Kabarettist Peter LorberEin glänzender Entertainer bei der Arbeiterwohlfahrt

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Die wichtigsten Worte auf Fränkisch erläutert Peter Lorber bei der Awo in Oberlar. 

Troisdorf – Der Dichter zeigte Bein. Als bekennender Unterfranke und praktizierender Rheinländer erschien Reimeschmied Peter Lorber stilecht in knielangen ledernen Trachtenhosen zu seinem Gastspiel bei der Awo in Oberlar. Er sei ja mehr „Vintage“, also bewusst künstlich gealtert, kokettierte er und hatte damit das vorwiegend gleichaltrige Publikum sofort auf seiner Seite.

50 Zuschauern fränkischen Grundwortschatz vermittelt

Auf dem Programm stand ein „Rheinisch-fränkischer Abend“, zu dessen Einstimmung Lorber den etwa 50 Zuschauern erst einmal den fränkischen Grundwortschatz vermittelte. So groß seien die Unterschiede zwischen den beiden beteiligten Kulturkreisen nämlich gar nicht, erläuterte er. Und prompt erwies sich das süddeutsche „Bassd scho“ als Pendant zum kölschen „Et hätt noch immer jot jejange“ und dem fränkischen „Erbflsolod“ sieht man die Verwandtschaft zum kölschen Nationalgericht „Ädäppelschlot“ an.

Nicht ganz so offensichtlich war, dass mit „Dabbn“ bequeme Hausschuhe gemeint sind und ein Briefzusteller im Raum Würzburg als „Postbod“ tätig wird. Heimatverbunden warb Lorber auch für fränkischen Wein, der von Goethe ebenso geschätzt wurde wie von der unverwüstlichen britischen Königin Elisabeth – und der auch den Gästen der Awo kredenzt wurde.

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Hat Awo-Vorsitzende Birgit Biegel (links) telepathische Kräfte, wie Peter Lorber behauptet?

Als mindestens ebenso lokalpatriotisch erwies sich Lorber aber auch in Sachen Rhein-Sieg-Kreis. So wies er nach, dass die dramatischen Schlussszenen im Spielfilm „Winnetou III“ ohne die Einbindung von Troisdorf nie funktioniert hätten. Und er enthüllte, dass Udo Jürgens Evergreen „Ich war noch niemals in New York“ eigentlich auf den Rhein-Sieg-Kreis gemünzt war, wo die Schlager-Ikone auf unermüdlicher erotischer Mission auch die Bewohnerinnen der kleinsten Nester im drittgrößten deutschen Landkreis beglücken wollte.

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Lorbers Markenzeichen sind die gereimten Zeilen, in denen er Allzu-Menschliches und Zeitgeistiges in eine amüsante Form packt. Sie basieren auf einer intensiven Lektüre von Goethes „Faust“, bei der er sich den Sprachfluss in den Knittelversen des Großdichters mehr und mehr zu eigen machte. Doch was sich in den Texten des Kabarettisten, Hochzeitsredners und Journalisten leicht und spielerisch anhört, ist das Resultat harter Arbeit: „Wenn der Reim im ersten Anlauf nicht passt, dann muss man eben einen Umweg nehmen.“ Die Mühe zahlt sich aus, wieder und wieder konnte Lorber den finalen Reim seiner Verse dem Publikum überlassen.

Spaß an der Arbeit mit Sprache

Dabei blitzte immer wieder der Spaß an der Arbeit mit der Sprache auf, so als er demonstrierte, dass „heiraten“ und „Hai raten“ sich zwar gleich anhören, aber doch sehr unterschiedliche Dinge meinen. Vor allem aber glänzte Lorber als Entertainer. Gekonnt foppte er die Awo-Vorsitzende Birgit Biegel als „Medium“ und fand mit seinem ungekünstelten Plauderton sofort den Draht zu einem Publikum, das sich prächtig unterhalten fühlte.

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