Wie die Siegburger heizen und woher in Zukunft die Wärme kommen soll, beschäftigte jetzt den Verwaltungsrat der Stadtbetriebe.
Abwärme? Flusswärme? Wasserstoff?Der schwierige Weg Siegburgs zur Klimaneutralität

Flusswärme aus der Sieg könnte bei der Wärmeplanung für Siegburg eine Rolle spielen, die Realisierung hat aber ihre Tücken.
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2045 soll die Republik klimaneutral sein, entsprechend wird derzeit in den Kommunen über Wärmeplanungen gebrütet. Andreas Esser, Geschäftsführer der Rhein-Sieg-Netz GmbH, zeigte jetzt im Verwaltungsrat der Stadtbetriebe anschaulich, wie schwierig die Umsetzung wird.
Die Gebäudeanalyse für die Planung konnte abgeschlossen werden, durchaus mit ermunternden Ergebnissen: So finden sich auf dem Gebiet Siegburg als der flächenmäßig kleinsten Kommune des Rhein-Sieg-Kreises vergleichsweise viele Gas- und nur wenige Ölheizungen. „Wir haben überall ein Gasnetz vorliegen“, erläuterte Esser, der davon ausgeht, dass dieses auch für Wasserstoff geeignet wäre. Wie es mit der Tauglichkeit der Leitungen in den Gebäuden aussehe, sei aber eine andere Frage.
Haushalte haben den größten Anteil an Treibhausgas-Emissionen
„Wie schaffe ich es, den Gebäudebestand und die Wärmegewinnung künftig zu dekarbonisieren?“, nannte Esser als entscheidende Frage. Der Weg, den die Stadt vor sich habe, sei allerdings steinig. Den größten Anteil an Treibhausgas-Emissionen haben in Siegburg die Haushalte, während Industrie und Gewerbe eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Zu 83 Prozent heizen die Siegburger mit Gas, gefolgt von Öl (10.3 Prozent), Wärmenetzen (1,9 Prozent), elektrischen Direktheizungen (1,7 Prozent), Wärmepumpen (2,1 Prozent), Flüssiggas (0,1 Prozent) und Biomasse (0,9 Prozent). Auch in anderen Kommunen komme man auf 80 Prozent der Heizungen mit fossilen Energieträgern. Die Gebäude in Siegburg seien relativ alt und schlecht gedämmt, knapp 75 Prozent seien vor 1976 gebaut worden. Allerdings seien die Häuser früher eher kleiner gewesen.
Wärmenetze können teuer werden
Siegburg ist Esser zufolge relativ „kompakt gebaut“, die Folge seien relativ hohe Wärmedichten, die eigentlich implizierten, dass sich die Stadt wunderbar für Wärmenetze eignen würde. „Aber woher kriege ich die Wärme?“, fragte Esser. Abwärme wie von der Müllverbrennungsanlage in Bonn scheide aus, eine Großwärmepumpe müsse sich auch finanziell tragen. Teuer sei auch das Netz mit Kosten von mehr als einer Million Euro für einen Kilometer Strecke. Wie lange man sich auf zuverlässige Abwärmelieferungen aus Industrieunternehmen verlassen könne, sei ebenfalls ein schwieriges Thema.
Da auch Flusswärme infrage komme, werde man sich sicherlich die Sieg anschauen. Kommunen flussaufwärts allerdings könnten schon vorher Wärme ziehen. Lange Leitungen könnten die Wärme verteuern, da die Sieg zu großen Teilen abgelegen von Wohnbebauung verlaufe. Skeptisch äußerte sich Esser zum Thema Wasserstoff, insbesondere, da sich Preise kaum prognostizieren ließen.