Troisdorfer BildhauerGelbes Licht, gedämpfter Lärm

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"Enjoy the silence" - Genieße die Stille: Benedikt Birckenbachs Großobjekt vor der Lutherkirche

"Enjoy the silence" - Genieße die Stille: Benedikt Birckenbachs Großobjekt vor der Lutherkirche

Troisdorf/Bonn – Leuchtend gelb lockt ein achteckiger Trichter auf dem Platz vor der Lutherkirche in der Bonner Südstadt. Wie Sonnenblumen auf Hummeln, so ähnlich wirkt dieses fünf Meter hohe Objekt des Troisdorfer Bildhauers Benedikt Birckenbach aufs geneigte Publikum. Durch den Trichter hat man die Perspektive auf die Kirchentür - wohin die Kunst locken soll, ist also klar. Und die Passanten dürfen das Holzobjekt tatsächlich betreten, es ist als begehbares Kunstwerk konzipiert.

Birckenbach hat sich mit dem Ort und dem Bauwerk an der Reuterstraße intensiv befasst und den oktogonalen Grundriss der evangelischen Kirche aufgenommen. Die zweite, senkrecht stehende Skulptur ist in ihrem Sandsteinton außen farblich an den Naturstein des Gebäudes angepasst. Innen ist auch dieser sechs Meter hohe Trichter signalgelb. Wer durch die Öffnung eintritt und darin steht, hat einen grandiosen farbig eingefassten Blick auf die Kirchturmspitze.

Und dabei sollen die Umweltgeräusche, der Höllenlärm der Reuterstraße vor allem, den Betrachter nicht zu sehr ablenken, darum ist dieser Teil des Kunstwerks schallgedämmt, der Krach gedämpft. Gute Voraussetzungen also für den kontemplativen Blick nach oben.

"Enjoy the silence" - Genieße die Stille - hat Birckenbach deshalb seine Arbeit genannt, die nun für drei Monate dort stehen soll. Sie ist das Ergebnis einer fünf Jahre währenden Planung, der Troisdorfer hat vier Wochen vor Ort daran gebaut. "Es ist wirklich eine tolle Arbeit geworden und hat mich all meine Kraft gekostet", bekundet der Künstler.

Faserplatten, Leisten und Fassadenfarbe hat er benutzt, also handelsübliches Material. Formal ging es Birckenbach darum, die vertikale und die horizontale Achse zu markieren, die beiden Teile so spielerisch zueinander in eine bewegte Beziehung zu bringen und gleichzeitig in Kontrast zur Statik des Kirchengebäudes, um 1900 entworfen von den Berliner Architekten Johannes Vollmer und Heinrich Jassoy.

Die Lutherkirchengemeinde und Sponsoren haben sich das Projekt 10 000 Euro kosten lassen. Sie folgen damit einer Tradition der Südstadt-Kirche, zeitgenössische Kunst auf dem Vorplatz temporär zu zeigen. Der Verein "KunstRaumKirche" hat diese Möglichkeit bereits zuvor einigen Künstlerinnen und Künstlern eröffnet.

"Enjoy the silence" ist bis zum 22. September zu erleben. Dann gibt es eine Finissage und eine Publikation.

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