Die Gasse in der Innenstadt soll renoviert werden und ein neues Pflaster bekommen. Die anberaumte Dauer der Arbeiten stößt auf Kritik.
Sanierung soll drei Jahre dauernGeschäftsleute in Siegburger Holzgasse befürchten Umsatzeinbußen

Geschäftsleute fürchten Umsatzeinbußen durch die bevorstehende Sanierung der Holzgasse.
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Stolperfallen durch lockere Pflastersteine, Baumwurzeln, die Leitungen gefährlich nahe rücken: Die auf den ersten Blick so idyllisch wirkende Holzgasse ist dringend sanierungsbedürftig. Seit Jahren wollen Kommunalpolitiker und Stadtverwaltung die Arbeiten anpacken. Vorgesehen ist, in drei Jahren drei Bauabschnitte abzuarbeiten, wobei ein großer Teil der Kanalarbeiten im Inlinerverfahren, also unterirdisch, erfolgen kann. Möglicher Sanierungsbeginn ist laut Stadtverwaltung 2027.
Doch jetzt, wo es langsam aber sicher ernst wird und Details im Planungsausschuss und bei Bürgerinformationen zu erfahren waren, häufen sich kritische Stimmen: Dass sich die Sanierung über drei Jahre erstrecken soll, ist vielen Geschäftsleuten in der erst durch Corona, dann durch Kaufhofschließung strapazierten Innenstadt zu lang.

Skeptisch: Guido und Christiane Dreschmann in ihrer Intersport-Filiale.
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Guido Dreschmann etwa geht in seinem Intersport-Geschäft davon aus, dass direkt vor seiner Ladentür vier Wochen lang an Hausanschlüssen gearbeitet wird, aber auch sonst zu wenig Kunden den Weg in die Holzgasse finden werden.
Umsatzbringer Holzgassenfest könnte ausfallen
„Ich bin da sehr skeptisch.“ 20 bis 30 Prozent weniger Umsatz könne das für ihn bedeuten. „Da muss man sich ausrechnen, ob das noch rentabel ist.“ Dreschmann befürchtet, dass die Kunden aus Richtung Markt schlicht ausbleiben und das alljährliche Holzgassenfest ausfallen könnte: „Das bringt sonst enorme Umsätze“, so seine Erfahrung.

Fürchtet um seine Existenz: Lais Etemadi in seinem Espressostudio
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„Ich habe mir hier eine Existenz aufgebaut, wenn die das so machen, wie angekündigt, dann war es das“, fürchtet Lais Etemadi, der vor neuneinhalb Jahren seine Espressobar Lais mit Kaffeespezialitäten eröffnet hat. Die entwickelt er mit einer Rösterei in Bonn. „Für mich wäre schon eine Umsatzeinbuße von zehn Prozent zu viel.“
Wenn manche Boutique mit drei bis vier guten Kunden am Tag auskomme, sei bei ihm eine hohe Anzahl von Gästen nötig. Und die könne drastisch sinken, wenn Außentische entfielen, während an Hausanschlüssen und neuem Pflaster gearbeitet werde.

Muzaffer Yildirim, Inahber von Yils Herrenboutique
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„Das Textilgeschäft ist auch so schon schwer genug“, findet Muzaffer Yildirim, Inhaber von Yils Herrenboutique. Zum Glück habe er viele Stammkunden, fürchte aber dennoch Umsatzeinbrüche. Auch dadurch, dass weniger Kunden ins gegenüberliegende Siegburger Brauhaus kommen könnten: Viele verbänden einen Boutique- mit einem Brauereibesuch und andersherum.
„Drei Jahre sind definitiv zu lang“, findet er und könnt es sich auch mit einer Verschiebung der Arbeiten um fünf Jahre anfreunden. Diese hat die SBU (Siegburger Bürgerunion) ins Spiel gebracht, die auf Flyern und Plakaten gegen „die Pläne zur radikalen Sanierung“ Stimmung macht.
Fester Ansprechpartner immer vor Ort
Bürgermeister Stefan Rosemann weist darauf hin, dass solche Pläne Städtebaufördermittel des Landes gefährden könnten. „Kein Mensch weiß, ob es in fünf Jahren noch Geld dafür gibt. Und der Kanal wird in fünf Jahren auch nicht besser.“ Ihm sei wichtig, dass es während der Bauzeit stets einen festen Ansprechpartner in einem Informationspunkt vor Ort geben werde.
Mit Geschäftsleuten und Hauseigentümern sei man im Gespräch und werde dies auch bleiben, wobei auf individuelle Probleme eingegangen werde: So wolle man anstreben, vor einer Gastronomie eher im Winter als im Sommer zu arbeiten, wenn die Geschäfte draußen besonders gut liefen. Dem italienischen Restaurant könne man eventuell auch andere Außenflächen anbieten.
Betagtes Pflaster und kippelige Tische
Die Verlegung in Winter würde aus Sicht von Matthias Schöne, Betriebsleiter des Tuscolo, „einen Riesenunterschied“ machen. Ansonsten müsse er damit rechnen, dass ohne Terrasse zwei Drittel des Umsatzes wegbrechen. „Das wäre fatal.“ Ansonsten habe die Sanierung auch Vorteile, derzeit führe das betagte Pflaster zu kippeligen Tischen. „Wir warten ab, was passiert, und hoffen auf das Beste.“

Tuscolo-Betriebsleiter Matthias Schöne
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Rosemann weist darauf hin, dass das Thema auch auf der Tagesordnung des Planungsausschusses am 21. Mai steht: Die Kooperation von CDU und Grünen beauftragt die Verwaltung zum einen, „die rechtzeitige Förderantragstellung bis zum 30.09.2025 auf Grundlage der vorliegenden Entwurfsplanung sicherzustellen“.
Zum anderen sollen aber gleichzeitig schon Hausanschlüsse in offener Bauweise hergestellt und die Oberfläche dauerhaft saniert werden. Auch Versorgungs- und Telekommunikationsmedien sollen bei der Gelegenheit ausgetauscht werden. „Etwaige Mehrkosten, die aus der Differenz der Wiederherstellung der Oberfläche gem. Gebührenrecht und den tatsächlichen Kosten der SBS entstehen, sind dem kommunalen Unternehmen aus dem städtischen Haushalt zu erstatten.“ Die Vorgehensweise solle dem Erkenntnisgewinn dienen, ohne die Förderung aus dem ISEK-Programm zu gefährden.
Die Stadtverwaltung begrüßt prinzipiell ein schnelleres Vorgehen, schränkt aber ein, „dass eine vorzeitige Inwertsetzung der Oberfläche – das heißt eine Wiederherstellung mit finalem, förderfähigem Oberflächenausbau vor Bewilligung der Städtebaufördermittel – aus förderrechtlichen Gründen nicht zulässig ist“.