Schutz vor WolfLohmarer Ordnungsamt verbietet nächtliche Wacht von Hütehund

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Zhiva darf nicht aufpassen. 

Lohmar – Manu Gardeweg zeigt auf einen verstreuten Haufen Entenfedern auf dem Boden. „Vor einigen Tagen hat hier ein Fuchs nachts ungestört zugeschlagen“, berichtet sie. Zhiva habe im Haus „völlig aufgeregt laut gebellt“, weil die Hütehündin die Ente beschützen wollte. Aber laut behördlicher Anordnung seit Juli 2022 darf sie nachts nicht mehr raus. Und so blieb die Ente ohne Schutz.

Mit dem Verein „Lohmar hilft“ betreibt Gardeweg seit 21 Jahren einen Schutzhof für Geflügel. Feuerwehren und Ordnungsämter aus dem Kreis und Köln brächten ihr verletzte und heimatlose Gänse und Enten, die im Tierheim keinen Platz mehr fänden.

Drei handzahme Lammböcke sorgen als lebendige Rasenmäher dafür, dass das Gras niedrig bleibt. Auf vier gepachteten Teichen ziehen Entenmütter ihre Küken auf. Ein Karpfen grast den Teichboden ab. Gänse schnattern am Teichrand. Doch diese Idylle ist jetzt gefährdet.

Herdenschutzhündin Shiva muss von 22 bis 6 Uhr eingesperrt bleiben

Nach einer Anzeige wegen nächtlicher Ruhestörung teilte das Ordnungsamt Gardeweg mit, dass Zhiva von 22 bis 6 Uhr im Haus bleiben müsse. Andernfalls drohten ihr 5000 Euro Strafe. „Ich kann nachvollziehen, dass Frau Gardeweg ihre Tiere auf irgendeine Weise geschützt haben möchte“, sagt Jörg Maurer, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Lohmar, auf Anfrage.

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Manu Gardeweg mit Hütehündin Zhiva. 

Jedoch sei die Rechtslage so, dass auch Manu Gardeweg sich an die allgemeine Nachtruhe gemäß Landesimmissionsschutzgesetz von 22 Uhr bis 6 Uhr zu halten habe. „Auch ein Bellen tagsüber sollte insgesamt eine halbe Stunde nicht überschreiten.“ Allerdings werde eine gesonderte Expertise durch das Veterinäramt eingeholt, das den Einsatzes eines Herdenschutzhundes beurteile.

Hunde sollen im Rhein-Sieg-Kreis vor Wölfen schützen

Gardeweg betont, sie habe nichts gegen die Behörde. Die tue auch nur das, was Vorschrift sei. Kritik übt sie hingegen am Herdenschutzprogramm der Landesregierung.

„Hier in Lohmar streifen Wölfe durch den Wald. Es wurde den Besitzern von Herden empfohlen, Schutzhunde anzuschaffen.“ Wenn diesen Tieren nun verboten werde, ihrer Aufgabe nachzukommen, dann wäre das ganze Konzept „unsinnig“.

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Die Idylle ist durch Raubtiere gefährdet. 

Zhiva passt seit neun Jahren zuverlässig auf Federvieh und Schafe auf. Das liegt ihr im Blut. Sie ist eine rumänische Hirtenhündin der Rasse Carpatin.

„Wir haben sie damals angeschafft, weil wir nachts Schutz für unsere Tiere brauchten“, berichtet Gardeweg. Dazu gehöre auch das laute Bellen, um potenziellen Räubern wie Fuchs, Wolf oder Marder zu zeigen, dass „einer aufpasst, wenn die Menschen im Haus schlafen“. Zhiva rieche und höre, wenn diese Raubtiere um das Gelände schlichen, um den Hof zu erkunden.

Borkenkäfer verschärft das Problem in Lohmar

Jahrelang gab es keine Probleme. Der Hof von Familie Gardeweg lag früher mitten im Wald, am Rande der Ortschaft Jexmühle. Doch Borkenkäfer setzten den Fichten so zu, dass sie gefällt werden mussten. Dadurch ist der natürliche Schallschutz entfallen.

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Auch drei Schafsböcke müssen beschützt werden. 

„Wir hören jetzt sogar das Warnpiepsen vom Andreaskreuz, das sich fast einen Kilometer entfernt vom Hof vor den Gleisen befindet“, schildert Gardeweg. Das hören die weit entfernten Nachbarn auch – dazu Zhivas Bellen.

„Mir bleibt jetzt eigentlich nichts anders übrig, als solange zu warten, bis alle Tiere gerissen worden sind“, sagt Gardeweg lakonisch über die Zukunft ihres Schutzhofes. Das Konzept sei, dass die Tiere nachts auf dem Gelände Unterschlupf suchten. Einen schützenden neuen Stall, der abends verriegelt werde, könne sie nicht extra bauen.

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