Bäume oder Platz für Eidechsen?Streit über ehemaliges Schießstandgelände in Troisdorf

Lesezeit 3 Minuten
Gerd Bücher zeigt auf eine Stelle im Spicher Wald, die mit Nadelhölzern bewachsen war. Nach dem Befall von Schädlingen wurde sie gerodet und wird jetzt aufgeforstet.

Gerd Bücher zeigt auf eine Stelle im Spicher Wald, die mit Nadelhölzern bewachsen war. Nach dem Befall von Schädlingen wurde sie gerodet und wird jetzt aufgeforstet.

Troisdorf – Sind eine Industriefläche und ein Offenlandbiotop als neuer Lebensraum für Eidechsen wichtiger als geschlossene Waldflächen? Das fragen sich die Naturfreunde Troisdorf.

Sie verstehen nicht, warum einige Teile des ehemaligen Schießstandgeländes Rottweil nicht wieder aufgeforstet, sondern als Biotop für Eidechsen frei von Bäumen gehalten werden. Dazu kommt noch eine Industriefläche.

Naturfreunde: Genügend Brachflächen für Eidechsen

„Das Gelände der benachbarten Mülldeponie bietet mit seinen Brachflächen genug Lebensräume für Zauneidechsen“, betont Gerd Bücher aus der Kerngruppe der Initiative. Zumal ein Teil des Geländes des alten Schießstandes nicht wieder der Natur zurückgegeben, sondern jetzt von Tropark, einer Tochtergesellschaft der Stadt, als Gewerbefläche vermarktet werde.

Jens Hülstede, Geschäftsführer von Tropark, bestätigt dies. Im Rahmen von Änderungen im Bebauungsplan seien Anpassungen vorgenommen worden. „Jeder Baum, der gefällt wurde, wird als Ausgleichsmaßnahme in Sieglar beim Projekt Mühlengraben wieder aufgeforstet.“

Das neue Eidechsenbiotop sei auf Wunsch der Unteren Landschaftsbehörde als Ausgleichsmaßnahme errichtet worden. Das sei keine Entscheidung von Tropark gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Klimawandel und Waldsterben seien Schlagworte, die die Gesellschaft beschäftigten, meint Bücher. „Wälder mit ihrer enormen Kraft, das Klima positiv zu verändern, sind wichtiger als Biotopflächen ohne Bäume“, betont er.

Initiative fordert seit langem Wiederaufforstung

Natürlich müssten alle Tiere ihre Lebensräume bekommen. Aber in direkter Nähe gebe es genug Flächen für Reptilien. Seiner Meinung ist auch ein großer Teil der Bürgerinitiative Naturfreunde Troisdorf, in der er und seine Frau Helga aktiv sind.

Die Initiative hatte in den Jahren 2016 und 2017 knapp 5000 Unterschriften zum Thema Spicher Wald gesammelt, die eine komplette Aufforstung des Gebiets des alten Schießstandes gefordert hatte. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht.

Bücher ist im Troisdorfer Ortsteil Spich aufgewachsen und nach dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen wieder mit seiner Familie dorthin zurückgezogen. Mit den Kindern machen sie oft lange Spaziergänge durch den Spicher Wald am Schießstandgelände vorbei in die Wahner Heide. „Ringsrum gibt es Waldflächen mit Lebensräumen für Tiere, nur dort passierte jahrelang nichts.“

Bei einem Ortstermin führt er zu der Fläche. Kleine Traubeneichen und Hainbuchen stehen dort seit kurzem in Reih und Glied. Sie wurden Mitte März gesetzt.

Auf dem Gelände des ehemaligen Schießstandes sollen Eichen wachsen. Ein Anfang, finden Helga und Gerd Bücher.

Auf dem Gelände des ehemaligen Schießstandes sollen Eichen wachsen. Ein Anfang, finden Helga und Gerd Bücher.

„Allerdings ist ein benachbartes Waldstück gerade wegen Borkenkäfern dem Kahlschlag erlegen und muss erst noch wieder aufgeforstet werden“, betont er. „Durch die extrem trockenen Sommer der letzten Jahre ist der Klimawandel auch in Troisdorf angekommen, wo aktives Gegensteuern gefragt ist.“

Viele Altlasten im Boden

Das Areal des ehemaligen Schießstandes Rottweil musste umfangreich saniert werden, nachdem es von der Tropark erworben worden war. Altlasten befanden sich im Boden. Bis zu 80 Zentimeter des Oberbodens wurden entsorgt.

Zuvor musste der dort wachsende Nadelwald mit überwiegendem Anteil an Fichten und Kiefern gefällt werden, weil auch sie kontaminiert waren. „Eigentlich sollte das Gelände schon bis zum Jahresende 2018 wieder aufgeforstet sein“, berichtet Bücher. Doch die trockenen Sommer der vorigen Jahre hätten zu Verzögerungen geführt.

Dass dort inzwischen widerstandsfähige Baumarten, die zu einem Laubmischwald werden, angepflanzt sind, sei ein erster Erfolg.

Die Bürgerinitiative habe immer wieder nachgehakt und „mit der Anpflanzung des widerstandsfähigeren Laubmischwaldes wurde jetzt ein erster Schritt in die richtige Richtung gestartet“. Der Spicher Wald, als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, der sich an das FFH-Gebiet Wahner Heide anschmiegt, sei ein Kleinod, das unbedingt geschützt werden müsse. Darauf sollten nicht nur die direkten Anwohner achten, die dort oft und gern lange Spaziergänge machen.

KStA abonnieren