Am AppellhofplatzEx-Richter aus Troisdorf schreibt über Kölner Gerichtsgeschichten

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Norbert Klein hat Anekdoten vom Justizgebäude am Appellhofplatz in Köln aufgeschrieben. 

Troisdorf – Das imposante Gerichtsgebäude am Kölner Appellhofplatz hat in den vergangenen 200 Jahren viele große und kleine Ganoven gesehen. Fast drei Jahrzehnte lang hat hier der Troisdorfer Norbert Klein als Richter Urteile gefällt, als langjähriger Baudezernent ist er auch ein ausgewiesener Kenner der denkmalgeschützten Immobilie.

„In dieser Eigenschaft habe ich viele Besuchergruppen durch das Haus geführt“, erzählt Klein, „Ihnen wollte ich mehr bieten als nüchterne Zahlen und Fakten, mir ging es auch um die vielen Geschichten zu diesem Gebäude“.

Ein Werk zur Kölner Stadtgeschichte

Diese Anekdoten bildeten die Basis für sein Buch „Mörder, Stadtrat und FC: Kölner Gerichtsgeschichten um den Appellhof“ , eines der gelungensten Werke zur Kölner Stadtgeschichte der jüngeren Zeit.

Die Idee zu dem Buch entstand, als Norbert Klein auch nach dem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2013 weiter für Führungen angefragt wurde: „Mich lässt dieses Gebäude nicht los, und ich fühlte mich verpflichtet, diese Geschichten aufzuschreiben.“ Was folgte, war eine intensive dreijährige Recherche in Archiven und Bibliotheken, die selbst für den Experten einige Überraschungen bereithielt: „So wusste ich noch nicht, dass der Sohn des Dichters Friedrich Schiller und auch der spätere Bundeskanzler Adenauer Richter am Appellhof waren.“

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Heute sind dort noch das Verwaltungs- und Finanzgericht angesiedelt, lange Zeit handelte es sich aber um das zentrale Justiz- und Gerichtsgebäude der Domstadt. Für Klein beste Voraussetzungen, um in gut 45 Kapiteln über mehr oder weniger illustre Zeitgenossen zu berichten, die einst vor den Richtern am Rande der Altstadt zu erscheinen hatten. Bei ihnen handelte es sich um Revolutionäre, Gattenmörderinnen und Domräuber, aber auch der legendäre Entfesselungskünstler Houdini, Pleite-Bankier Herstatt, Bundesliga-Profis und Big-Brother-Gewinner hofften hier auf ein weises Urteil.

Klein, einst als Jura-Student auch freier Mitarbeiter einer Lokalzeitung, erweist sich als exzellenter Erzähler: Anschaulich nimmt er die Lesenden mit in den entbehrungsreichen Alltag der Kölner Handwerker am Ende des 18. Jahrhunderts, er schaut im Sinne der Wahrheitsfindung unter die Röcke einer notorischen Schmugglerin und berichtet süffisant auch über noch recht aktuelle Verstrickungen des kölschen Klüngels.

Das Buch

Norbert Klein: „Mörder, Stadtrat und FC“

Books on Demand, 296 Seiten, 9,99 Euro. 

Mit einer inzwischen vierstelligen Auflage hat sich das Erstlingswerk des 72-Jährigen zu einem regionalen Bestseller entwickelt: „Ich weiß, dass es gerade von Juristen immer wieder gerne verschenkt wird.“ Doch auch Lesende ohne schwarze Robe haben viel Spaß an der fesselnd geschriebenen Mischung aus Sozial- und Justizgeschichte, verfeinert mit einer ordentlichen Portion „True Crime“.

Da ist es schon schade, dass es so schnell kein zweites Buch des Ruheständlers geben wird: „Es müsste ein Thema sein, das mich ähnlich reizt wie der Appellhofplatz.“ Ein Ort, über den Norbert Klein noch etliche Geschichten zu berichten weiß, die es aus Platzgründen nicht in sein Buch geschafft haben.

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