Die CDU kritisiert das Vorhaben als teures Prestigeprojekt.
MehrzweckhalleParteien werben für Neubau in Troisdorf-Altenrath

Vertreterinnen und Vertreter mehrerer Parteien und Vereine versammelten sich zu einem symbolischen Spatenstich für die ersehnte Mehrzweckhalle in Altenrath.
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Mit einem symbolischen Spatenstich auf dem vorgesehenen Bauplatz hat ein Bündnis von sechs Parteien im Troisdorfer Rat für eine neue Mehrzweckhalle in Altenrath geworben. Seit mehr als zehn Jahren schon kocht ein politischer Streit um die Frage, ob die alte Josef-Schumacher-Halle saniert werden oder am Ortsrand neu gebaut werden soll. Hauptgegner dieses Ansinnens ist die CDU-Fraktion, die die hohen Kosten eines Neubaus kritisiert.
Anlass für die Aktion war eine Anzeige der CDU in einer Gratiszeitung. Darin spricht die Partei neben dem Konterfei des Fraktionsvorsitzenden Friedhelm Herrmann von einem Zehn-Millionen-Euro-Neubau, der überdimensioniert und unverhältnismäßig angesichts der Größe des Stadtteils sei. An dem Spatenstich beteiligten sich Vertreterinnen und Vertreter von SPD, Grünen, Linken, FDP, Die Partei und BSW, ebenso demonstrierte SPD-Bürgermeisterkandidat René Wirtz seine Unterstützung.
Die Halle ist aber 65 Jahre alt, nicht barrierefrei und viel zu klein
Achim Tüttenberg, Ortsvorsteher der Sozialdemokraten in Altenrath, kritisierte den neuerlichen Vorstoß der CDU-Fraktion, den beschlossenen Neubau zu stoppen. „Die CDU suggeriert ihren Wählerinnen und Wählern, dass die anderen Parteien in Altenrath zu viel Geld ausgeben – das sind Trump-Methoden“, sagte er. Die Fraktion versuche, glauben zu machen, dass der Ort mit einer Sanierung ein gleichwertiges Ergebnis erhalte.
„Die Halle ist aber 65 Jahre alt, nicht barrierefrei und viel zu klein. Das Angebot der Vereine würde eingeschränkt, müssten sie dort bleiben.“ Die lokale Gruppe der Arbeiterwohlfahrt (Awo) richte regelmäßig Veranstaltungen für Seniorinnen und Senioren aus. „Die Toiletten der Halle sind im ersten Stock, dazu gibt es nur die Möglichkeit, Biertische ohne Rückenlehne aufzustellen.“ Ansonsten blieben der Awo schwere Stühle, die Ehrenamtler beim Auf- und Abbau kaum tragen könnten – „sie sind häufig auch älter“, betont Tüttenberg. Er schätzt die Kosten für einen Neubau auf neun Millionen Euro, dem Stand aus 2024.
„Die CDU sagt uns nicht, wie sie die Sanierung gegenfinanzieren will“, ergänzt Tüttenberg. Auch hier lagen die Kosten im Vergleich bei etwa sechs Millionen Euro. „Bei einem Neubau würde die alte Halle samt dem ehemaligen Feuerwehrhaus abgerissen werden.“ Der Verkauf der Grundstücke bringe geschätzt anderthalb Millionen ein. „Dann sind siebeneinhalb Millionen für einen Neubau gar nicht mehr so viel“, meint Tüttenberg.

