Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Christi Himmelfahrt aus chinesischer SichtKölner Ausstellung zeigt Stücke der Steyler Missionare

3 min
Die drei Bilder des Künstlers Wang Suda stammen dem Jahr 1948. Sie zeigen Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Mariä Himmelfahrt.

Die drei Bilder des Künstlers Wang Suda aus der Sammlung der Steyler Missionare stammen dem Jahr 1948. Sie zeigen Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Mariä Himmelfahrt.

Drei Werke zeigen Szenen aus der Bibel, auf denen Menschen mit asiatischen Gesichtszügen zu erkennen sind.

Das Museum „Haus Völker und Kulturen“ des Steyler Missionare in Sankt Augustin ist seit März 2021 geschlossen. Nach der Corona-Pandemie öffnete es nicht wieder. Doch einige Exponate aus der Sammlung sind jetzt im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln zu finden. „Missionssammlungen ausgepackt“ heißt die Ausstellung, die noch bis zum 8. Februar 2026 zu sehen ist. Im Fokus stehen Objekte, die aus weiten Teilen der Welt nach Nordrhein-Westfalen gelangten und heute in den Sammlungen missionierender Gemeinschaften sowie in Museen und Universitäten der Region aufbewahrt werden.

„Die ausgestellten Werke spiegeln vor allem die Sichtweise weißer, christlich-europäischer Missionare wider“, berichtet Dr. Oliver Lueb,  einer der Projektkoordinatoren. Ein Beispiel dafür sind drei Bilder aus der Sammlung der Steyler Missionare, die die in den 1930er und 1940er Jahren an der Kunstabteilung der katholischen Universität Fu Jen in Peking entstanden sind.

Szenen aus der Bibel, auf denen Menschen mit asiatischen Gesichtszügen zu erkennen sind

Chinesische Künstler-Lehrer wie Chen Yuandu (1903-1967) und Wang Suda (1910-1963) arbeiteten zusammen mit Steyler Missionaren daran, eine chinesische-christliche Kunst zu gestalten, die biblische Szenen und Glaubensinhalte nicht als etwas Fremdes, sondern als etwas Nahbares zeigen sollte, berichtet Sebastian Quillmann, Pressesprecher der Steyler im Gespräch mit der Redaktion. „Die dargestellten Szenen aus der Bibel, auf denen Menschen mit asiatischen Gesichtszügen zu erkennen sind, wurden deshalb in China angesiedelt.“ Sie zeigen Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Mariä Himmelfahrt und stammen von Wang Suda aus dem Jahr 1948.

Ein Kalamakti-Wandtuch aus der Sammlung der Steyler hängt jetzt ebenfalls in der Ausstellung Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.

Ein Kalamakti-Wandtuch aus der Sammlung der Steyler hängt nun ebenfalls in der Ausstellung Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.

Auch ein Kalamkari-Wandtuch aus den Beständen der Steyler ist in Köln zu sehen. Kalamkari ist eine traditionelle Kunstrichtung aus dem indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Baumwolltücher werden von Hand mit Bambusstiften bemalt oder mit Holzblöcken bedruckt. Sie stellen Motive der hinduistischen Götterwelt, Szenen aus den indischen Nationalepen Ramayana und Mahabharata sowie florale Motive dar. „Der Künstler Jonnalgadda Gurappa Chetty hat als gläubiger Hindu auf Anregung eines protestantischen Geistlichen die Heilsgeschichte Jesu Christi als traditionelles Kalamkari-Tuch gestaltet. Er hatte zuvor eine englischsprachige Bibel-Übersetzung studiert“, berichtet Quillmann über die Entstehung des Teppichs.

Das Tuch erzählt in 42 Bildern in neun Reihen die Heilsgeschichte. Das erste Bild zeigt den Künstler, der zu Ganesha betet, bevor er das Tuch gestaltet. Die große Figur des auferstandenen Christus in der Mitte des Bildes entspricht der eines göttlichen Weisheitslehrers in der hinduistischen Tradition, was sich zum Beispiel in der Haltung der gestreckten Hand zeigt. Maria sitzt ihrem Sohn verehrend zu Füßen. Um ihn herum sind Menschen aller Kasten abgebildet, die ihn gemeinsam verehren. Alle sozialen Unterschiede sind aufgehoben, so die Aussage des Werkes.

Die Räume des Museums „Haus Völker und Kulturen“ werden zurzeit nur von Wissenschaftlern genutzt. Das Bild zeigt ein Symposium im Innenhof. Im Hintergrund hängt das große Kalamkari-Wandtuch.

Die Räume des Museums „Haus Völker und Kulturen“ werden zurzeit nur von Wissenschaftlern genutzt. Das Bild zeigt ein Symposium im Innenhof. Im Hintergrund hängt das große Kalamkari-Wandtuch.

Wie es mit dem „Haus Völker und Kulturen“ in Sankt Augustin nach dem Ende der Pandemie weitergeht, ist noch offen. „Wir können derzeit einen Museumsbetrieb mit Publikumsverkehr finanziell tragfähig nicht leisten, arbeiten aber an einem neuen Konzept für das Haus. Da unsere Sammlung dem Erkenntnisgewinn dienen soll, steht sie der Wissenschaft aber nach wie vor offen“, so Quillmann. Zu nennen seien das Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) an der Ruhr-Uni Bochum und das interdisziplinäre Global-Heritage-Lab der Uni Bonn.

Und wegen dieser Forscher fanden die Exponate der Steyler auch ihren Weg in die Kölner Ausstellung.  Sie entstand in enger Zusammenarbeit mit dem CERES. Die Ausstellung zielt darauf ab, mehr Öffentlichkeit und Transparenz für ein schwieriges Kapitel europäischer Sammlungsgeschichte zu schaffen, Leerstellen in der bisherigen Aufarbeitung deutlich zu machen und neue Zugangsmöglichkeiten zu schaffen, so die Projektverantwortlichen.