Europameisterin im SpeedkletternSiegburgerin Nele Thomas (15) fiebert der WM entgegen

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Als einzige Deutsche holte die 15-jährige Siegburgerin Nele Thomas Gold bei der Europameisterschaft.

Siegburg – Nele Thomas will hoch hinaus – und das möglichst schnell. Bei der Europameisterschaft in Augsburg im Speedklettern war die 15-Jährige nicht nur in ihrer Altersklasse die Beste, sie holte als einzige Deutsche Gold. In einem TV-Spot der Deutschen Sporthilfe ist die Siegburgerin das Aushängeschild für die Randsportart. Hebt man bei so viel Erfolg nicht ab?

Das Mädchen mit den dunklen Haaren und der blassen Haut lächelt, natürlich, zurückhaltend. Kein Typ, der sich brüstet. In der Familie seien alle leidlich sportlich, sagt Mutter Simone, „aber Nele hat Biss“. Welcher Teenager trainiert schon fünfmal in der Woche, jeweils drei, vier, fünf Stunden? Und dann noch nicht mal um die Ecke, sondern viermal am Bundesstützpunkt in Hilden bei Düsseldorf und einmal in Frechen.

Speedkletterin aus Siegburg: Eine Stunde Zugfahrt zum Training

Nach der Schule nimmt sie den Zug, eine runde Stunde dauert die Fahrt, abends holen die Eltern sie ab. Pause ist am Mittwoch und an einem Tag am Wochenende. Ein hoher Zeit- und Kostenaufwand, trotz der Unterstützung der Sporthilfe und des Deutschen Alpenvereins, Nele startet für die DAV-Sektion Köln. Die Alternative wäre ein Sportinternat, erklärt die Mutter: „Das wollten wir noch nicht.“

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Die Siegburgerin Nele Thomas fiebert der WM in den USA entgegen.

Die Wettkämpfe verfolgen die Eltern, der jüngere Bruder und die ältere Schwester per Live-Stream. Nele will das so. „Damit ihr nicht schuld seid, wenn was nicht klappt“, frotzelt die Schülerin des Gymnasiums Alleestraße, die nach den Ferien in die zehnte Klasse kommt. Dabei wäre zur Euromeisterschaft in Augsburg der Weg nah gewesen, die 15-Jährige hangelte sich schon in halb Europa die leicht geneigte Wand empor, zuletzt in der Slowakei und in Russland.

Videos zeigen, wie sich die 1,57 Meter kleine und durchtrainierte Person mit den kräftigen Schultern und ausgeprägten Bizeps im Affenzahn von Tritt zu Tritt, von Griff zu Griff katapultiert. „Aus den Beinen muss ich mich abstoßen, mit den Armen ziehen“, beschreibt sie.

Siegburgerin fiebert Weltmeisterschaften in den USA entgegen

Je zwei Mädchen treten gegeneinander an. Im Finale lag Nele 0,015 Sekunden vor ihrer Kontrahentin aus der Ukraine. Ihre Bestzeit? „8,992 Sekunden“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.

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Jeder Handgriff, jeder Tritt sitzt: Nele Thomas aus Siegburg auf dem genormten Parcours.

Klein hat sie angefangen, als Vierjährige bei einem Kindergeburtstag in der Hennefer Sporthalle, ein Jahr später mit Eltern und Geschwistern in der Familienklettergruppe des Vereins. Die Eltern schenkten ihr 2019 ein Training in der Boulderhalle Bonn – und dann ging es überraschend schnell.

Wo wird ihr Weg hinführen, zu den Olympischen Spielen? „Die nächsten sind 2024, das ist zu kurz, und 2028 ist noch zu weit weg“, sagt sie. Wie die berufliche Zukunft. Im Moment fiebert sie den Weltmeisterschaften in Dallas/USA entgegen. Den Start ins neue Schuljahr wird sie verpassen, den Stoff nachholen. Ihre Goldmedaille will sie in der Schule nicht an die große Glocke hängen. Der engste Kreis wisse ohnehin Bescheid: „Ich habe das auf Instagram gepostet.“

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