der Autos nach Öffnung der Schranke deutlich verbessern. „Die Studie zeigt eine machbare Zwischenlösung, die auf jeden Fall zur Verbesserung der Situation beiträgt“, betont Richter.

SPD nimmt Sankt Augustins Bürgermeister Max Leitterstorf bei der Linie 66 in die Pflicht

Doch Planungen dazu seien im „Rathaus versandet“. Bürgermeister Max Leitterstorf habe die Stelle des Technischen Beigeordneten im vorigen Jahr nicht wiederbesetzt und „alles an sich gezogen“. Bis jetzt habe er nicht gezeigt, dass er diesen zusätzlichen Arbeitsaufwand bewältigen könne, kritisieren Richter und Bäsch. Er allein sei nun ganz klar „letztendlich dafür verantwortlich, dass die Planungen nicht vorangehen“.          

Dass die Linie 66 am besten unter oder über die Erde gehört - da sind sich alle Parteien einig. So wurde eine U-Bahn-Lösung diskutiert, auf der Fläche der heutigen Gleise könnte ein komfortabler Fahrradweg entstehen. Passiert ist aber bis jetzt nichts. „Im Kreistag gibt es einen einstimmigen Beschluss vom Juli 2025, dass die Taktverdichtung kommt“, sagt Richter, der für die SPD auch im Kreistag sitzt.

Einstimmig bedeute, dass keiner dagegen gestimmt habe, die drei Kreistagsmitglieder der CDU aus Sankt Augustin hätten sich jedoch enthalten, während ihre Parteifreunde alle für die Taktverdichtung gestimmt hätten. „Warum haben sie nicht dagegen gestimmt, wenn sie meinen, dass dies ihrer Stadt nicht guttut?“, fragt Richter.      

Im Verkehrsausschuss des Sankt Augustiner Stadtrates tat nun die CDU genau dies und kritisierte Anfang Dezember, dass die Planungen für die Taktverdichtung fehlerhaft seien. Sie möchte das ganze Projekt stoppen und erst die Verkehrsprobleme für die Autos lösen. Zuerst an der Südstraße. Ein Planungsbüro soll die Kosten für eine Unterführung, vergleichbar mit einem tiefergelegten Trog, errechnen. „Das fällt dem Bürgermeister erst jetzt ein?“, kritisiert Richter. Dieser Vorschlag, sagt er, hätte doch schon viel früher kommen können. „Damit aber die dringend notwendige Taktverdichtung stoppen zu wollen, ist der falsche Weg.“    

Die Linie 66 quert die Südstraße, die Schranke ist zu, es staut sich bis zur Bonner Straße.

Die Linie 66 quert die Südstraße, die Schranke ist zu, es staut sich bis zur Bonner Straße.

Deshalb plädiert die SPD dafür, erst einmal mit den kleinen Umplanungen der Verkehrsflüsse anzufangen, bevor die große Tunnellösung umgesetzt wird. „Die Planungen und der Bau brauchen bestimmt einen Zeitraum von zehn bis 20 Jahren“, schätzt Bäsch. „Wir Sozialdemokraten möchten nicht, dass die Menschen so lange wie Ölsardinen eingesperrt in der Stadtbahn fahren müssen.“ Es liege nun an der Stadtverwaltung, zumindest eine praktische und gut durchdachte Zwischenlösung an der Haltestelle Sankt Augustin Kloster umzusetzen.