Brandstiftung in SiegburgGutachten attestiert Verdächtigem paranoide Schizophrenie

Lesezeit 2 Minuten
In der Erdgeschosswohnung des Hauses war das Feuer im März ausgebrochen.

In der Erdgeschosswohnung des Hauses war das Feuer im März ausgebrochen.

Bonn/Siegburg – An dem Morgen des 6. März wartete die 45-jährige Mieterin in der zweiten Etage eines Siegburger Mehrfamilienhauses auf die Post. Als der Bote gegen 8.45 Uhr klingelte, öffnete sie mit dem Türsummer, aber der Postmann kam nicht hinein. Unten entdeckte die Mieterin, dass Türschloss, Türblatt und Zarge mit Flüssigkleber überschüttet waren. Dann bemerkte sie einen Geruch von verbranntem Plastik.

Das könnte Sie auch interessieren:

Als fünf Minuten später eine 55-jährige Nachbarin mit ihrem Hund auf die Straße wollte, entdeckte sie ebenfalls die verklebte Tür und bemerkte beißenden Qualm. Sie alarmierte die Feuerwehr. Diese brach die Tür auf, nach einer Stunde war das Feuer gelöscht.

Psychiatrisches Gutachten

Der mutmaßliche Brandstifter, ein früherer Mieter, war zunächst geflüchtet, hatte sich dann aber am Bahnhof von Innsbruck gestellt. Seit gestern muss sich der 30-Jährige vor dem Bonner Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn zunächst wegen versuchten Mordes aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen sowie besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Dabei war der Ankläger davon ausgegangen, dass der Ex-Mieter sich mit „gemeingefährlichen Mitteln“ wegen der anstehenden Zwangsräumung rächen wollte. Ein psychiatrischer Gutachter kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass der 30-Jährige an einer paranoiden Schizophrenie leidet und schuldunfähig ist. Damit kann er nicht verurteilt werden. Die Kammer prüft, ob der Mann, der arbeitslos und Hartz-IV-Empfänger war, in einer Klinik untergebracht werden muss.

Bedrohungen und Beleidigungen

Spätestens seit Herbst 2018 habe der Mann das Haus tyrannisiert, sagte der 53-jährige Eigentümer aus: Er selbst sei mit „wirren Briefen“ bombardiert, als „Mussolini“ beschimpft und mit dem Tod bedroht worden. Zwei Mieter hätten gekündigt. „Alle hatten Angst vor seiner Unberechenbarkeit“, sagte der Vermieter „Da mussten wir reagieren. Er musste raus.“

Nachdem der 30-Jährige laut Anklage in seiner Wohnung den Brand gelegt, sämtliche Feuermelder zerstört und die Haustür verleimt hatte, war er zum Büro der Vermietungsgesellschaft gelaufen. „Wie ein Wahnsinniger“, erinnerte sich der Vermieter, „stand er vor unserem Büro. Mit einem Hammer zerschlug er rechts ein Fenster, in der linken Hand hielt er eine Pistole.“ Da habe er gebrüllt: „Alle raus hier!“ Über einen hinteren Notausgang seien sie in ein angrenzendes Hotel geflüchtet.

KStA abonnieren