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Nach 33 JahrenTraditionsgeschäft Leder Bedar in Siegburg schließt

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Bedar Leder & Style in der Brauhofpassage schließt bis zum Jahresende

Bedar Leder & Style in der Brauhofpassage schließt bis zum Jahresende, von links: Inhaber Rahman und Laila Bedar mit Verkäuferin Natalie Rodrian. 

Rahman und Laila Bedar schließen nach 33 Jahren ihr Fachgeschäft in der Brauhofpassage und verabschieden sich in den Ruhestand.   

Wann genau der letzte Tag in seinem Fachgeschäft für Ledermode sein wird, weiß Rahman Bedar noch nicht genau, aber eines schon: Der Abschied von der Brauhofpassage zum Jahresende wird ihm schwerfallen. „Das Geschäft war für mich wie ein Kind.“ Aber nach mehr als 30 Jahren sei es Zeit, in den Ruhestand zu gehen.

Vor allem ist es der Standort, der es ihm von Anfang an angetan hat: „Siegburg ist mir ans Herz gewachsen.“ Die Stadt sei vielleicht nicht gerade prädestiniert, um das ganz große Geld zu machen. Aber sie habe ihm eine treue Stammkundschaft und viele Freundschaften beschert. Kundinnen und Kunden seien aus dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Köln/Bonner Raum und weit darüber hinaus gekommen.

Modetrends hatten Rahman und Laila Bedar immer im Blick

Auf der Höhe der Mode zu sein und kommende Trends zu kennen, war Bedar immer wichtig. Er besuchte internationale Messen, bis zu zehn im Jahr. „Nach Italien und Frankreich bin ich gefahren und habe oft festgestellt, dass die Mode dort schon viel weiter war als bei uns.“ Er und seine Frau Laila – beide leben in Sankt Augustin – hätten dabei immer versucht, bezahlbare Qualität zu bieten, nichts Überkandideltes für eine wohlhabende Klientel.

Und auch keine Mode von der Stange: Bedar gab eigene Entwürfe oder die seiner Designer bei großen Herstellern in Auftrag. Diese lieferten auch kleine Stückzahlen und übernahmen Bedars Ideen teilweise sogar für ihre eigene Produktpalette. „Im Textilbereich wäre das nicht gegangen.“

Bedar Leder & Style in der Brauhofpassage schließt bis zum Jahresende, Laila Bedar

Laila Bedar und ihr Mann Rahman setzen unter anderem auf farbenfrohe Ledermode.

„Früher waren Lederjacken nur in Schwarz oder Braun zu haben“, schildert der Lederexperte. Das aber habe sich radikal geändert. An einem langen Ständer präsentiert er eine Auswahl von Damenjacken, die fast die Farbpalette eines Regenbogens abbilden: hellgrüne, zartblaue, blassrote und pastellgelbe Stücke sind darunter, viele davon mit figurbetonenden Details wie Raffungen oder elastischen Partien.

„Leder kann auch bunt sein, warum nicht?“, so Bedar. Jacken, Hosen und Röcke kommen elegant daher – nicht dick und speckig, sondern leicht und anschmiegsam. Sogar ein pinkfarbenes Exemplar in Trenchcoat-Optik ist darunter. Neben der Qualität der Rind- und Lammleder ist Bedar die Gerbung wichtig. Auch wenn der Schwerpunkt seit einigen Jahren auf Leder liegt, gehören weiterhin einige Textilien, Taschen und Accessoires zum Sortiment.

1992 eröffnete das Geschäft an der Neuen Poststraße in Siegburg

Bedar und seine Frau kamen aus Afghanistan nach Deutschland, wo er zunächst eine Ausbildung zum Funkelektroniker absolvierte. Sein erstes Geschäft, in dem auch Textilmode im Angebot war, eröffnete er 1992 an der Neuen Poststraße, zog anschließend an die Kaiserstraße. Seit 2012 ist er in der Brauhofgalerie. Zeitweise hatte „Bedar Leder & Style“ Filialen in Bonn, Euskirchen und Mayen.

Sohn Omran Bedar sieht das Geschäft „als festen Bestandteil des Stadtbildes und eine kleine Erfolgsgeschichte mit viel Herzblut“. Es sei über Jahrzehnte hinweg „ein Stück gelebte Integration und Unternehmertum“ gewesen. Seine Eltern kamen 1981 nach Deutschland und bauten sich hier Schritt für Schritt ein neues Leben auf – ohne Sprachkenntnisse, aber mit dem großen Willen, etwas aufzubauen.

Bedar Leder & Style in der Brauhofpassage schließt bis zum Jahresende

Bis zum Jahresende schließt Bedar Leder & Style in der Brauhofpassage.

Was folgte, sei eine beispielhafte Entwicklung gewesen – auch familiär: Omran Bedar selbst arbeitet heute in einer Führungsfunktion bei der Deutschen Telekom, sein Sohn ist ärztlicher Leiter des Augenzentrums in Siegburg und seine Tochter Gymnasiallehrerin.

Manchmal, so resümiert Rahman Bedar, sei der Einzelhandel für ihn zum Kampf geworden – mit Arbeitstagen, die auch bis 22 Uhr oder gar bis Mitternacht dauern konnten. Seit 2018, also schon vor der Coronakrise, habe sich bemerkbar gemacht, dass viele ansprechende Geschäfte in der Fußgängerzone geschlossen hätten. Auch die Schließung von Kaufhof habe er in der Brauhofpassage deutlich gespürt. Zusätzliches Geschäft über einen Online-Shop zu generieren, habe sich für ihn nicht bewährt – dazu brauche es zu viel Kapital und zusätzliches Personal. „Das ist nicht unsere Schiene. Die persönliche Beratung im Laden ist mir wichtiger.“

Bedar würde sich wünschen, dass mehr Leben in die „eigentlich schöne Passage einkehrt“, mit Musik und Festen, wobei die Stadt stärker aktiv werden könnte. Und dann kann er dem bevorstehenden Ruhestand doch noch etwas Positives abgewinnen: Mehr Zeit für Klavier, Orgel und seine geliebte klassische Musik, fürs Reisen – und für seine fünf Enkelkinder.