Das Endemie-MissverständnisDas Virus wird bleiben – doch das ist nicht schlimm

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Eine verlorene, medizinische OP-Maske als Mund-Nasenschutz liegt unter frisch gefallenem Schnee auf dem Pflaster.

Eine verlorene, medizinische OP-Maske als Mund-Nasenschutz liegt unter frisch gefallenem Schnee auf dem Pflaster. (Symbolbild)

Mit dem Virus zu leben, macht einigen Menschen immer noch Angst. Dabei verspricht es mehr Sicherheit, als weiter an Maßnahmen festzuhalten. Ein Kommentar

Die endemische Phase hat begonnen und Corona wird wohl auch in Deutschland bald nicht mehr anders als andere Infektionskrankheiten behandelt werden. Einigen Menschen macht das Angst. Ihnen steckt die Erinnerung an die frühe Phase der Pandemie noch in den Knochen, als niemand wusste, welche Gefahr wirklich droht.

Bei nicht wenigen hat sich der Gedanke verfestigt, dass eine Infektion um jeden Preis zu verhindern sei. Doch wer den endemischen Zustand fürchtet, der sitzt meist gleich zwei Irrtümern auf. Der erste Irrtum lautet: Sars-CoV-2 könnte irgendwann verschwinden und bis dahin könnte sich jeder sicher vor einer Infektion schützen, der nur entsprechend vorsichtig ist. Damit ist aber nicht zu rechnen, das Virus wird bleiben.

Corona wird bleiben – der Ausnahmezustand aber nicht

Viele Menschen werden sich jedes Jahr erneut damit anstecken, auch Impfungen können das nicht verhindern, sondern allenfalls das Risiko für schwere Verläufe für einige Monate senken. Der zweite Irrtum lautet, dass wir deshalb auf ewig im Ausnahmestand leben sollten. Die Situation in China führt uns gerade deutlich vor Augen: Es ist unmöglich, eine Population dauerhaft vor Sars-CoV-2 zu schützen. Zu starke Abschottungsmaßnahmen machen uns im Gegenteil nur noch anfälliger für schwere Verläufe, wenn das Immunsystem danach unvorbereitet auf einen Erreger trifft.

Das gilt nicht nur für Corona. So erkranken derzeit viele Kinder besonders stark an solchen Viren, die in den vergangenen Jahren zurückgedrängt wurden. Sars-CoV-2 wurde nicht durch seine besonderen Eigenschaften zum Pandemie-Auslöser, sondern dadurch, dass es neuartig war und weltweit auf Menschen mit unvorbereitetem Immunsystem traf. Nach fast drei Jahren Corona werden Infektionswellen aber durch die gewachsene Immunität in der Bevölkerung begrenzt.

Dabei sorgt der regelmäßige Kontakt mit dem Erreger dafür, dass diese Grundimmunität aufrechterhalten bleibt – wodurch sich auch vulnerable Personen letztendlich seltener anstecken. Das Virus als Teil unseres Lebens zu akzeptieren, kann sie auf Dauer daher besser schützen, als die ewige Angst davor.

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