Zählung der GartenvögelViele Bestände haben sich erholt

Gute Nachricht: Der Bestand der Blaumeisen hat sich wieder erholt.
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Köln/Düsseldorf – Das klingt wie eine ganz gute Nachricht und ist auch eine: Den Vögeln im Land geht es besser als in den Vorjahren. So hatte im Frühjahr 2020 ein bakterieller Erreger in vielen Teilen Deutschlands zu einem Massensterben bei den Blaumeisen geführt. Die Bestände zeigen sich nun aber deutlich erholt – das zumindest legen die Zahlen nahe, die der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) aktuell vorlegen konnte.
Zweimal im Jahr ruft der Nabu dazu auf, die Vögel zu zählen. Geht es im Januar um die Wintervögel, so schlägt jeweils um Pfingsten herum „die Stunde der Gartenvögel“– bundesweit waren unter diesem Motto diesmal vom 13. bis 16. Mai mehr als 112.000 Menschen unterwegs, die aus über 77.000 Gärten und Parks mehr als 2,5 Millionen Vögel gemeldet haben. In NRW waren über 20.000 Menschen unterwegs und haben 440.000 Exemplare gemeldet. Die Zahlen werden noch etwas steigen bis zum Meldeschluss ist am 24. Mai.
Promi-Bonus für das Rotkehlchen
Klassische Wissenschaft ist das nicht, wenn Tausende losziehen und notieren , was sie zu sehen und zu hören glauben. Denn das ist ein bisschen das Problem: Natürlich gibt es Apps und Nachschlagewerke auf Papier – aber wie viele Vogelarten weiß ein Laie wirklich verlässlich zu bestimmen? „Das stimmt schon“, sagte Birgit Königs, sie ist Sprecherin des Nabu NRW, „die Fehlerquote ist natürlich nicht gering.“ Das putzige Rotkehlchen zum Beispiel ist jüngst zum Vogel des Jahres 2021 gewählt worden – prompt stieg die Zahl der Beobachtungen in NRW um 20 Prozent. Ein Promi-Bonus? „Das spielt ohne Zweifel eine Rolle“, sagt Birgit Königs, „diese Art Zuwachs beobachten wir in jedem Jahr – der »Vogel des Jahres« zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich und wird deshalb öfter gesehen.“ Oder zumindest gezählt.
Anderes Beispiel: Bei den Zählungen ist der Feldsperling ein sicherer Top-10-Kandidat, was die Experten jeweils überrascht. „Der Feldsperling ist sicer überbewertet“, sagt Birgit Königs, „die meisten verwechseln ihn mit dem Haussperling“ – dieser wiederum ist eine Bayern München unter den Vogelarten, und führt Jahr für Jahr mit weitem Vorsprung die Listen bundes- und landesweit an. Außer in Köln: Da liegen Kohlmeise und Amsel deutlich vorn.
Kritik an der Präzision der Zählungen pendelt der Nabu plausibel aus. „Wir reden hier von "citizen science", also Bürger-Wissenschaft“, sagt Birgit Königs, Durch eine Reihe von Quervergleichen und Untersuchungen mit strikt wissenschaftlichen Arbeiten hat man die Ergebnisse der Laien-Zählungen aber durchaus einschätzen und schätzen gelernt. „Die Trends werden in der Regel korrekt wiedergegeben“, sagt Königs, „die große Zahl der Teilnehmer gleicht dann die Unschärfen der einzelnen Ergebnisse durchaus aus.“
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Ein erfreulicher Trend: Die durchschnittliche Zahl der Vögel pro Garten lag bis vor einigen Jahren bei etwa 34 Exemplaren, ist dann aber kontinuierlich auf unter 30 gesunken. Jetzt ist sie wieder auf deutlich über 32 gestiegen. „Das ist zunächst mal eine gute Nachricht“, sagt Königs. Gerade in den urbanen Gegenden – im Großraum Köln und dem Ruhrgebiet – hat die Zahl wieder zugenommen. „Vögel pro Garten“ ist die Währung, nach der die Ergebnisse bewertet werden – die simple Anzahl zu erfassen, ist wenig aufschlussreich: Die Zahl der Zählenden schwankt ja erheblich von Jahr zu Jahr.
Der Nabu weist auf ein paar Besonderheiten hin: Der Stieglitz ist um 21 Prozent häufiger beobachtet worden – „das ist ein Vogel, der sich ausschließlich von Samen und Pflanzen ernährt“, sagt Birgit Königs. Das müsse man weiter beobachten – auf der anderen Seite gehe es nämlich den Insektenfressern unter den Vögeln eigentlich „konstant schlecht“.Einen Einblick in die Lage der Insekten erhofft sich der Nabu von der nächsten Mitmachaktion: vom 4. bis 13. Juni werden beim „Insektensommer“ Insekten gezählt.