AmpelAchtjährige Siegburgerin sammelt Unterschriften für mehr Sicherheit auf dem Schulweg

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Ein Mädchen steht an einer befahrenen Straße.

Der starke Verkehr auf der Wolsdorfer Straße macht es Jana schwer, diese sicher zu überqueren.

Vor den Sommerferien wurde eine Ampel in Wolsdorf demontiert. Für Jana und ihren kleinen Bruder wird das auf dem Schulweg zum Problem.

Die Autos und Lastwagen auf der Wolsdorfer Straße dröhnen jeden Morgen an Jana Witzke vorüber, wenn die Achtjährige zur Schule geht. Doch die für sie praktischste Ampel an der Einmündung der Straße Auf der Papagei wurde zu Beginn der Sommerferien abgebaut.

Die Schülerin muss nun einen Umweg von mehreren hundert Metern auf sich nehmen. Gemeinsam mit ihrer Mutter hat die Achtjährige eine Unterschriftenaktion in der Nachbarschaft gestartet, um zu erreichen, dass die Stadt eine neue Ampel errichtet.

Siegburger Kinder müssen jetzt einen Umweg in Kauf nehmen

Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien, als die Ampel abgebaut wurde, schildert Anna Fruhen-Witzke, Janas Mutter. „Morgens war sie noch da. Ich habe das gesehen und die Kinder nachmittags abgeholt“, sagt sie. Die Familie wohnt an der Wolsdorfer Straße, zwischen der Marienhofstraße und Auf der Papagei.

Ein Mädchen wirft einen Zettel in einen Briefkasten.

Jana sammelt bei ihren Nachbarinnen und Nachbarn Unterschriften für eine neue Ampel. Mehr als 120 hat sie schon beisammen.

Zu Beginn des neuen Schuljahrs – auch Janas Bruder Linus geht nun in die Schule – wurde das Problem offenkundig: die nächstmöglichen Querungen sind eine Ampel an der Marienhofstraße und ein Zebrastreifen am Kreisverkehr mit der Alfred-Keller-Straße. Für die beiden Kinder bedeutet das einen Umweg von 280 beziehungsweise 600 Metern.

„Ich bringe die Kinder jeden Morgen über die Straße. Jana kann die Geschwindigkeit der Autos sicher schon einschätzen, Linus mit seinen sechs Jahren aber ganz sicher nicht“, meint die 42-Jährige. Auf der Papagei träfen sie auf weitere Kinder, die dann gemeinsam hoch zur Grundschule an der Jakobstraße gingen.

Schulweg: Mutter hielt Situation auch mit Ampel für gefährlich

Schon als die Ampel noch existierte, sei die Situation gefährlich gewesen: „Die Grünphase war viel zu kurz und die Lkw blieben immer erst kurz vor mir stehen, da bekam ich richtig Angst“, sagt Jana. Der Verkehr staue sich jeden Morgen auf mehreren hundert Metern Länge, weil so viele Schülerinnen und Schüler gleichzeitig die Kreisverkehre an der Holzgasse und der Alfred-Keller-Straße überquerten, sagt ihre Mutter. Fast jeden Morgen stehe dort die Bezirksbeamtin, um die Übergänge abzusichern.

Auf der Wolsdorfer Straße gilt Tempo 50. „Eine Verkehrsmessung der Stadt hat angeblich ergeben, dass die meisten Autos hier nur 40 fahren – das war aber, als es die Ampel noch gab“, sagt Fruhen-Witzke. Sie habe in Erfahrung gebracht, dass die Anlage seit den Achtzigern bestand. „Da war wohl mal die Bushaltestelle. Als man die an die Marienhofstraße verlegt hat, wurde die Ampel angeblich überflüssig. Deswegen wurde sie abgebaut.“

Die Stadt habe ihr mitgeteilt, die Schulwege seien bedient. „Dabei wohnen auf der anderen Seite der Wolsdorfer Straße auch Menschen. Die Kinder können nicht einfach mal die Freunde gegenüber besuchen.“

Viele Menschen aus der Gegend wollen Jana persönlich kennenlernen

Doch Jana hatte eine Idee: Warum nicht Bürgermeister Stefan Rosemann um Hilfe bitten? „Er war auf Linus' Einschulung und hat gesagt, wir Kinder könnten uns immer bei ihm melden, wenn es Probleme gibt“, erzählt sie. „Also habe ich beschlossen, Unterschriften zu sammeln.“

Ihre Mutter verfasste den Text, der aus Janas Sicht das Problem darlegt. Die Drittklässlerin hat jedes Blatt mit ihrem Namen unterschrieben. Gemeinsam verteilten sie die Zettel in den umliegenden Straßen – mit der Bitte um den Einwurf im Briefkasten der Familie Witzke. „Viele klingeln auch und wollen Jana persönlich kennenlernen. Sie sagen auch, dass auf der gesamten Wolsdorfer Straße Tempo 30 eingeführt werden sollte“, sagt Fruhen-Witzke.

Eine Frau lächelt in die Kamera.

Janas Mutter möchte zumindest für einen Zebrastreifen kämpfen.

Am kommenden Donnerstag hat Jana einen Termin bei Bürgermeister Rosemann. 120 Unterschriften hat sie bereits gesammelt, die sie ihm dann in die Hand drücken will. „Er tut viel für Kinder“, glaubt Fruhen Witzke. Dass eine neue Ampel aufgestellt werde, glaube sie jedoch nicht. „Aber zumindest für einen Zebrastreifen kann man kämpfen.“

Rund 40 Jahre stand die Ampel an der Ecke Wolsdorfer Straße/Auf der Papagei. Doch: „Alte Ampeln sind fehleranfällig und Ersatzteile immer schwerer zu bekommen. Deswegen sieht die Stadt sich nach Alternativen um, zum Beispiel ein Zebrastreifen“, erklärt Jan Gerull, Sprecher der Stadt Siegburg. Dies betreffe viele reine Fußgängerampeln im Stadtgebiet.

Bürgermeister Rosemann freut sich auf Gespräch mit junger Siegburgerin

Der Grund für die Demontage sei die Verlegung der Bushaltestelle an die Marienhofstraße. „Fußgängerampeln sind nur notwendig, wenn pulkartiger Querungsbedarf besteht“, wie es im amtsdeutsch heiße. Da die Busse nun woanders hielten, werde die Ampel auf Höhe der Straße Auf der Papagei nicht mehr benötigt. Dies habe der Mobilitätsausschuss des Stadtrats im Mai diesen Jahres beschlossen.

„Der Schulweg ist über die Marienhofstraße ausgewiesen und mit Polizei und Ordnungsamt abgestimmt“, so Gerull. Doch weil Fußgängerampeln nicht als sicherste Variante gelten, solle auch diese Ampel im kommenden Jahr abgebaut werden. Stattdessen solle ein Zebrastreifen kommen, an dem Tempo 30 gilt.

Nichtsdestotrotz freue sich Bürgermeister Stefan Rosemann auf das Gespräch mit Jana und ihrer Mutter. „Auch bei Kindern ist der Bürgermeister sehr bemüht, auf ihre Anliegen einzugehen“, versichert der Stadtsprecher. Oguz Cekin, Leiter des Amts für Mobilität und Infrastruktur, werde bei dem Gespräch dabei sein.

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