„Wollen nicht verzichten“Kirchen vom harten Osterlockdown kalt erwischt und verärgert

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leere Kirche Bremen

Der St. Petri Dom in Bremen

Berlin – Damit hatte niemand in den oberen Kirchenhierarchien gerechnet. Mit den Ostergottesdiensten in Kirchen sollen auch dieses Jahr die Feierlichkeiten zum höchsten Christenfest ausfallen. Wie schon 2020. Wie alle anderen Versammlungen und Veranstaltungen auch.

Das ist jedenfalls die Vorstellung von Bund und Ländern nach dem jüngsten Corona-Gipfel von Bundeskanzlerin, Bundesministern und Ministerpräsidenten. „Bund und Länder werden auf die Religionsgemeinschaften zugehen mit der Bitte, religiöse Versammlungen in dieser Zeit nur virtuell durchzuführen“, heißt es in den Beschlüssen.

Die Rede ist von einer „erweiterten Ruhezeit“ zu Ostern. Der Gründonnerstag (1. April) und der Karsamstag (3. April) sollen zu einmaligen Ruhetagen erklärt werden, sodass das Land vom 1. April bis zum Ostermontag am 5. April komplett herunterfährt.

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Die Kirchen hat das kalt erwischt – wo doch noch unmittelbar vor der Konferenz über erweiterte Möglichkeiten für Familienzusammenkünfte diskutiert wurde. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erläuterte am Dienstag in einem Tweet seinen Ärger: „Wir sind überrascht worden. Ostern ist das wichtigste Fest für uns, Gottesdienste sind kein Beiwerk.“

Der Limburger Bischof verweist darauf, dass seine Kirche Weihnachten bewiesen hätte, wie mit Vorsicht Messen gefeiert werden könnten. „Darauf wollen wir Ostern nicht verzichten. Wir werden es in die Gespräche einbringen.“

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierte irritiert. Noch am Montag hatte Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm gesagt: „Die Hygienekonzepte der Kirchen haben sich bewährt.“ Man sei „in guten Gesprächen“ mit den Behörden und habe „keinen Anlass“, daran zu zweifeln, dass die Gottesdienste zum Osterfest stattfinden könnten wie alle anderen Versammlungen und Veranstaltungen auch.

„Beschluss hat uns sehr überrascht“

Einen Tag später das unsanfte Erwachen. „Der Beschluss des Corona-Gipfels hat uns sehr überrascht, zumal davon das wichtigste Fest der Christen betroffen wäre“, erklärte Bedford-Strohm auf Anfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). „Wir werden uns in den von der Bundeskanzlerin angekündigten Gesprächen zunächst genau erläutern lassen, warum die bewährten Hygieneschutzmaßnahmen, die alle Landeskirchen für ihre Gottesdiensten haben, nun nicht mehr ausreichen sollen.“

Bei Protestanten und Katholiken wird nun in den Gremien beraten, wie die Kirchen mit der Bitte von Bund und Ländern umgehen wollen.

Auch die Juden sind von der Ansage aus Berlin betroffen. Sie feiern in der Woche vom 27. März bis zum 4. April das Pessachfest. Es ist eines der drei wichtigen jüdischen Wallfahrtsfeste. Es soll an die Leidensgeschichte des jüdischen Volkes erinnern.

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