Schnelltest für NotschlafstelleDon-Bosco-Haus bietet Hilfe für Obdachlose in Siegburg

Lesezeit 4 Minuten
Dominik Schmitz bringt Schlafsäcke in den Sanitärcontainer, der als Notschlafstelle dient.

Dominik Schmitz bringt Schlafsäcke in den Sanitärcontainer, der als Notschlafstelle dient.

Siegburg – „Tut das weh?“ fragt die Frau besorgt. Zum ersten Mal sucht sie die Notschlafstelle im Don-Bosco-Haus des SKM auf und kennt das Prozedere noch nicht genau: Den Corona-Schnelltest, den jeder zu Beginn machen muss, der an der Luisenstraße übernachten möchte. Bert Becker und Dominik Schmitz, die sich die Leitung der Einrichtung teilen, sind zertifiziert und dürfen beide das dünne Stäbchen in die Nase schieben. Sich selbst testen sie wöchentlich, ebenso wie die anderen Mitarbeiter. Das engmaschige Netz ist erfolgreich. Im vergangenen Jahr hat es im Haus nicht einen einzigen positiven Corona-Test gegeben. Und kein einziger Besucher war infiziert.

Zu den festen Regeln gehört, dass die Zahl der Schlafplätze reduziert wurde, von 23 auf 16, inklusive der beiden Schlafplätze im gesonderten Bereich ausschließlich für Frauen. Täglich wird Fieber gemessen und genau auf Symptome geachtet. Die Bewohner tragen im Aufenthaltsraum meist Maske. „Manchmal müssen wir schon daran erinnern, sie sind ja wie ein gemeinsamer Haushalt.“ Die Raucher müssen nach draußen, vor der Tür gibt es ein Buswartehäuschen. „Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Besucher das so ohne Murren mitmachen“, freut sich Becker über die bessere Luft in den Räumen.

Nur selten gibt es Engpässe

Die Reduzierung der Plätze hat bislang nur selten zu Engpässen geführt. Lediglich jetzt in der kalten Jahreszeit wird es schwierig, wie Becker sagt: „Das ist eine Gratwanderung. Ist es zu verantworten, jemanden draußen zu lassen?“ Da wird der rote Waschcontainer neben dem Haus, mit Toilette, Dusche und Waschmaschine als niedrigschwelliges Angebot gedacht, schon mal zum provisorischen Schlafplatz.

Bert Becker macht bei einer neuen Besucherin der Notschlafstelle den obligatorischen Schnelltest, bevor sie ins Haus darf.

Bert Becker macht bei einer neuen Besucherin der Notschlafstelle den obligatorischen Schnelltest, bevor sie ins Haus darf.

Es gibt aber noch weitere Wohnungslose, mit denen das große Team zu tun hat. Bei der aufsuchenden Arbeit sind die Mitarbeiter auch schon mal auf einen Infizierten gestoßen. Der lebte in einem Wohnwagen, ein Schnelltest musste gemacht werden, weil der Mann Symptome zeigte. Ein PCR-Test bestätigte den Verdacht auf Covid-19. Der Mann musste zur Quarantäne in seinem Camper bleiben. Die Kommune war als Ordnungsbehörde eingeschaltet. Ein Klient, der hin und wieder zur Luisenstraße kommt, ist im Krankenhaus positiv getestet worden, hatte zu dieser Zeit aber keinen Kontakt zu der Einrichtung.

Bürgerantrag auf Schließung

Der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis – betreibt im Don-Bosco-Haus an der Luisenstraße die Notschlafstelle. Sie ist an 365 Tagen im Jahr geöffnet. 210 Menschen kommen dort ihre Post abholen, erhalten Schecks und Gutscheine. In der Regel wird für drei bis zehn Tage aufgenommen, wer sich bis 18 Uhr in die Anwesenheitsliste einträgt.

In einem Bürgerantrag aus Troisdorf wird die Schließung der Notschlafstelle gefordert, weil Infektionsausbrüche zu befürchten seien. Ulrike Hanke, Leiterin des Sozial- und Wohnungsamts, die seit vielen Jahren mit dem SKM zusammenarbeitet, widerspricht auf Anfrage dieser Zeitung entschieden: „Das ist kein Pandemieherd.“ Der Antrag wird am 13. April im Rat behandelt. (dk/rvg)

„Wir müssen aufnehmen in der Not“, so Schmitz, „zum Glück gibt es nicht mehr so kalte Winter im Rheinland.“ Das nimmt ein bisschen Druck weg. „Wir halten Kontakt zu denen, die auf der Straße leben“, erklärt Becker. Die ambulanten Helfer haben Schlafsäcke dabei. „Wenn du morgens um 6 Uhr jemanden an den bekannten Plätzen triffst, weißt du, er hat draußen übernachtet.“

Schwierigkeiten bei der Impung von Obdachlosen

Die Stiftung Wohlfahrtspflege hat als Winterhilfe Geld gegeben, das Gesundheitsministerium hat noch was drauf gelegt. „Wir hatten 4000 Euro, davon haben wir Thermo-Unterwäsche, Schlafsäcke, Isomatten, Winterschuhe, Zelte und Gutscheine besorgt“, erzählt Schmitz. Dazu noch eine größere Menge an FFP 2-Masken, die an die Bedürftigen verteilt werden. „Da kommen manche, die haben sie seit Wochen oder Monaten getragen, da müssen wir auch drauf achten“, sagt Becker.

Das könnte Sie auch interessieren:

Obdachlose gelten zu den so genannten vulnerablen Gruppen und gehören bei der Impfstrategie in die Gruppe 3. „Von sich aus werden sie sich aber nicht melden und sie sind schwer zu erreichen“, beschreibt er die Schwierigkeiten. „Wir wollen mit dem Gesundheitsamt eine Impfstrategie erarbeiten.“ Der Austausch ist für das Team enorm wichtig. „Betreutes Wohnen ist im Homeoffice nicht möglich. Wir sind weiter für die Leute da, auch von Angesicht zu Angesicht. Der ambulante Beratungsbedarf ist enorm gestiegen“, skizziert Schmitz. „Die Bewohner sind zu 100 Prozent auf uns angewiesen, weil Wohnungslose digital nicht vernetzt sind.“ Sie bräuchten die Hilfe des Teams, etwa weil Termine bei Behörden nur online auszumachen seien.

Hinzu komme, dass es für die Wohnungslosen jetzt bei geschlossenen Geschäften schwieriger werde, um Geld zu bitten. Das Sammeln von Pfandflaschen falle zudem fast ganz aus.

KStA abonnieren