Nach der Vorführung der 2007 erstmals ausgestrahlten Produktion besteht Gelegenheit, mit Filmemacher Andreas Fischer zu sprechen.
„Söhne ohne Väter“Troisdorfer zeigt Film über vaterlose Generation in der Johanneskirche

In der evangelischen Johanneskirche in Troisdorf ist am 11. Mai der Film Söhne ohne Väter von Andreas Fischer (links) zu sehen; Gastgeber ist Pfarrer Sebastian Schmidt.
Copyright: Dieter Krantz
Zum 80. Mal jährte sich in dieser Woche das Kriegsende in Europa. Das Ende eines Krieges, der jedes dritte zwischen 1933 und 1945 geborene Kind in Deutschland ohne Vater zurückließ. Zwei Filme hat der aus Troisdorf stammende Filmemacher Andreas Fischer dieser vaterlosen Generation gewidmet. Der 2007 zum ersten Mal ausgestrahlte Film „Söhne ohne Väter“ ist am Sonntag, 11. Mai, in der Troisdorfer Johanneskirche, der evangelischen Stadtkirche an der Viktoriastraße, zu sehen.
Auch nach Jahrzehnten sind seelische Wunden mitnichten verheilt
Viele Stunden hat Andreas Fischer für das Filmprojekt mit Männern im Rentenalter gesprochen, knapp zehn Jahre später auch mit Frauen, die ohne Vater aufwachsen mussten. Mit einer Lücke, die sich nie gefüllt hat, wie sie ihm erzählten. „Die Zeit spielt keine Rolle“, hat er im langen Zuhören erfahren. Die Zeit heile eben nicht alle Wunden, „auch wenn Jahrzehnte vergangen sind“.
„Auf Redereise gehen“ nennt Fischer die Begegnung mit Menschen, die sich entweder auf öffentliche Aufrufe oder persönliche Kontakte bei ihm meldeten. Mit etwa 100 Männern habe er vorab telefoniert, acht – darunter auch der Troisdorfer Hanno Rheineck – erzählen in dem 80 Minuten langen Film „Söhne ohne Väter“ ihre Geschichte.
Sie berichten davon, wie sie in die Rolle des abwesenden Vaters geschoben wurden; von den Konflikten, wenn ein Stiefvater den Platz des leiblichen Vaters einnahm. Davon, wie Mütter versuchten, ihre Kinder – mehr noch als die Jungen waren es die Mädchen – festzuhalten und sie so am Weg in ein eigenes berufliches wie privates Leben hinderten.

Der Film „Söhne öhne Väter“ lief 2007 zum ersten Mal im Fernsehen bei 3Sat
Copyright: Andreas Fischer
Er habe einen Film über „die Anwesenheit von Abwesenheit“ gemacht, sagt der Filmemacher und Buchautor („Die Königin von Troisdorf“). Und der habe Relevanz unabhängig vom Kriegsthema, betont Pfarrer Sebastian Schmidt. Wenn Menschen in Ruhe über die eigene Prägung sprächen, über Narben und Verluste, dann setze das bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern ein Nachdenken in Gang: „Dass man selber merkt, wo habe ich meine Kanten abgekriegt.“
In Troisdorf ist der Filmemacher auch zum Gespräch bereit
Angesichts der langen Zeit seit Kriegsende und des Verschwindens der Zeitzeugen sei es „ein gutes Gefühl, dass dieser Film bleiben wird“, sagt Andreas Fischer. „Da können die Leute auch in 100 Jahren noch reinschauen.“ In Hunderten von Veranstaltungen hat der inzwischen in Berlin lebende Künstler in den zurückliegenden fast 20 Jahren seinen Film vorgestellt und mit den Besuchern gesprochen.
Die Themen werden auch in Zukunft nicht ausgehen, ist Pfarrer Schmidt überzeugt: „Dass Menschen etwas aufräumen müssen und im Erzählen andere bestärken“, zum Beispiel als queere Menschen oder Migranten.
Die Veranstaltung beginnt am Sonntag, 11. Mai, um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, nach der Filmvorführung ist Gelegenheit, mit Filmemacher Andreas Fischer ins Gespräch zu kommen.