Nach Masken-StreitSEK-Einsatz bei Verdächtigen in Bonn und Troisdorf

Lesezeit 3 Minuten
SEK Einsatz in Troisdorf

Im Fall von zwei in einem Supermarkt schwer verletzten Polizisten kam es zu Hausdurchsuchungen.

Troisdorf/Bonn – Im Fall von zwei in einem Supermarkt schwer verletzten Polizisten sind am Mittwoch die Wohnungen von zwei Verdächtigen in Bonn und Troisdorf durchsucht worden. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte „bild.de“ berichtet.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden bei den Einsätzen in der Bonner Altstadt und in Troisdorf mutmaßliche Beweismittel gesichert, über die man aber noch nichts Genaueres sagen könne. Bei den Razzien waren auch bewaffnete Beamte einer Einsatzhundertschaft beteiligt. Bei mindestens einem der Verdächtigen gehen die Ermittler nach dpa-Informationen von Bezügen zur Reichsbürger-Szene aus. Er war in einem früheren Verfahren bereits als „Verdachtsfall Reichsbürger“ aufgetaucht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Laut Ermittlerkreisen ist man sich inzwischen sicher, dass die Beamten im Supermarkt in eine Falle gelockt wurden. Demnach hätten die beiden Verdächtigen (35/38) die Situation absichtlich provoziert. Einer der beiden hatte den Ablauf mit einer an seinem Körper befestigten Kamera gefilmt. Dass die Aufnahme direkt nach dem Vorfall im Internet landete sowie weitere Indizien ließen die Polizei vermuten, dass es sich um eine geplante Aktion gehandelt haben könnte.

Nach dpa-Informationen hatten die beiden Verdächtigen offenbar Komplizen: Der Vorfall sei unter anderem aus mehreren Perspektiven gefilmt worden, hieß es. In dem Video ist eine Frau zu hören, die sich als Ehefrau eines der Angreifer zu erkennen gibt. Ob auch gegen sie oder andere ermittelt wird, blieb zunächst unklar.

Die Beamten waren am Samstagnachmittag zu dem Supermarkt gerufen worden, weil die beiden Verdächtigen sich mit Mitarbeitern gestritten hatten: Die Männer hatten keinen Mund-Nase-Schutz nutzen wollen. In dem Internetvideo ist zu sehen, wie der Verdächtige mit der Kamera mit der Polizei in mehreren Sprachen diskutiert, weil er seinen Ausweis nicht zeigen will. Der zweite Mann - inzwischen mit einem Tuch vor dem Mund - gibt sich als Übersetzer aus und mischt sich ein. Letztlich eskaliert die Situation und der „Übersetzer“, bereits zu Boden gebracht, schlägt einem der Beamten ins Gesicht.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat einer der beiden Verdächtigen eine doppelte Staatsbürgerschaft - deutsch-osteuropäisch - der andere ist demnach Osteuropäer. Weitere Details zu den Staatsbürgerschaften wurden nicht genannt.

In dem Video ist unter anderem zu hören, wie der Filmende sagt: „Ich bin ein Mensch, ich brauche keinen Personalausweis (...) Ich bin Mensch und Souverän.“ Der selbst ernannte Übersetzer wiederholt, dass der Mann ein „souveräner Mensch“ sei und sich mit allen Mitteln verteidigen werde, falls die Beamten ihm Schaden zufügten. Die Wortwahl ähnelt der sogenannter Reichsbürger, die den Staat als Instanz ablehnen. Gegen die Männer wird wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung und tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte ermittelt. Sie kamen wegen fehlender Haftgründe zunächst wieder auf freien Fuß.

Der Vize-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW, Michael Maatz, sagte der dpa am Mittwoch: „Dieser Vorfall ist ein Skandal. Dass die beiden Polizeibeamten offensichtlich in eine Falle gelockt und schwer verletzt wurden von Menschen, die die Corona-Krise politisch ausschlachten wollen, ist nicht tolerierbar.“ (dpa)

KStA abonnieren