Trainieren kann das Tanzcorps Altenrather Sandhasen in der Josef-Schumacher-Halle, für Turniere ist allerdings kein Platz.
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Die KG Altenrather Sandhasen und ihr Tanzcorps feiern zur Karnevalszeit Sitzungen in der Josef-Schumacher-Halle am Rübkamp. Der 1. Vorsitzende Dieter Thewes kritisiert, die CDU gehe auf die Interessen der Dorfgemeinschaft nicht ein. „Von denen hat sich noch nie jemand bei uns gemeldet, auch der Bürgermeister nicht.“ Für Veranstaltungen brauche die KG mehr Fläche, moderne Sanitäranlagen und barrierefreie Zugänge.
„Wir haben so viele Anfragen für Karten, dass wir regelmäßig Gäste abweisen müssen – das trifft insbesondere Menschen im Rollstuhl“, sagt Thewes. „Wir können ihnen aus Brandschutzgründen auch keinen Platz im Gang zuweisen, da würden wir eine komplette Tischreihe verlieren. Mit einer neuen Halle wären die Feste größer und besser.“ Das Tanzcorps könne zwar in der Josef-Schumacher-Halle am Rübkamp trainieren, jedoch nicht auftreten.
Wir haben große Nachfrage beispielsweise beim Kinderturnen, die wir nicht bedienen können
Auch der TuS Altenrath nutzt die Halle. „Wir haben große Nachfrage beispielsweise beim Kinderturnen, die wir nicht bedienen können. Außerdem können wir Sportarten wie Volleyball und Badminton nicht regelgerecht ausführen, weil wir die Fläche dazu nicht haben“ sagt der 1. Vorsitzende Martin Zündorf. „Dazu können wir im Winter keine Jugendfußballturniere ausrichten, für Eltern und Mannschaften ist ebenfalls kein Platz.“ Zündorf befürchtet bei einer Sanierung, dass Eltern ihre Kinder während einer jahrelangen Schließung in anderen Vereinen anmelden könnten.
Für die CDU-Fraktion seien vor allem die Kosten von bis zu zehn Millionen Euro ausschlaggebend. „Das ist die Zahl, die in den Ausschüssen genannt wurde“, sagt Friedhelm Herrmann. Er gibt zu bedenken: „In Altenrath gibt es keine Schule, was neue Fördermöglichkeiten eröffnen würde. Mit 2200 Einwohnern ist er der zweitkleinste Stadtteil. Außerdem hat Altenrath keinen gut ausgestatteten Ortskern. Eine Sanierung am alten Standort könnte eine Belebung erwirken.“
CDU-Fraktionschef will Kostendeckel im Troisdorfer Stadtrat festlegen
In jedem Fall müsse im Rat eine Kostendeckelung festgelegt werden. „Das wurde beim Bau der Stadthalle auch gemacht. Wir wollen uns das nicht vorwerfen lassen, wenn die Kosten aus dem Ruder laufen“, sagt Herrmann. Nicht zuletzt aus ökologischen Aspekten wolle die CDU die alte Halle sanieren und erweitern.

Philipp Rath, Leiter des Jugendzentrums, fürchtet um den Hof der Einrichtung, wenn die Halle - im Hintergrund - wie von der CDU vorgeschlagen vergrößert werden sollte.
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Im benachbarten Jugendzentrum stoßen die Anbau-Pläne auf wenig Gegenliebe. „Der halbe Hof wäre weg, noch dazu die Einfahrt. Wir brauchen den Platz für Sportangebote, Kettcars und BMX-Räder“, sagt dessen Leiter Philipp Rath. „Der Trägerverein veranstaltet hier Vereinsfeste, im Sommer verbringen wir gerne draußen Zeit.“ Den Hof teilt sich das Jugendzentrum mit der angrenzenden Unterkunft für Geflüchtete. „Das hilft denen extrem bei der Integration und beim Deutschlernen“, sagt Rath.
Troisdorfer CDU stellte sich immer wieder gegen Neubaupläne
Herrmann räumt auf Nachfrage ein, noch nie mit Vertretern der ortsansässigen Vereine über deren Bedürfnisse gesprochen zu haben. „Man muss den Bedarf auf städtischer Ebene sehen, nicht nur im Dorf. Und da müsste man auch den Bedarf an Sportflächen prüfen. Mein Eindruck ist, dass da eine Eventhalle entstehen soll, aber da müssen stadtweit die gleichen Standards gelten.“
Zudem fehle in Altenrath die Verkehrsanbindung. Den Befürwortern wirft er vor, wortwörtlich um jeden Preis ein Prestigeobjekt durchdrücken zu wollen. Die CDU hatte sich immer wieder gegen den Neubau gestellt. Zuletzt hatte sie den Einwand vorgetragen, dass sich unter der geplanten Neubaufläche Hohlräume befinden könnten. Eine Prüfung ergab keine Auffälligkeiten.
Der Ausgang der Kommunalwahl im Herbst könnte das Neubauprojekt weiter verzögern, befürchtet Achim Tüttenberg: „Wenn es eine Mehrheit dafür gibt, wird der Neubau gestoppt werden. Deswegen ist es ein starkes Signal, dass sich sechs Parteien im Rat dafür aussprechen. Wir möchten keine Extrawurst, sondern so behandelt werden wie alle anderen Stadtteile auch.“