Eine Woche lang war Troisdorf Schauplatz eines internationalen Damentennisturniers der Extraklasse.
Troisdorf sorgte für ganz großes Tennis

Tennis Ladies NRW International beim Verein Rot-Weiß Troisdorf. Eine Woche lang war die Aggerstadt Gastgeber für internationale Tennisgrößen.
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Erneut war Troisdorf Schauplatz eines internationalen Damentennisturniers der Extraklasse – und erneut präsentierte sich die Aggerstadt als perfekte Gastgeberin. Hochklassige Matches, internationale Teilnehmerinnen und eine reibungslose Organisation stießen bei den Zuschauern von „Ladies NRW International“ auf eine positive Resonanz. Turnierveranstalter Marc Raffel freute sich: „Organisatorisch lief alles noch besser als im letzten Jahr.“
Hier und da musste allerdings improvisiert werden. So wichen die Teilnehmerinnen am Donnerstagabend, 5. Juni, nach einem heftigen Regenschauer vom Centercourt auf einen anderen Platz aus, weil eine Spielerin den Untergrund moniert hatte. Offenbar zu Recht, denn am Freitagmorgen wurde der Centercourt komplett gesperrt, weil der Boden nach anhaltenden Niederschlägen in der Nacht zu weich war.
Tennisturnier in Troisdorf: Preisgeld in Höhe von 50.000 US-Dollar
Auffällig stark präsentierten sich die deutschen Spielerinnen. Ihre Auftritte waren nicht nur sportlich überzeugend, sondern „auch erfrischend“, wie Raffel betonte. Die Zuschauerresonanz unter der Woche war durchwachsen, genauso wie das Wetter. Aber insgesamt überwogen die sonnigen Lichtblicke, bei denen man hochklassigen Tennissport genießen konnte.
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Erfreulich aus Veranstaltersicht: Das Preisgeld in Höhe von 50.000 US-Dollar konnte dank treuer Sponsoren erneut gestemmt werden. Bemerkenswert sei, betonte Raffel, dass die Kreissparkasse Köln ihr Engagement intensiviert habe.
Das Turnier gewann am Sonntag bei kalten und windigen Bedingungen Alexis Blokhina. Die 20-jährige US-Amerikanerin siegte vor 350 Zuschauerinnen und Zuschauern mit einem beeindruckenden 6:3, 2:6, 6:3-Erfolg über Lokalmatadorin Anna-Lena Friedsam aus Andernach.
Dass Rot-Weiß Troisdorf erneut ein so guter Gastgeber und das Turnier ein voller Erfolg war, ist vielen Händen zu verdanken.
Turnierdirektorin stemmte Organisation und Management
Julia Mackowiak, im vergangenen Jahr noch Turnierleiterin, wurde zur Turnierdirektorin befördert. Ihre wesentlichen Aufgaben sind geblieben – „Players Services & Hospitality Management“ sowie die gesamte Organisation des Mitarbeiterstabes. Sie zeigte sich besonders stolz auf die ausgeweitete Sponsoren-Darstellung auf dem Gelände: „Aber auch unser Business-Talk ist gut angekommen, genauso wie der Kids Day.“

Turnierdirektorin Julia Mackowiak kümmerte sich um die Belange der Spielerinnen und organisierte den Mitarbeiterstab.
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International war das Feld ebenfalls stark besetzt – mit Spielerinnen aus Spanien, Tschechien, Schweiz, Rumänien, Ukraine, Russland sowie aus den USA, Mexiko und China. Nicht wenige von ihnen hatten kurz zuvor noch in Paris in der Grand Slam-Qualifikation für die French Open gespielt. Die terminliche Nähe mache Troisdorf zu einem attraktiven Anschluss-Turnier, sagte Mackowiak, die am Sonntagnachmittag ein Lächeln im Gesicht hatte: „Ich bin happy. Wir sind ein eingespieltes Team – vom Shuttle-Dienst bis zur Moderation hat alles sehr gut geklappt.“
Die Shuttlefahrer: Die heimlichen Helden des Tennisturniers in Troisdorf
Sie gehören zu den heimlichen Helden der Turnierwoche: Organisator Carsten Focke (63) sowie die Fahrer Julian Neumann (21), Cordt Ehlenbeck (21) und Werner Twardy (61) bilden das Shuttle-Team, das zuverlässig zwischen den Spielerinnen-Hotels B&B Troisdorf und Hotel Primula sowie der Tennisanlage an der Carl-Diem-Straße pendelte. Bereits seit mehreren Jahren sind sie dabei – echte „Wiederholungstäter“, wie Neumann augenzwinkernd bemerkt.
„Ob gewaschene Wäsche, Bananen oder Medikamente – wir sind immer bereit“, schilderte Ehlenbeck. Die Mengen summieren sich: 60 Kilo Bananen, rund 1000 Liter Wasser in kleinen Plastikflaschen, 800 Liter isotonischer Durstlöscher. Twardy erinnert sich an frühere Zeiten: „Die ehemalige Weltranglistendritte Hana Mandlikova aus der Tschechoslowakei war auch schon mal Fahrgast.“ Das Trio fährt übrigens lieber Spielerinnen als Spieler: „Die sind angenehmer, leiser im Auto – und man kommt leichter mit ihnen ins Gespräch.“

