Wegen des SturmsFeuerwehr muss Maibaum in Troisdorf-Spich fällen

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Die Feuerwehr musste den Maibaum in Troisdorf-Spich am Dienstag im Sturm absägen.

Troisdorf – Traurig stehen Mila und Jana vor den zersägten Resten des Spicher Dorfmaibaums. „Der schlimmste Mai aller Zeiten“, finden die Schülerinnen. Zuvor haben sie mit ansehen müssen, wie die Feuerwehr die rund 15 Meter hohe Birke Stück für Stück zersägt hat. Die Sturmböen am Dienstagnachmittag hatten ihr keine Wahl gelassen: Der Baum am Bleimopsplatz drohte umzukippen und auf die benachbarte Kita zu stürzen.

Der starke Wind peitscht durch die Äste des Maibaums, die Bänder aus Krepppapier stehen in der Luft. Der Baum neigt sich bedenklich zu den benachbarten Gebäuden hin. Gesichert ist er lediglich mit ein paar Holzklötzen in der Einfassung.

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Mila (10) und Jana (8) halten vor dem zersägten Maibaum traurig das Herz des Junggesellenvereins in der Hand. 

„Der Baum stellt eine akute Gefahr für die Gebäude dar und befindet sich zudem auf einer öffentlichen Fläche. Das Ordnungsamt hat die Feuerwehr angewiesen, den Baum zu entfernen“, sagt Peter Kern, Pressesprecher der Feuerwehr. „Es gab keine Möglichkeit, länger zu warten.“

Das schwarz-gelbe Junggesellenherz fällt nicht herunter

Mit der Drehleiter fahren zwei Wehrleute in die Krone und beginnen, die oberen Äste abzusägen. Mit einem lauten Krachen stürzen sie zu Boden. Ein Feuerwehrmann reicht den beiden Kameraden im Korb einen Werkzeugkasten – bevor der Stamm fällt, schrauben sie noch eben das schwarz-gelbe Herz ab, das der Junggesellenverein Spicher Jungen dort angebracht hat.

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Vor dem Zersägen des Baums sicherte die Feuerwehr das schwarz-gelbe Herz, das der Junggesellenverein angebracht hatte.

Am Morgen hatte Vorstandsmitglied Daniel Schmidt den Platz noch mit Flatterband abgesperrt. „Der Baum stand schon ziemlich schief und man musste sich durchaus die Frage stellen, ob man ihn nicht lieber fällen sollte“, räumt er ein. „Wir hätten uns aber gewünscht, dass man ihn weiter unten zersägt, dann hätten wir die obere Hälfte wieder aufstellen können.“

Auf Facebook sei bereits ein Foto des Baums online gestellt worden, „in schwarz-weiß und mit der Überschrift Rest In Peace“, sagt Schmidt lakonisch.

Anwohnerin reagiert empört

Resigniert beobachten er und weitere Anwohner, wie ihr Maibaum nach nur vier Tagen wieder fallen muss. „Das ist eine Unverschämtheit: Man hat den Junggesellen keine Zeit gelassen, den Baum wieder aufzurichten. Gerade in der Pandemie war das ein schönes Zeichen, uns wird die Tradition genommen“, schimpft Monika Ludemann, die von ihrem Fenster einen perfekten Blick auf das Geschehen am Bleimopsplatz hat.

Feuerwehren hatten 20 Einsätze wegen des Sturms

Die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis sind am Dienstag zu mehr als 20 sturmbedingten Einsätzen gerufen worden. Dies teilte die Leitstelle am Nachmittag mit. Meist waren Bäume umgestürzt.

In Siegburg lag einer quer vor dem Bahnhof am Europaplatz, zuvor war ein Baum am Waldfriedhof in Kaldauen umgefallen und blockierte die Hauptstraße.

Mehrere Einsätze hatte auch die Lohmarer Feuerwehr zu verzeichnen: In Höngesberg waren zwei Birken auf die Straße gefallen, ebenso in Geber und Höffen an der Bonner Straße. Nach dem Einsatz in Spich musste die Troisdorfer Feuerwehr noch einen Baum in der Straße Zum alten Tor beseitigen.

„Ich finde das blöd, wir hätten den Baum gern behalten. Jetzt kann man in Spich keinen Maibaum mehr sehen – außer, man hat selbst einen im Garten“, sagt die achtjährige Jana. „Es ist vor allem doof, weil wir wegen Corona eh nicht feiern können – wir waren froh, dass wir trotzdem einen Maibaum in der Gegend haben“, ergänzt ihre Freundin Mila (10).

Die beiden wollen die Äste als Mini-Maibäume aufstellen. „Und die Kreppbänder kann man noch gut für Muttertag verwenden“, sagen sie.

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Doch der Wonnemonat soll nicht ohne eine Birke auf dem Bleimopsplatz enden: „Wir holen am Wochenende einen neuen“, verspricht Daniel Schmidt den Spichern. „Wir haben ein Brauchtumsrecht gegenüber der Stadt, das ist alles genehmigt“, sagt er. Mit einem Kran soll dann ein Ersatz-Maibaum aufgestellt werden – Wind und Pandemie zum Trotz. 

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