Rhein-RomantikRettung für den Rolandsbogen

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Das Restaurantteam von Chefkoch Arne Halit (links) und Geschäftsführerin Kristina Knoblich (2. v. l.) will den Rolandsbogen wieder zu einer besonderen Adresse für Genießer machen. BILDER: RALF JOHNEN

Das Restaurantteam von Chefkoch Arne Halit (links) und Geschäftsführerin Kristina Knoblich (2. v. l.) will den Rolandsbogen wieder zu einer besonderen Adresse für Genießer machen. BILDER: RALF JOHNEN

REMAGEN - Um den Rolandsbogen ranken sich viele Legenden. So soll im Mittelalter ein edler Ritter Besitzer der Rheinhöhe gewesen sein, auf der das Bauwerk thront. Nach ihm ist die traurige Rolandsage benannt, in welcher er an einem Spanienfeldzug teilnimmt. Bald wird Roland fälschlicherweise für tot erklärt - woraufhin sich seine verzweifelte Verlobte Hildegunde ins Kloster Nonnenwerth auf der vorgelagerten Rheininsel zieht. Als Roland heimkehrt, erfährt er von der Entscheidung seiner Braut. Um ihr trotz des Gelübdes nahe sein zu können, beschließt er, hoch über dem Kloster eine Burg zu bauen, von wo aus er gelegentlich einen Blick auf die Geliebte zu erhaschen hofft. Eine Tragödie, die der Germanist Karl Simrock im 19. Jahrhundert als deutsches „Romeo und Julia“ adelt.

Viele Jahrhunderte danach wurde das nur einen Steinwurf entfernte Bonn Bundeshauptstadt, und der Rolandsbogen rückte abermals in den Blickpunkt. Vor der romantischen Kulisse verlobte sich der erste Kanzler Konrad Adenauer. Später entführte Kanzler Gerhard Schröder Bill Clinton zum Essen hierhin, um gemeinsam mit dem US-Präsidenten den Ausblick genießen: Auf das Rheintal und die Insel Nonnenwert, Drachenfels und Petersberg.

Wer so in Rheinromantik schwelgen möchte, musste bislang stets in Kauf nehmen, dass die Hügelkuppe am Südrand des Rodderbergs schwierig zu erreichen ist: Nur eine schmale und mitunter sehr steile Zufahrt führt zu einer begrenzte Zahl von Parkplätzen. An Wochenenden sind die Straßen, die durch den erloschenen Vulkan führen, gar vollständig gesperrt. Dann bleibt nur der Spaziergang durch das Naturschutzgebiet - oder der Aufstieg vom 100 Meter tiefer gelegenen Bahnhof Rolandseck.

Den Engpass will die Entwicklungsgesellschaft BonnVisio, die das Anwesen vor zwei Jahren von der Familie Böhm erworben hat, nun behutsam beseitigen: Nahe des Rolandsbogens sind zusätzliche Parkplätze vorgesehen. Lieber aber wäre es Projektleiter Jörg Pierdzig, wenn mehr Wanderer den Weg hinauf zum Rolandsbogen finden würden. Für sie soll das Wegenetz verbessert werden - vorbei am Denkmal für den Dichter Ferdinand Freiligrath und an den Mauerresten der Burg Rolandseck.

Noch mehr am Herzen allerdings liegt Pierdzig ein anderes Anliegen: Um den Rolandsbogen nämlich ranken sich nicht nur Legenden, sondern auch Efeuzweige, die den Mörtel angreifen, der immer mehr versandet. „Wenn wir nicht aufpassen, stürzt der Bogen wieder ein“. Dies ist zuletzt 1839 passiert. Seinerzeit sah sich besagter Dichter Freiligrath in der Verantwortung, das romantische Monument zu retten und schaffte dies mit Hilfe einer Spendensammlung.

Alle gegenwärtigen Restaurationsvorhaben, betont Pierdzig, sind von der Denkmalbehörde des Landes Rheinland-Pfalz abgesegnet. Nach sechswöchiger Umbauphase öffnet in dieser Woche außerdem der gastronomische Betrieb Rolandsbogen wieder seine Pforten - mit einem neuen Dreispartenkonzept: Die windgeschützte „Rheinromantik-Terrasse“ steht Besuchern ganzjährig offen.

„Freiligraths Schatzkammer“ zielt mit regionalen Produkten und eher deftiger Kost auf den Hunger von Wanderern ab. Feinschmeckern schließlich ist das „Rolands“ vorbehalten, das auf saisonale Produkte und eine feine Küche mit Gänsestopfleber, Hummer und Iberico-Schwein setzt. Küchenchef Arne Halit hat für 2010 das ehrgeizige Ziel formuliert, sich von derzeit 14 Punkten im Gault Millau auf 15 oder 16 hoch kochen zu wollen.

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