Sanierung Rathaus SiegburgGrüne streiten über die oberste Etage

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Ausschließlich mit Vollgeschossen war das Rathaus Siegburg erbaut worden.

Ausschließlich mit Vollgeschossen war das Rathaus Siegburg erbaut worden.

Siegburg – Man muss schon zweimal hinsehen, um den Unterschied zwischen den beiden Animationen zu erkennen, die das sanierte Rathaus zeigen: Während die eine den hohen Verwaltungstrakt mit sechs Vollgeschossen zeigt, ist bei der anderen die oberste Etage als Staffelgeschoss ausgebildet. Die Variante ist in der Welt, seitdem der Lübecker Architekt Klaus Petersen vor zwei Jahren seine Machbarkeitsstudie zu verschiedenen Standorten für ein neues Rathaus präsentierte.

Staffelgeschoss würde die Baukosten erhöhen

Die Grünen im Rat bestehen jetzt auf die Umsetzung „entsprechend der ursprünglichen Konzeption“. Diese bringt aber dem Architekten zufolge, der immer darauf hingewiesen hatte, das Äußere des Gebäudes könne sich noch stark ändern, erhebliche Nachteile mit sich. Durch das zurückspringende Staffelgeschoss gingen Flächen und entsprechend Raumtiefe für die Büros verloren. Zwar wirkten sich weniger Bauteile positiv auf das Budget aus. Die fehlenden Flächen müssten dann aber an anderer Stelle gesucht werden, so dass sich die Baukosten insgesamt erhöhen würden.

Ein Staffelgeschoss statt eines zusätzlichen Vollgeschosses würde den Charakter des 1968 eröffneten Rathauses stark verändern.

Ein Staffelgeschoss statt eines zusätzlichen Vollgeschosses würde den Charakter des 1968 eröffneten Rathauses stark verändern.

„Unbeachtet einer noch nicht erfolgten Zustimmung des Urhebers zu einem Staffelgeschoss empfehlen wir die Umsetzung der Sanierung mit einem Vollgeschoss“, schreibt Petersens Büro PPP wohlweislich. Ein solches würde den Charakter der Planung von Peter Busmann mit ihren klaren Linien und Proportionen stark verändern. Eine Einscheidung müsse zügig getroffen werden, wenn es beim Baubeginn im Januar bleiben soll.

Dezernenten plädieren für Flexibilität

Aus Sicht der Technischen Beigeordneten Barbara Guckelsberger und des Co-Dezernenten Bernd Lehmann ist bei der Planung der neuen Stadtverwaltung Flexibilität entscheidend, was ebenfalls für größere Flächen in der obersten Etage sprechen würde. „Alles ist im Fluss, in der Arbeitswelt wie auch in Dienststellen“, erläutert Lehmann.

„Corona beschleunigt die Veränderungen noch“, sagt er mit Blick auf Homeoffice und Digitalisierung. Bislang gebe es im Rathaus zwar große Verkehrsflächen, aber ansonsten vor allem eine Struktur mit „Zellenbüros“.

Barbara Guckelsberger und Bernd Lehmann vor einer Ansicht des für die Sanierung skelettierten Rathauses.

Barbara Guckelsberger und Bernd Lehmann vor einer Ansicht des für die Sanierung skelettierten Rathauses.

Das dürfte sich gründlich ändern. Auch künftig werden wohl Mitarbeiter in sensiblen Abteilungen wie dem Jugendamt noch kleinere, geschlossene Räume vorfinden. Offener und weit großzügiger könnten aber die Räume der Planer ausfallen, deren Arbeit stark von der Kommunikation untereinander lebt. Das Publikum solle schnell und unkompliziert die unteren Abschnitte des Rathauses erreichen können, vor allem im Bürgerbüro.

Heute haben Bürger ungehinderten Zugang zu allen Büros, was sich ändern soll, mit Zugangsbeschränkungen zu den einzelnen Trakten. Allerdings soll es im Erdgeschoss eine große, repräsentative Empfangstheke geben und auch auf den weiteren Etagen kleinere empfangsähnliche Situationen.

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Völlig offen ist die Raumbelegung, wo etwa Standesamt, Trauzimmer oder Fraktionsbüros unterkommen. „Das interessiert im Moment überhaupt nicht“, so Lehmann. Gesetzt ist allerdings der Ratssaal.

Guckelsberger hebt eine großen Vorteil des Gebäudes hervor: „Man muss nur einige Wandscheiben erhalten, damit das Haus nicht zusammenbricht.“ Flexibilität könne man durch bewegliche, mobiliarähnliche Wandelemente schaffen.

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