„Große, große Bewunderung“Scholz besucht ukrainische Soldaten im Trainingslager

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Olaf Scholz auf dem Truppenübungsplatz im holsteinischen Putlos.

Berlin – Olaf Scholz kam nur für knapp 90 Minuten. Doch ließ es der Kanzler in dieser Zeit nicht an Deutlichkeit fehlen. Er danke der Bundeswehr und der Rüstungsindustrie für die Unterstützung der ukrainischen Armee, sagte er auf dem Truppenübungsplatz im holsteinischen Putlos, fügte aber hinzu, „ganz besonders“ gelte sein Dank und seine „große, große Bewunderung“ den anwesenden ukrainischen Soldaten sowie den ebenfalls anwesenden Freiwilligen, „weil sie ihr Land und ihre Familien verteidigen wollen“.

Zuvor war der Kanzler in einen jener Flugabwehrpanzer vom Typ „Gepard“ gestiegen, an denen in Putlos Experten des Herstellers Krauss-Maffei Wegmann eben jene Ukrainer für den Krieg ausbilden, und hatte ihn sich eine Viertelstunde lang zeigen lassen.

Der Kanzler kümmert sich

Scholz wollte offenkundig demonstrieren, dass er sich kümmert. Zudem wollte er wohl verdeutlichen: Die Bundesrepublik Deutschland – vertreten durch die Ampelkoalition – unterstützt die Ukraine auch ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn. Sie wackelt da nicht. Da passt Putlos ins Bild.

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Scholz kletterte auch auf einen Gepard Panzer.

Bereits zu Wochenbeginn hatte der Kanzler neue Waffenlieferungen an die Ukraine angekündigt. Sie sollen hochmoderne Flugabwehrsysteme, Raketenwerfer, Munition und Anti-Drohnen-Geräte umfassen. Konkret soll das von Russland angegriffene Land drei weitere Flugabwehrsysteme des Typs Iris-T, ein Dutzend Bergepanzer und 20 auf Pick-ups montierte Raketenwerfer erhalten. Insgesamt geht es nach Angaben eines Regierungssprechers um Rüstungsgüter von mehr als 500 Millionen Euro. Es sei der Einstieg in eine nachhaltige Modernisierung der ukrainischen Streitkräfte.

Hier wird der Krieg konkret

Nun ist der Krieg von Deutschland aus gesehen relativ weit weg. In Putlos aber wird er konkret. Das gilt in einem sehr technischen Sinne, weil die besagten regulären Soldaten der ukrainischen Armee und Freiwillige dort erfahren, wie der „Gepard“ funktioniert und wie sich mit ihm kämpfen lässt, etwa wenn sich Flugzeuge in niedriger Höhe und Hubschrauber nähern. Die Bundeswehr selbst könnte die Unterweisung gar nicht leisten. Denn sie hat das Gerät bereits 2010 außer Dienst gestellt.

Die Ausbildung sei keine Raketenwissenschaft, sagten Krauss-Maffei-Vertreter in Putlos. Freilich ist sie anspruchsvoll genug, um hier immerhin sechs Wochen in Anspruch zu nehmen, während sie normalerweise sechs Monate dauern würde. Eine der sechs Wochen sind reines Schießtraining. In Holstein geschieht dies, in dem die Ukrainer mit Übungsmunition auf einen Sack feuern, der von einem Flugzeug durch die Luft gezogen wird.

„Wir lassen die Ukrainer nicht allein“

Die Ukraine hatte am 25. Juli erklärt, die ersten drei Panzer und mehrere Zehntausend Schuss Munition bereits aus Deutschland erhalten zu haben. Insgesamt sollen es 30 „Gepard“ werden. Krauss-Maffei Wegmann bemüht sich um die Produktion neuer Munition durch andere Unternehmen. Zu Fragen weiter gehender Unterstützung über die Ausbildung hinaus sagte der Unternehmens-Vertreter Thomas Fritzsch lediglich: „Wir lassen die Ukrainer nicht allein.“

Neben der technischen hat die Ausbildung eine menschliche Seite. Denn unter den ukrainischen Soldaten und Freiwilligen, deren Zahl nicht genannt wurde, ist, wie in Putlos verlautete, „vom Bäcker bis zum Zahnarzt alles dabei“. Es sind Menschen, die wissen, dass sie nach der Ausbildung an die Front geschickt werden und dort sterben können.

Soldaten seien schon „relativ fit“

„Die sind bis unter die Haarspitzen motiviert“, sagte Fritzsch ungeachtet dessen. „Die wollen alle.“ Sie seien auch schon alle „relativ fit“, fuhr er fort. Doch „auf das Soldatenglück haben wir keinen Einfluss“. Einer der Ukrainer sagte am Ende des Besuchs: „Das war sehr interessant. Und es ist sehr wichtig für unser Land.“ Der Mann weiß jetzt, dass auch der deutsche Bundeskanzler an seiner Seite steht.

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Olaf Scholz selbst beteuerte in Putlos, die Ukraine habe „das Recht, das eigene Land, die Integrität, die Unabhängigkeit und die Souveränität zu verteidigen“. Und sie könne sich sicher sein, dass sie die Unterstützung der vielen internationalen Freunde und Verbündeten habe, „aber ganz besonders die Unterstützung aus Deutschland“.

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