Die Fahrer Julian Neumann (21, l.), Cordt Ehlenbeck (21) und Werner Twardy (61, r.) bilden das Shuttle-Team.
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Der Moderator Daniel Hofmann ist längst eine feste Größe am Mikrofon
Daniel Hofmann (33) aus Köln ist freier Journalist mit Schwerpunkt Tennis – und bei den „Ladies NRW International“ längst eine feste Größe am Mikrofon. Schon vor dem ersten Aufschlag ist er auf dem Platz: Er begrüßt die Zuschauer, stellt die Spielerinnen vor, sorgt für Atmosphäre. „Die Anlage hier im Wald ist etwas Besonderes“, sagt Hofmann. „Der alte Baumbestand sorgt für eine ganz eigene Stimmung. Es ist kompakt, aber mit acht Plätzen auch weitläufig – das hat man selten.“
Und nach dem Match folgt das Interview – mal auf Englisch, mal auf Deutsch, je nachdem, was gerade besser passt. Besonders gefreut habe ihn die hohe Zahl deutscher Spielerinnen in diesem Jahr: „Da lassen sich Emotionen ganz anders herauskitzeln, wenn man in der Muttersprache sprechen kann.“
Ladies NRW International in Troisdorf: Die Spielerinnen beeindruckten
Jede Spielerin bringt ihre eigene Geschichte mit – besonders eindrucksvoll war das deutsch-ukrainische Doppel Josy Daems (19, Nordhorn) und Anastasiia Firman (18, Odessa). Beide starteten im Einzel, bildeten aber auch ein Doppel.
Daems verlor zunächst in der Qualifikation, rückte dann aber über die Lucky-Loser-Regelung ins Hauptfeld nach. Dort profitierte sie in Runde eins vom verletzungsbedingten Aus ihrer Gegnerin und eliminierte anschließend die starke Spanierin Carlota Martínez Círez.

Die Spielerinnen Josy Daems aus Nordhorn und Anastasiia Firman aus dem ukrainischen Oddessa verbindet inzwischen mehr als nur der Sport.
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Für Firman war das Einzel dagegen früh beendet: Sie musste gleich zum Auftakt die Segel streichen. Ihre Konzentration galt danach dem Doppel mit Daems, soweit die schwierige Situation in ihrer Heimat dies zulässt: „Gefühlt hat inzwischen fast jede Familie in der Ukraine einen toten Verwandten zu beklagen.“
Daems und Firman verbindet mittlerweile mehr als nur der Sport. „Zuerst waren wir Gegnerinnen, aber im Doppel hat es sofort gepasst – und wir haben zusammen gewonnen“, erzählt Firmann. Ihr gemeinsamer Traum: einmal bei Olympia als Doppel aufzulaufen. In Troisdorf endete der Traum vom Doppel-Sieg im Finale. Die Paarung Rasheeda McAdoo (USA) und Angella Okutoyi (KEN) war einfach zu stark: 1:6, 1:6.
Per Livestream verfolgten Tennisfans weltweit das Turnier in Troisdorf
Für Saraji Golnaaz war es eine Premiere. Die 35-Jährige stammt aus dem Iran, studiert Computertechnik an der Polytechnic University of Turin und ist erstmals in Deutschland. Viel gesehen hat sie bislang nicht: „Nur den Weg vom Flughafen Köln/Bonn zum Hotel in Köln und zur Tennisanlage hier in Troisdorf.“ Was sie gesehen hat, gefällt ihr aber: „Vor allem die Häuser finde ich wunderschön.“

Saraji Golnaaz studiert Computertechnik in Turin und war für das Livestreaming in die ganze Welt verantwortlich.
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Beim „Ladies NRW International“ war Golnaaz verantwortlich für das Livestreaming. Die gesamte Kameratechnik wurde von ihr eingerichtet und per Laptop gesteuert. Dank ihrer Arbeit konnten Tennisfans weltweit die Matches aus Troisdorf verfolgen. Ihre nächste Station in Deutschland ist Kassel. Doch zuvor zeigte sie sich beeindruckt von der Turnieratmosphäre in der Aggerstadt: „Professionell, herzlich, international.“