Eine-Welt-Laden RheinbachMit einer Handvoll „fairer“ Produkte fing es 1997 an

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Eine Welt Laden

Der Idee einer gerechteren Welt und einer nachhaltigeren Produktion hat sich das Team um Gabriele Funke und Wolfgang Hener verschrieben. 

Rheinbach – Es ist Mittwoch um halb zehn Uhr und im Eine-Welt-Laden am Prümer Wall wird Kaffee gekocht. In die Maschine kommt eine Sorte aus fairem Handel in biologischer Qualität, die auch im Laden verkauft wird. Das  Pulver aus Arabica-Bohnen duftet köstlich und lockt die ersten Kunden an den Stehtisch im hinteren Bereich des Ladenlokals, wo Ehrenamtlerin Uta Meybrink mit den Tassen klappert. Mitstreiterin Silvia Jansen öffnet derweil eine Kekstüte. „Wir bieten unseren Kunden auch Kaffee an, um ihnen einen Vorgeschmack auf unsere Sorten zu geben“, erklärt Meybrink und gießt ein.

Förderverein "Eine Welt für alle"

Auch Wolfgang Hener sagt zu einer Tasse frisch gebrühtem Kaffee nicht nein. Der Rheinbacher ist Vorsitzender des Fördervereins „Eine Welt für Alle“, der benachteiligte Produzenten der „Dritten Welt“ bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützt. Der zu diesem Zweck betriebene „Eine Welt Laden  des Fairen Handels“ (EWL) wird in diesem Jahr 25 Jahre alt; am heutigen Freitag und morgen wird gefeiert. „Wir erwarten zahlreiche Besucher und Honoratioren“, freut sich Wolfgang Hener, auch Bürgermeister Ludger Banken habe zugesagt.

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Der Verkauf von Kunsthandwerk macht ein Drittel des Umsatzes aus.

„Es soll ein Tag der Freude für ganz Rheinbach sein“, sagt Gabriele Funke. Die Ehrenamtlerin ist seit 15 Jahren mit dabei und für die Finanzen zuständig. Sie hat einen hervorragenden Überblick über das Warensortiment und ist außerdem im Bereich Nachwuchs- und Öffentlichkeitsarbeit aktiv.

Auch Kita-Kinder schauen vorbei

So empfängt sie seit kurzem Gäste aus dem städtischen Kindergarten „Hopsala“ und erklärt dem Nachwuchs anhand der Produkte, wo der Kakao und die Bananen herkommen. Dass die fair gehandelten Waren einen weiten Weg aus Südamerika, Asien oder Afrika hinter sich haben, illustrieren unter anderem auf den Verpackungen aufgedruckte farbenfrohe Fotos der Produzenten.

Angeboten werden zurzeit über 500 Artikel, darunter sind Kassenschlager wie Kaffee aus Afrika und Lateinamerika sowie Schokolade aus Peru, der Dominikanischen Republik und Paraguay. Außerdem gibt es gefilzte Blumen und Eierwärmer aus Indien, Wein aus Südafrika, in Pakistan gefertigtes Einweg-Geschirr aus Palmenblättern sowie Holzkreuze aus der im afrikanischen Ruanda gelegenen Stadt Kiruhura. Zwischen der dortigen Gemeinde „Unbeflecktes Herz Mariens“ und der Pfarrei St. Martin  besteht seit 1987 eine Partnerschaft.

Kaffeeröstung musste angepasst werden

Maria Kabira gehört dem Sachausschuss Mission-Entwicklung-Frieden des Pfarrgemeinderates an, aus dem 1996 der „Förderverein Eine Welt für alle,   Rheinbach“ hervorging. Ein Jahr später wurde der Eine-Welt-Laden gegründet und im Februar 1997 offiziell eröffnet. Der Gewinn kam zunächst der Partnergemeinde zugute, inzwischen werde auch ein Waisenhaus in Haiti und ein Frauenprojekt in Guatemala unterstützt. Maria Kabira erinnert sich lächelnd an die Anfänge des Verkaufs, bei dem eine Handvoll Produkte nach der Sonntagsmesse in einem kleinen Raum des Pfarrzentrums St. Martin angeboten wurden: „Die Jutetaschen waren damals hässlich und haben Fäden gezogen, aber wir haben sie gekauft, weil wir von der Idee überzeugt waren.“ Inzwischen sind die Taschen hochwertig verarbeitet. Auch die Röstung der Kaffeebohnen wurde an das europäische Geschmacksempfinden angepasst.

Seit 25 Jahren besteht das Sortiment ausschließlich aus fair gehandelten Waren aus Handelspartnerschaften, in denen die Produkte zu anständigen Bedingungen hergestellt und importiert werden: „Die Erzeuger in den ärmeren Ländern erhalten für ihre Arbeit eine angemessene Bezahlung, von der sie leben können.“ Bessere Arbeitsbedingungen und medizinische Versorgung gewährleisteten eine Lebensperspektive und die Kinder könnten in die Schule gehen. Oft seien die Bauern in Kooperativen zusammengeschlossen, so Kabira.

"Mafiafreie" Marmelade

Dies sei zum Beispiel der Fall bei der im Laden angebotenen Bio-Blutorangenmarmelade aus sogenanntem „befreitem Mafialand“ in Sizilien, ergänzt Gabriele Funke. Die Orangen werden von den Bauern der Sozialkooperative „Libera Terra“ gepflückt und verarbeitet. „Die Kooperativen bekommen faire Preise, wie sie es sonst auf dem Markt, der von der Mafia kontrolliert wird, nicht bekommen“, erläutert Funke kenntnisreich. Vertrieben werde die Marmelade vom Fair-Handelszentrum Rheinland in Alfter, mit dem der Eine-Welt-Laden seit seinen Anfängen zusammenarbeite. Weitere Handelspartner sind der DW-Shop in Königswinter, Misereor in Aachen und der Großhandel AKAR im bayrischen Dießen am Ammersee.

Der Umsatz im Laden kommt  zu zwei Dritteln aus dem Lebensmittelverkauf, ein Drittel entfalle auf das Kunstgewerbe, weiß Funke. Heute kaufen Rheinbacher Bürger aller Altersgruppen und auch Besucher von außerhalb im Geschäft am Prümer Wall ein, das dort nach mehreren Umzügen seit 2017 beheimatet ist. Die rund 40 Ehrenamtler hoffen, dass das noch lange so bleiben wird – trotz Nachwuchsschwierigkeiten und steigender Energiepreise.

Eine-Welt-Laden, Prümer Wall 3b, mittwochs und donnerstags 9 bis 13 Uhr, freitags 9 bis 18.30 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr. Mit einer Auswahl der Produkte sind die Freiwilligen  donnerstags von 16 bis 19 Uhr auch auf dem Rheinbacher Feierabendmarkt an der Kirche vertreten.

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