Emigiriert aus FloridaStephanie Anderson wird Metzgermeisterin in Siegburg

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Stephanie Anderson ist vor vier Jahren aus den USA nach Siegburg ausgewandert.

Siegburg – „Ich muss einfach immer in Bewegung sein“, sagt Stephanie Anderson. Das glaubt man der 25-Jährigen sofort. Sogar während des Interviews in einem  Büroraum wirkt sie quirlig, bindet alle fünf Minuten ihren Pferdeschwanz neu, und hat immer ein Lachen auf den Lippen. Vor vier Jahren hat es die aus Florida stammende junge Frau nach Siegburg verschlagen – und seit August ist sie frisch gebackene Meisterin in der Metzgerei Baum.

Metzgerin statt Verkäuferin

„Ein Bürojob wäre für mich nie in Frage gekommen“, erzählt Stephanie Anderson. „Auch das lange Stillsitzen und Lernen im Studium war mir einfach zu langweilig.“ Statt grauer Theorie wollte sie mit ihrer Arbeit etwas Handfestes schaffen. Durch Nebenjobs in verschiedenen Restaurants und Geschäften kam Anderson schließlich mit der Fleischbranche in Kontakt und sammelte dort erste Erfahrungen.

Schon früh interessierte sie sich für den Metzgerberuf, doch eine Ausbildungsstelle zu bekommen, war für sie als Frau schwierig. „In den USA ist es noch eher als hier in Deutschland üblich, dass die grobe Arbeit den Männern überlassen wird und Frauen die Feinarbeit machen“, berichtet sie. Das war Stephanie Anderson aber zu wenig: „Ich wollte Metzgerin sein, nicht immer nur die Bedienung.“

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Alles in Siegburg gelernt

2018 kam sie schließlich als Au Pair zu einer Gastfamilie in Siegburg. Nach den geplanten acht Monaten in Deutschland hat sie aber das Gefühl, „noch zu wenig geschafft zu haben, was ich meiner Familie zu Hause vorzeigen kann.“ Also entschied die ehrgeizige Stephanie Anderson, hier zu bleiben und endlich eine Ausbildung zur Metzgerin zu beginnen – unterstützt von ihrer Gastfamilie.

Zunächst arbeitete sie in Lohmar, wechselte dann aber zur Metzgerei Baum in Siegburg und schloss dort ihre Ausbildung erfolgreich ab. „Es hat einfach gepasst, ich habe hier alles gelernt, was ich lernen konnte und noch mehr.“ Doch nach der bestandenen Gesellenprüfung wollte sie noch einen Schritt weitergehen und besucht die Meisterschule in Augsburg. Im August 2022 kehrt sie schließlich mit dem Meisterbrief in der Tasche zur Metzgerei Baum zurück.

Hausgemachte Wurst für Amerika

Und Stephanie Anderson ist nach wie vor mit viel Spaß bei der Sache. „Ich habe die Entscheidung, Metzgerin zu werden, nie bereut“, sagt sie. In Deutschland hat sie sich in den vier Jahren gut eingelebt, trotz gewisser Unterschiede zu ihrer Heimat: In den USA halte man viel mehr Smalltalk. Anfangs habe sie hier auch fremde Leute auf der Straße angelächelt und Hallo gesagt, aber nur Verwirrung geerntet.

Im Februar 2022 konnte Stephanie Anderson erstmals wieder ihre Familie besuchen – vorher war das wegen Corona nicht möglich. „Wieder in den USA zu sein, war ein umgekehrter Kulturschock“, sagt sie.

Für die Zukunft kann Stephanie Anderson sich jedoch durchaus vorstellen, irgendwann dauerhaft in ihre amerikanische Heimat zurückzukehren und dort eine eigene Metzgerei zu eröffnen: „Was in Amerika fehlt, ist die hausgemachte Wurst.“

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