1. FC Köln gegen Rot-Weiss EssenTorreiches Remis bei Schultz-Premiere – Neue Sorgen um Mark Uth

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Luca Waldschmidt im Gespräch mit dem neuen Kölner Cheftrainer Timo Schultz beim Testspiel der „Geißböcke“ gegen Rot-Weiss Essen.

Luca Waldschmidt (l.) im Gespräch mit dem neuen Kölner Cheftrainer Timo Schultz beim Testspiel der „Geißböcke“ gegen Rot-Weiss Essen.

Timo Schultz lief die Coaching-Zone auf und ab, gab immer wieder Anweisungen. Aber alles lief ein paar Nummern ruhiger ab als bei seinem Vorgänger Steffen Baumgart, dem Trainer-Hansdampf, der vor der Bank gern auch mal brüllt. Doch was Schultz, der neue Chefcoach des 1. FC Köln, am Samstagnachmittag bei seiner Premiere im Testspiel bei Drittligist Rot-Weiß Essen gesehen hatte, dürfte ihn nicht immer gefreut haben.

Der abstiegsbedrohte Bundesligist präsentierte sich in der Generalprobe für den Bundesliga-Neustart am kommenden Samstag (15.30 Uhr) gegen Heidenheim vor allem in den ersten 60 Minuten in der Defensive ziemlich desolat und hätte deutlich mehr als drei Gegentore kassieren können. Nachdem Schultz komplett durchgewechselt hatte, präsentierte sich der FC dann klar verbessert, stand besser und zeigte in der Offensive auch gute Ansätze.

1. FC Köln: Testspiel gegen Rot-Weiss Essen endet mit 4:4-Remis 

Die ersten 60 Minuten vor 4500 Zuschauern an der Hafenstraße gingen mit 3:2 an Essen, die zweiten mit 2:1 an den FC. Am Ende trennten sich beide Teams nach 120 Minuten 4:4.

„Mit der ersten halben Stunde bin ich überhaupt nicht einverstanden“, sagte Schultz nachher, „wir haben nach Ballverlusten viel zu viel zugelassen, waren nicht gut in der Absicherung. Daran müssen wir arbeiten.“ Doch allzu sehr wollte er mit seiner neuen Mannschaft nicht ins Gericht gehen. Er hob sogleich die positiven Aspekte hervor: „Wir haben uns aber ins Spiel rein gekämpft und sind immer wieder zurückgekommen. Hinten raus hat mir die Spielkontrolle gefallen. Wir hätten am Ende auch noch gewinnen können. Ich habe eine Truppe gesehen, die lebt und Lust hat, Sachen umzusetzen“, befand der Coach.

Neu-Trainer Timo Schultz: „Solch ein Spiel hilft mir natürlich weiter“

Natürlich habe er ein paar Rückschlüsse für die Bundesliga-Startelf ziehen können. „Ich bin erst den dritten Tag da, und die Zeit bis zum ersten Punktspiel ist kurz. Aber solch ein Spiel hilft mir natürlich weiter, um zu sehen, wer im Wettkampf da ist und die Jungs mitreißen kann. Wir brauchen jeden Spieler, die Saison wird lang sein. Wir brauchen einen langen Atem, wir können nicht davon ausgehen, dass wir alles in acht bis zehn Spielen korrigieren werden“, sagt Schultz.

Neben den zu vielen Gegentreffen war betrüblich, dass es neue Sorgen um Mark Uth gibt. Wenige Sekunden, nachdem er das 1:2 eingeleitet hatte, lag der Offensivspieler in der 34. Minute plötzlich am Boden. Ohne Gegnereinwirkung hatte er sich offenbar verletzt und signalisierte der Kölner Bank, dass er nicht weiterspielen konnte. Als der 32-Jährige am Spielfeldrand stand, fasste er sich an die Innenseite des linken Knies und ging schnurstracks in Richtung Kabine. Uth wurde anschließend zur Mediapark-Klinik nach Köln gefahren, in der er eingehend untersucht werden sollte.

1. FC Köln: Neue Sorgen um Mark Uth

Ein erneuter Ausfall des Schlüsselspielers wäre enorm bitter für die Kölner, schließlich soll Uth beim Tabellenvorletzten eine prägende Rolle einnehmen. Uth war fast ein Jahr wegen einer komplizierten Schambein-Verletzung ausgefallen und hatte sich erst gerade richtig zurückgekämpft. Der Porzer hat eine lange Krankenakte, Knieverletzungen gehörten bisher nicht dazu. Aber so schlimm muss es ja gar nicht erst kommen. „Mark hat nur gesagt, dass es bei ihm etwas ins Knie hereingezogen hat. Ich denke mal, es ist nichts Schlimmes und war eher eine Vorsichtsmaßnahme. Er wird untersucht“, gab Schultz leise Entwarnung.

Der 46-Jährige setzte bei seiner Kölner Premiere auf eine 4:1:3:2-Grundordnung. Eric Martel war derjenige Kölner, der vor der Abwehr spielte, Florian Kainz auf der linken Offensivseite. Auf dieses System hatte der Ostfriese bereits sehr oft während seiner Zeit beim FC St. Pauli gesetzt. Doch Schultz hatte wohl nicht mit einer derartigen Schläfrigkeit seines neuen Teams gerechnet. Denn nach gerade einmal 24 Sekunden (!) lag der FC schon zurück.

