Elon Musk meldet RekordTesla verdient erstmals im Quartal eine Milliarde Dollar

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Palo Alto – Tesla hat es erstmals trotz diverser Widrigkeiten geschafft, in einem Dreimonatsabschnitt mehr als eine Milliarde Dollar (900 Millionen Euro) zu verdienen. Auch die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge kletterte auf den Rekordwert von rund 206.000. Damit wurden die schon hochgesteckten Erwartungen der Analysten überboten.

Tesla hat es geschafft, im zweiten Quartal den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf knapp 12 Milliarden Dollar fast zu verdoppeln – obwohl auch der US-amerikanische Elektroautobauer wie alle anderen Konkurrenten unter verstopften Häfen und Engpässen bei Computerchips für Autos leidet. Musk räumte ein, dass Fa bri ken wegen fehlender Halbleiter zeitweise geschlossen werden mussten. Inzwischen sei es aber gelungen, Ersatz zu beschaffen.

Verkauf von Emissionsrechten

Allerdings kommt gut ein Drittel des Gewinns (365 Millionen Dollar) aus dem Verkauf von CO2-Emissionsrechten – da Tesla nur E-Autos baut, die mit null CO2-Ausstoß berechnet werden, kann die Firma Verschmutzungszertifikate an andere Autobauer verkaufen. Unter anderem soll Fiat zu den Kunden gehören. Dieser Geschäftszweig ist aber rückläufig, da die anderen Autobauer ihre Elektroflotten immer weiter ausbauen.

Verluste, und zwar 23 Millionen Dollar, schlugen auch bei einem anderen Nebengeschäft zu Buche: den Deals mit der Kryptowährung Bitcoin. Musk hatte erst heftig Werbung dafür gemacht, 1,5 Milliarden Dollar der Barreserven des Autobauers in das Digitalgeld investiert und auch angekündigt, dass künftig beim Kauf von Teslas mit dem Cybergeld bezahlt werden könne – was den Kurs der Internetwährung augenblicklich nach oben schießen ließ. Doch das mit dem Bezahlen nahm er kurz drauf wieder zurück, er machte Bedenken wegen des hohen Strombedarfs beim Bitcoin-Handel geltend. Wodurch die Notierung sofort abstürzte.

Was Branchenkenner Tesla und seinem Chef aber hoch anrechnen: Der Autobauer wirtschaftet inzwischen in seinem Kerngeschäft nicht nur profitabel, sondern auch mit hohen Gewinnspannen, an die viele konventionelle Autobauer nicht heranreichen. Tesla liege in dieser Hinsicht an der Spitze der Branche, betonte der US-Analyst Ben Kallo. Doch er machte zugleich darauf aufmerksam, dass da noch einiges mehr kommen müsse, um die Aktie einer Firma zu bewegen, die mehr als 600 Milliarden Dollar wert sei.

So etwas traut sich kein anderer Autobauer zu

Mehr soll denn auch kommen. Musk versprach, über mehrere Jahre hinweg den Absatz dauerhaft um jeweils mindestens 50 Prozent zu steigern. So etwas traut sich kein anderer Autobauer zu. Allerdings wird der Start des schon seit 2017 geplanten elektrischen Sattelschleppers abermals verschoben – auf nächstes Jahr. Die Hoffnungen ruhen auf dem Model 3 und dem kompakten SUV Model Y, das demnächst auch in Grünheide (Brandenburg) gebaut werden soll.

Musk betonte, man sei im Zeitplan. Gemeint ist damit, dass die Fertigung noch in diesem Jahr anlaufen soll. Ursprünglich sollte es schon dieser Tage losgehen. Doch es gab viele Unstimmigkeiten mit den Behörden. Dem Model Y soll schon bald der Cybertruck als weiteres Tesla-Auto folgen – ein Pritschenwagen, der an Vehikel aus Science-Fiction-Filmen erinnert.

Frank Schwope, Analyst bei der Nord LB, hält trotz der Ankündigungen „ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 50 Prozent über mehrere Jahre für unrealistisch“. Vor allem weil Konkurrenten, etwa Volkswagen und Daimler, stärker werden.

VW Up noch vor dem Model 3

Auf dem deutschen Markt lag das Model 3, das für nahezu alle hiesigen Verkäufe von Tesla steht, im ersten Halbjahr auch nur noch auf Platz zwei. Nummer eins ist der E-Kleinstwagen VW Up. Nimmt man alle verkauften batterieelektrischen Autos des Wolfsburger Konzerns zusammen, ist Tesla ohnehin längst weit abgeschlagen.

Für Schwope entscheidet sich die Zukunft von Tesla indes erst bei der „zweiten Disruptionsstufe“: beim autonomen Fahren. Hier sieht er Musks Firma in puncto Technologie „keineswegs enteilt“ – zuletzt gab es Berichte über Probleme mit dem Selbstfahrassistenten.

Derweil macht Elon Musk privat Kasse. 2018 hatte er für sich selbst mit dem Verwaltungsrat von Tesla einen Gehaltsplan ausgehandelt mit Zielen, die damals viele Lichtjahre entfernt schienen. Er hat sie aber inzwischen dennoch erreicht. Der Multimilliardär kassiert deshalb 176 Millionen Dollar.

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