TrauerboxAls Elvis gestorben ist

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Trauerbox

Die Inhalte der Trauerbox: Ein Elefant, eine Kerze und Sorgenzettelchen.

Köln –  Elvis ist tot. Natürlich nicht der echte, der ist schon lange verstorben. Sondern ein kleiner Vogel, den das Mädchen mit dem roten Handkoffer sehr liebhatte. Kein Wunder, dass das Kind mit Wut und Trauer im Bauch durch den Park läuft und fremde Passanten anherrscht: „Gehört das so?“

Es dauert eine Weile, bis die anderen den Kummer des Mädchens erkennen. Dann aber nehmen sie sich Zeit, hören ihm zu und bestatten mit ihm den kleinen Vogel. Am Ende kann man sogar gemeinsam wieder ein bisschen lachen und dankbar sein für Hilfe, Verständnis und neue Freundschaft.

Trauer und Tod sind immer noch Tabuthemen

Das Kinderbuch „Gehört das so?“ von Peter Schössow ist Teil der Trauerbox, die die Katholische Jugendagentur für Lehrer zusammengestellt hat, die mit ihren Schülern die heiklen Themen Tod, Trauer oder Umzug von Freunden besprechen wollen.

„Trauer und Tod sind immer noch Tabuthemen“, sagt Christiane Heite, KJA-Fachbereichsleiterin für Katechese und Spiritualität. Außer weiteren  Büchern finden sich im Koffer Kerzen, schöne Tücher, Stifte, Bildkarten und ein Schatzkoffer.

Was, wenn der beste Freund wegzieht

Dass eine Schulstunde mit der Trauerbox überhaupt nicht traurig sein muss, erleben die vier Kinder aus der Elefantenklasse der städtischen Grundschule Europaring in Neubrück. Jessie, Valerie, Leon und Dalia (alle 8) erleben lustige Spiele, hören die Geschichte vom kleinen Elefanten, dessen Freund weggezogen ist. Und müssen sich auch Gedanken darüber machen, was sie tun, wenn sie selbst traurig sind, etwa wenn zum Beispiel ein Freund weggezogen ist.

„Ich mache dann Sport“, gibt Schulsozialarbeiterin Irene Klein vor. Die Kinder denken nach und antworten dann: „Essen“, „Telefonieren“ oder „Mit der Mama kuscheln“. Ihre Antworten schreiben sie auf Heftpflaster, die sie anschließend auf einen Stoffelefanten kleben.

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Gemeinsam über Trauriges reden, das befreit.

Weinen, damit es einem besser geht

Die Kinder lernen auch, dass sie weinen dürfen, damit es ihnen bessergeht. Und dass man – wie das Mädchen mit dem roten Handkoffer aus dem Buch, – auch wieder neue Freunde finden kann. Irene Klein, die auch für die KJA tätig ist, – die KJA ist für den Schulsozialdienst zuständig – war es, die die Idee zu dem Koffer hatte. Im Unterricht gab es immer einmal wieder Kinder, die mit Trauerfällen umgehen mussten. Zum Beispiel die kurdischen Flüchtlingskinder, die in ihrer Heimat und auf der Flucht Freunde und Verwandte verloren hatten. Oder der Junge, dessen Oma verstorben war. Lehrer würden in der Ausbildung auf das Thema kaum vorbereitet, so Klein.

Und manche Eltern sind es auch nicht: Mitunter erzählen sie den Kindern, die Oma sei in Urlaub. Derzeit ist die Trauerbox der KJA nur ein Prototyp. Die KJA will den Koffer aber bald in allen 16 Partnerschulen unterbringen. Das nötige Geld – 2000 Euro – müssten Sponsoren aufbringen, so KJA-Sprecher Daniel Könen.

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