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Zehnmal wiederverwertbarAuf dem früheren Dynamit-Nobel-Gelände wird PVC-Boden recycelt

Lesezeit 2 Minuten
PVC-Recycling bei der Troisdorfer Firma „Gerflor Mipolam“: Eine Baggerschaufel greift nach PVC-Abfällen, die auf einem Hof liegen.

Alte Bodenbeläge werden aus ganz Europa zur Wiederverwertung angeliefert.

Laut des Geschäftsführers der Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling werde der Werkstoff häufig 30 bis 50 Jahre lang verwendet.

„Das ist gelebte Recyclingrealität“, sagt Dr. Jochen Zimmermann mit Blick auf einen großen Haufen alter Fußbodenbeläge aus PVC. Direkt von einer Baustelle kommend, sind die in die Jahre gekommen Matten meist schmutzig, oft noch mit Klebe- oder Mörtelresten versehen. Das Material wartet nun darauf, dass es auf dem alten Dynamit-Nobel-Gelände zu neuem Leben erweckt wird.

Zimmermann ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR). PVC sei ein beständiger Werkstoff, der oft 30 bis 50 Jahre in Verwendung bleibe, bis er ausgebaut werde. So sei es zu erklären, dass recyceltes PVC bei neuen Produkten aus diesem Material eher einen kleinen Anteil habe.

PVC ist bis heute beliebt

Wegen dieser Eigenschaften wird PVC als Bodenbelag noch immer gern genutzt „In der Kindertagesstätte Wirbelwind in Siegburg wurde es auch verlegt“, berichtet Frank Selbeck, Marketingleiter von Gerflor, das sein Werk in Troisdorf ebenfalls auf dem ehemaligen Dynamit-Nobel-Gelände hat. Dort werden die Bodenbeläge produziert.

„Unser Werk läuft an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr“, berichtet Dr. Gordon Fallmann, Forschungsleiter bei Gerflor. Bei einem Rundgang durch die Produktionshallen erklärt er, wie aus kleinen PVC-Kugeln später meterlange Materialbahnen werden.

Ein Mann in einer Warnweste hält ein rechteckiges Stück PVC-Boden hoch.

Dr. Gordon Fallmann ist Forschungsleiter bei Gerflor.

Die auf Rollen gewickelten Bodenbeläge werden ausschließlich stehend zu den Baustellen transportiert, da das PVC durch sein Eigengewicht beim Aufeinanderstapeln Schaden nehmen könnte. „In einem Überseecontainer auf einem Schiff werden schon mal Temperaturen um die 70 Grad gemessen“, erklärt er. Stehende PVC-Rollen haben damit kein Problem.

PVC-Abfälle können wiederverwertet werden

Entsorgt wird bei der Produktion von PVC-Belägen tatsächlich nichts. Abfälle aus diesem Material, die zum Beispiel beim Zuschnitt anfallen, können sofort wiederverwertet werden. „Damit wird der Materialkreislauf schon bei der Produktion vor Ort geschlossen“, berichtet Thomas Hülsmann, Geschäftsführer von Vinylplus Deutschland.

In diesem Verein haben sich 60 Unternehmen zusammengeschlossen, die die gesamte PVC-Wertschöpfungskette von der Herstellung bis zum Recyceln präsentieren. Rund 8,1 Millionen Tonnen PVC seien seit dem Jahr 2000 in Europa recycelt worden.

Bis zu zehn Mal könne ein Produkt aus PVC wiederverwertet haben, bevor das Material ermüde. Hülsmann: „Die Bodenbeläge, die wir heute herstellen, können durch das Recyceln auch bei späteren Generationen noch Verwendung finden.“


Wie PVC unterteilt wird

PVC ist die gängige Abkürzung für Polyvinylchlorid. Es wird in Hart- und Weich-PVC unterteilt und auch als Vinyl bezeichnet. Bei der Herstellung von Fensterrahmen, Rohren oder Schallplatten wird Hart-PVC verwendet, für Bodenbeläge oder Kabelummantelungen Weich-PVC. Es beinhaltet chemische Weichmacher. (vr)