Die Fronten zwischen den Vereinen sind verhärtet. Beim FC Flying Albatros stößt die Sperre der 25 Mädchen auf Unverständnis.
Für drei MonateSportfreunde Troisdorf sperren 25 junge Fußballerinnen nach Wechsel zu anderem Verein

Die Sportfreunde Troisdorf haben 25 Mädchen für drei Monate gesperrt.
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Am 19. August beginnt der Spielbetrieb im Mädchenfußball. Allerdings nicht für etwa 25 Mädchen, die in diesem Sommer von den Sportfreunden Troisdorf zum FC Flying Albatros wechselten. Ihr bisheriger Verein hat sie mit einer dreimonatigen Sperre belegt; erst nach dem 1. November dürfen sie wieder an Meisterschaftsspielen teilnehmen.
„Wir sperren sonst keine Kinder“, sagte auf Anfrage Jugendleiterin Roswitha Klein. Warum der Verein es nun getan hat, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Es gibt talentierte Mädchen und solche, die nur Spaß haben wollen
Die neue sportliche Ausrichtung bei den Sportfreunden habe zum Bruch geführt, sagte Aydin Zeycan, Mädchentrainer und Mädchenbeauftragter im Vorstand der Sportfreunde, der jetzt auch zum FC Flying Albatros gewechselt ist.
„Es gibt talentierte Mädchen und solche, die nur Spaß haben wollen.“ Was die neuen sportlichen Leiter im Frühjahr vorstellten, „können wir als Trainer nicht vertreten“. Und es sei ihnen klar gesagt worden: „Wer nicht einverstanden ist, der soll gehen.“

Kein Verständnis haben (von links) Wolfgang Weithe-Berchtold und die Trainer Thomas Gröger und Aydin Zeycan für die Sperre.
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„Es war nie die Absicht, Mädchen aus dem Verein zu werfen“, hält Roswitha Klein dem entgegen. „Wir wollten die Mädchen voranbringen mit lizenzierten Trainern.“
Unter anderem sei es gelungen, einen Trainer mit A-Lizenz und Bundesligaerfahrung zu gewinnen. Und: „Wir haben jedem Mitglied einen Platz im Spielbetrieb angeboten“, betont Klein, die Aydin Zeycan für die Entwicklung verantwortlich macht.
Flying Albatros nahm Spielerinnen „mit Kusshand“ auf
Beim FC Flying Albatros seien sie „mit Kusshand“ aufgenommen worden, sagt André Deklaermaker, Vater einer Fußball spielenden Tochter. Geschäftsführer Wolfgang Weithe-Berchtold bestätigt das: „Wir haben gemerkt, dass das passt.“ Denn bislang konnte der Verein keine reinen Mädchenteams bilden, Platz- und Belegungszeiten aber konnten sie bieten.
Was den einen Verein freute, ärgerte den anderen. „Rückentwicklung für die, die geblieben sind“ bedeute der Abgang so vieler Spielerinnen, sagt Roswitha Klein. Die U15-Mannschaft müsse zurück auf das Siebener-Feld wechseln, das sei „vollkommen unnötig“.
Es sei nie geplant gewesen, wie bei den Jungen drei oder vier wöchentliche Trainings anzusetzen, „wir verbessern die Trainingsqualität“, die Möglichkeit von Einzeltrainings sei „ein Angebot“ gewesen.
Eine einzelne Person hat ihre Interessen über die von 100 Kindern gestellt
„Eine einzelne Person hat ihre Interessen über die von 100 Kindern gestellt“, sagt Roswitha Klein im Gespräch mit dieser Zeitung. „Sie wollen für unseren Wechsel die Kinder bestrafen“, ärgert sich indes Aydin Zeycan, der mit ebenfalls gewechselten Trainerkollegen auch seinen Rücktritt angeboten hat – falls die Sportfreunde dann von der Sperre absehen sollten.
Indes scheint das Tischtuch zwischen den Vereinen zerschnitten: „Es ist abartig, dass man darum kämpfen muss, Fußball zu spielen“, schimpft Wolfgang Weithe-Berchtold. „Die Mädchen hätten ja mal überlegen können und sich anschauen, was wir bieten.“ Nun ziehe der Verein „das Mittel, das wir angekündigt hatten“, betont dagegen Roswitha Klein.
Den Erwachsenen wirft sie vor, „hinterrücks“ gehandelt zu haben. „Hätten wir uns alle zusammengetan, hätten wir mehr erreicht.“ Das Projekt einer stadtweiten Zusammenarbeit im Mädchenfußball sei nun zerstört.
Beim FC Flying Albatros scheint die Situation die Mädchen eher zusammenzuschweißen. „Sie schreiben seit Tagen an den Verband, den Bürgermeister, ans Sportamt“, erzählt André Deklaermaker. Und Aydin Zeycan ist „sehr stolz, dass sie sich so füreinander einsetzen“.