Lange WartezeitenIm Rhein-Sieg-Kreis mangelt es an Schwimmkursen für Kinder

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Kurse für Kinder zum Schwimmenlernen sind meist sofort ausgebucht. (Symbolbild) 

Siegburg – Wer heute Bauholz bestellt, muss darauf unter Umständen sehr lange warten. Noch länger sind vielfach die Wartezeiten auf einen Schwimmkurs. „Eine Mutter schrieb mir, dass sie seit zwei Jahren einen Kurs für ihren Sohn sucht“, beschreibt Steffi Beisner vom Schwimmverein Hellas Siegburg die Lage. Was schon vor Corona schwierig war, hat sich durch die Pandemie dramatisch verschärft.

Seit langem schon kennt Beisner, im Hellas-Vorstand zuständig für die Schwimmausbildung, das Problem. „Neue Kurse waren immer nach einer Stunde ausgebucht“, jedem verfügbaren Platz standen zehn Anfragen gegenüber. Jetzt, so schaut sie auf die vergangenen Monate zurück, „haben wir eineinhalb Jahre verloren“.

Fehlende Schwimmkurse im Rhein-Sieg-Kreis – Corona hat die Situation verschärft

Nur kurz war nach den Sommerferien 2020 der Betrieb wieder angelaufen; nach vier Trainingstagen unter einem strengen Hygienekonzept mussten die Kurse wieder eingestellt werden. Im April gab die Landesregierung wieder grünes Licht, doch so schnell hätten sich die Gruppen nicht wieder an den Start bringen lassen, erklärt Martin Gebhardt, stellvertretender Vorsitzender des Vereins: Das Personal des Hallenbads war in Kurzarbeit, das Wasser abgelassen.

Jedes Kind soll ein Angebot bekommen

Stadtverwaltung soll koordinierende Rolle übernehmen

Einen „grünen Tisch“ hat Andreas Wollweber, der 1. Vorsitzende des SV Hellas Siegburg, angeregt: Die bestehenden Anbieter wie Hellas, DLRG oder Schwimmschule könnten den Bedarf nicht mehr abdecken.

Eine koordinierende Rolle wünscht sich Wollweber daher bei der Stadtverwaltung, um jedem Kind ein Schwimmangebot zu machen – „sei es durch Schule, Verein oder private Anbieter“.

Dabei sieht Wollweber durchaus Schwierigkeiten für die Schulen. Dort sei schon vor Corona gerade der Schwimmunterricht oft als erstes ausgefallen, für nur eine Stunde lohne sich der Aufwand angesichts der Umkleidezeiten oft nicht. Schließlich müssten sich vielfach 20 Kinder eine einzige Bahn teilen.

Schließlich hätten die Pandemie und das Verbot vieler anderer Freizeitaktivitäten den Druck auf Gewässer wie Rotter oder Allner See erhöht – wo es bis heute verboten ist zu schwimmen (Allner See) oder, wie am Rotter See, tatsächlich erst vor kurzem zumindest eine temporäre Aufsicht eingeführt wurde.

Gefährdete Jugendliche oder junge Erwachsene seien überdies oft nicht so gut organisiert, sich an warmen Tagen rechtzeitig um die oftmals noch begrenzten Eintrittskarten für Freibäder zu bemühen. (dk) 

Großes Entgegenkommen zeigen Stadt und Schwimmbadleitung in den kommenden Ferienwochen: Das Hallenbad bleibt geöffnet, die ersten Ferienkurse haben begonnen – längst ausgebucht und im wesentlichen Nachholtermine für die 2020 ausgefallenen oder abgebrochenen Kurse. „Neue Kinder können wir vielleicht im Februar aufnehmen“, sagt Steffi Beisner; höchstens ein paar wenige im August.

Sorge bereiten ihr aber auch die Jungen und Mädchen, die noch vor Ausbruch der Termine ihr Seepferdchen gemacht haben. „Schwimmen lernen braucht Zeit.“ Mindestens ein Jahr regelmäßiges Üben sei erforderlich. Und das nicht am Baggersee.

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Dass sich die Lage deutlich bessern wird, bezweifeln Beisner wie Gebhardt gleichermaßen. Denn auch in der Ausbildung neuer Trainer sind wertvolle Monate ungenutzt verstrichen. „Wenn nicht gerade Corona ist“, dann kümmert sich ein ausgebildeter Coach mit zwei weiteren Personen um die bis zu zehn Kinder in einer Gruppe. Nun schließen junge Trainer die Schule ab und verlassen unter Umständen die Stadt, ohne dass sie ihre Nachfolger heranbilden konnten.

Ein Übriges tut der Ganztag in den Schulen: Während der Verein zum Beispiel ab 15 Uhr ein Becken nutzen könnte, drücken etliche der jungen Trainer und Trainerinnen noch die Schulbank.

„Ein bisschen frustrierend“ sei die ehrenamtliche Arbeit für den Schwimmverein in den vergangenen 15 Monaten schon gewesen, räumt Steffi Beisner ein. Immer wieder galt es neu zu planen, zu telefonieren – um am Ende vielleicht doch wieder abzusagen. Immerhin: „Die Eltern haben eine unendliche Geduld und Dankbarkeit, wenn es wieder losgeht.

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