Boostern mit Bier420 Sixpacks warteten auf die Impfwilligen am Eitorfer Markt

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Impfen Bier Rhein-Sieg

Student Artik Schwager beteuerte, dass ihm das Boostern doch wichtiger gewesen sei als das Bier.

Eitorf/Troisdorf – „Ich wäre auch so gekommen“, versicherte Artik Schwager, der nach dem Piks den Durstlöscher von der Feuerwehr entgegennahm. Auf die Gesundheit anstoßen will der 24-Jahre Bauingenieur-Student später mit seinem Kumpel: „Der musste noch arbeiten und steht ganz hinten in der Schlange.“

Die zog sich schon eine halbe Stunde vor dem morgendlichen Start um den halben Platz bis zum Tourbus der Malzmühle-Brauerei. Fast alle, ob jung oder alt, nahmen die Gelegenheit wahr, sich ohne Termin die dritte Spritze abzuholen. Und fast alle beteuerten, dass nicht die sechs Flaschen Kölsch das Lockmittel waren, sondern der Kampf gegen das Corona-Virus. „Wer uns vorlässt, kann unser Bier haben“, ruft Klaus Bächle (61), der wie seine Begleiterin Ingke Schumacher (57) sichtlich fröstelt. Keine Antwort. „Vielleicht geben wir auf und kommen Mittwoch wieder.“

Als Kandidaten für die Erstimpfung outete sich Christian Curth, Hausmann und Hobby-Fußballtrainer – und frisch liiert. Er habe das Risiko einer Impfung gescheut und lieber noch abwarten wollen, sagte der 41-Jährige. Doch nun werde der Druck doch zu groß, würden Freizeitaktivitäten fast unmöglich: „Man kann ja nirgendwo mehr hingehen.“

Neue Aufgabe für das Bier

Unten und oben im Doppeldecker setzte das Team der Eitorfer Gemeinschaftspraxis Anke, Deutzmann, Friedland, Hiepler, Köster und Miklisch die Spritzen. Wie vergangene und wie nächste Woche. Der schwarze Bus soll auch über die Dörfer touren, kündigte Ingo Windscheif an. Der Eitorfer Feuerwehrmann und Fahrer des Doppeldecker-Busses vermittelte die Kölschspende aus Köln an die Obere Sieg. Die 420 Sixpacks habe sein Chef ursprünglich für die Dubai-Delegation der Oberbürgermeisterin Reker und der Roten Funken zur Verfügung gestellt, doch das Bier blieb hier: „Die Alkoholsteuer war viel zu teuer.“

Familiensache war der Piks im Troisdorfer Zentrum. Dem jungen Allgemeinmediziner Dr. Sebastian Voß standen seine Eltern zur Seite. Renate (73) und Heinrich Voß (78) hatten 40 Jahre lang eine Hausarztpraxis gegenüber am Pfarrer-Kenntemich-Platz , die sie vor fünf Jahren aufgaben, nur tageweise hilft die Medizinerin noch aus bei ihrem Nachfolger. Gern unterstützten sie die Impfkampagne, so die Ruheständler: „Wir sind ja noch fit.“

Drei ihrer vier Kinder sind Mediziner, dass ihr Sohn sich entschieden habe, sich als Hausarzt niederzulassen statt seine Laufbahn als Kardiologe zu verfolgen, freue sie, sagt die Mutter. „Und das mitten in der Pandemie.“ Sebastian Voß (35) bedauert, dass sich nicht viel mehr Kollegen am Adventsimpfen beteiligten, um die Pandemie in den Griff zu kriegen. „Es ist vor allem die Bürokratie, die Bestellung des Impfstoffs, die Einbestellung der Patienten, die wohl viele abhält“, sagt Renate Voß. Die Mitarbeiter müssten mitziehen: „Für die Wochenendarbeit sollten die Ärzte die doppelte Vergütung auf den Tisch legen.“

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Bis Weihnachten werde sich die Immunisierung sicher nicht erledigt haben, meint der Hausarzt. Ab Januar werde er an jedem Donnerstagvormittag die Vakzine injizieren: an Patienten mit und ohne Termin.

Die KV Nordrhein hat eine Liste der Walk-In-Impfangebote an den Adventswochenenden zusammengestellt.

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