Florian Kainz kehrt auf linke Offensivseite zurück

Marvin Obuz, der Leihspieler aus Köln, setzte sich auf der halbrechten Seite viel zu leicht gegen die Kölner Abwehr durch und spitzelte den Ball an FC-Torhüter Marvin Schwäbe ins Netz. Vor allem in der Deckung offenbarten die Gäste eklatante Schwächen, die RWE nach 17 Minuten mit dem 2:0 ausnutzte. Wieder war an dem Tor Obuz beteiligt, er bediente Voufack. Dessen Flanke wehrte Schwäbe nur nach vorne und vor die Füße von Leonardo Vonic ab, der das Leder humorlos unter die Latte knallte. Und auch Essens Stadionsprecher war verdutzt: „Ja, ist das denn die Possibility“, sagte Walter Ruege über das Mikrofon.

In der 30. Minute hätte Obuz seine Leistung mit dem 3:0 krönen können, doch den Schuss des 21-Jährige wehrte Timo Hübers gerade noch vor der Torlinie ab. Die Kölner Spieler kamen wohl endlich zu der Auffassung, dass es auch in einem Testspiel nicht so desolat weitergehen konnte. Zumindest offensiv bot der FC mal was und verkürzte durch Davie Selke auf 1:2 (32.). Es folgte der Uth-Schreckmoment. Und der nächste schlimme Kölner Patzer in der Defensive.

Schlimme Patzer in der Kölner Defensive

Hübers ließ sich den Ball am Fünfmetereck von Vonic abluchsen, der bedankte sich mit dem 3:1 (42.). Der FC taumelte von einer Verlegenheit in die nächste. Klar, der Platz war ungemein schwierig zu bespielen und sehr tief, doch der Gegner war schließlich kein Bundesligist, sondern ein guter Drittligist. Immerhin steigerten sich die Kölner in der Offensive, nach Querpass von Noah Katterbach schob Luca Waldschmidt zum 2:3 ein (49.). Zwei Minuten später hätte der Torschütze das 3:3 erzielten müssen, doch er jagte den Ball frei stehend über das Tor.

Zu den zweiten 60 Minuten wechselten die Mannschaften komplett durch. Und das Spiel beruhigte sich vorerst. Doch nach knapp 80 Minuten offenbarten die Kölner wieder große Lücken in der Defensive. Doumbouya hätte zum 4:2 treffen müssen, scheiterte aber an Torwart Pentke. Doch das Tor war nur aufgeschoben. Bakatukanda rutschte auf schlechten Platzverhältnissen an der Grundlinie weg, dadurch kommt Essen in Ballbesitz. Ron Berlinski ließ sich nicht lange bitten, schoss sofort und den Ball zum 4:2 ins Netz (81.).

Ein Elfmeter brachte den FC ins Spiel zurück. Plechaty hatte den Ball im Strafraum mit der Hand berührt. Florian Dietz trat an, zielte mittig – und mit etwas Glück ging der Ball zum 3:4 ins Tor (84.). Drei Minuten später hätte der Stürmer erneut treffen können, doch sein Heber war zu hoch angesetzt. Essen baute nun zunehmend ab. Und die Kölner gaben Gas und nutzten ihre Überlegenheit aus. Mit etwas Glück landete der Ball neun Meter vor dem Tor bei Jan Thielmann. Der knallte das Leder unter die Latte zum 4:4 (99.).

FC-Testspiel in Essen: Schultz bringt Offensivtalent Justin Diehl

Der FC war nun drauf und dran, die Partie doch noch zu gewinnen. Schultz brachte Offensivtalent Justin Diehl, der wieder bei den Profis mitmischen darf, auch noch ins Spiel (Schultz: „Man sieht, dass er eine enorme Qualität hat“). Steffen Tigges war es dann, der den Siegtreffer auf dem Fuß hatte, doch nach einem Gestocher im Strafraum landete der Ball am Pfosten (105.). Es war die letzte Großchance in einem doch wilden Spiel.

Bei den Kölnern gab es noch ein weiteres Debüt: Jaka Cuber Potocnik kam in der 48. Minute für Davie Selke ins Spiel. Den Namen des Angreifers kennt nach dem Cas-Urteil und der Transfersperre wohl jeder in Köln, aber der 18-Jährige will natürlich andere, rein sportliche Schlagzeilen machen. Und er deutete sein Potenzial an. Potocnik bereitete das 2:3 vor und hätte fast noch selbst getroffen. Für Punktespiele ist der Slowene allerdings bis Mitte März gesperrt.

Und wie waren die ersten Tage beim FC für Schultz? „Durchweg positiv. Ich bin von allen Leuten mit offenen Armen empfangen worden. Die Mannschaft lebt und gibt Vollgas. Wir werden an paar Dingen arbeiten und defensiv stabiler sein müssen. Das wird der Schwerpunkt in der nächsten Trainingswoche sein. Aber wir haben auch gesehen, dass wir Tore erzielen können“, sagte der Trainer.

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