Kölns Derby-Pleite in der AnalyseAdamyans Traum-Aktion und bemerkenswerter FC-Kampf werden nicht belohnt

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Adamyans schönste Aktion seit seinem Wechsel nach Köln wurde nich mit einem Tor belohnt.

Adamyans schönste Aktion seit seinem Wechsel nach Köln wurde nich mit einem Tor belohnt.

Der FC verliert in Unterzahl, hätte sich aber auch über eine zweite Rote Karte nicht beschweren drüfen.

Als es vorüber war, feierten beide Fanblöcke ihre Mannschaft. Die FC-Profis bekamen den Applaus für eine kämpferisch bemerkenswerte Leistung, mit der es ihnen möglich gewesen war, den Schaden im Duell mit Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen trotz 75-minütiger Unterzahl beim 0:2 (0:1) im Rahmen zu halten.

Und auch die Gäste im Nordosten des Stadions hatten Anlass, ihre Spieler hochleben zu lassen. Denn trotz einiger Schwierigkeiten hatte die Werkself die Partie nicht nur dominiert, sondern letztlich sicher gewonnen und den Vorsprung auf den FC Bayern nach dem 24. Spieltag auf kaum verspielbare zehn Punkte ausgebaut. Jeremie Frimpong (37.) und Alejandro Grimaldo (73.) trafen für die Werkself.

Beide Trainer einverstanden mit dem Spielausgang

Auch die Trainer waren einverstanden mit dem Ausgang, wenngleich Xabi Alonso zufriedener war als sein Kölner Kollege. „Es ist nie einfach gegen zehn Mann. Wir hatten Glück, im Konter kein Gegentor zu bekommen“, sagte der Spanier: „Hier zu gewinnen, war ein großer Schritt.“ Timo Schultz hatte einen Nachmittag erlebt, an dem Vieles gegen seine Mannschaft gelaufen war. „Es war maximal unglücklich für uns. Was aber die taktische Disziplin, die Kompaktheit angeht, war es eine sehr gute Leistung von uns. Wir sind immer noch überm ersten Strich. So wie die Jungs sich präsentieren, bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir es schaffen“, sagte der 46-Jährige.

Die Kölner hatten abwartend begonnen, zunächst überwiegend auf Ballbesitz verzichtet. und sich darauf verlegt, jeden Rhythmus der Gäste zu unterbinden. Das funktionierte nicht durchgehend, nach drei Minuten hätte Jonas Hofmann bereits die Führung erzielen können, schob den Ball jedoch nach schöner Kombination mit Frimpong und Robert Andrich flach am Tor vorbei.

In der elften Minute befreite sich Köln dann doch einmal. Linton Maina nahm auf dem Flügel Tempo auf und schlug eine Flanke vor das Tor der Leverkusener, wo Dejan Ljubicic aus fünf Metern jedoch deutlich vorbei köpfte.

Jan Thielmanns folgenschwere Tat im Duell mit Leverkusen

Bis dahin war das, was die Kölner als Plan mit in die Partie genommen hatten, einigermaßen aufgegangen. Dann jedoch war alles mit einem Moment dahin. Thielmann stieg Xhaka im neutralen Drittel des Spielfeldes auf die Achillessehne; zwar ohne Verletzungsabsicht, aber auch ohne Chance auf den Ball. Da sich weder Ungeschick noch Übermotivation strafmildernd auswirken, schien das Urteil in dem Moment klar, als sich der Deutzer Keller meldete.

Jan Thielmann (1. FC Köln) verlässt nach der roten Karte den Platz.

Jan Thielmann (1. FC Köln) verlässt nach der roten Karte den Platz.

Schiedsrichter Stieler hatte es zunächst bei einer Ermahnung belassen. Dann aber riefen ihn die Video-Assistenten zum Bildschirm, wo die Tragweite des Fouls deutlich wurde. Das Urteil fiel deutlich aus: Rote Karte, 75 Minuten waren da noch zu spielen. „Warum er so reingeht, muss er selbst wissen. Selbst schuld. Die Entscheidung war auf jeden Fall korrekt“, kommentierte Xhaka.

1. FC Köln hätte sich über zweite Rote Karte nicht beschweren dürfen

Nach einer halben Stunde hätten sich die Kölner nicht weiter beschweren dürfen, hätten sie nur noch zu neunt auf dem Platz gestanden, als Eric Martel Florian Wirtz von hinten ohne Chance auf den Ball abräumte. Doch offenbar wollte Stieler nicht zwei Kölner in einer Halbzeit vom Platz schicken. Der FC blieb bei aller Aufregung konzentriert, erst in der 37. Minute musste Marvin Schwäbe den ersten Ball des Nachmittags parieren, als Wirtz sein Glück versuchte.

Nach dem Fopul von Eric Martel an Florian Wirtz kam es zur Rudelbildung auf dem Rasen.

Nach dem Fopul von Eric Martel an Florian Wirtz kam es zur Rudelbildung auf dem Rasen.

Eine Minute später war der Keeper jedoch machtlos, als Hübers Grimaldos Flanke nicht stoppte und Frimpong aus Finkgräfes Rücken kam und das 1:0 erzielte. Dennoch war das Publikum zur Pause durchaus zufrieden mit dem Auftritt der Heim-Elf, die zwar nur 20 Prozent Ballbesitz hatte. Aber dem numerisch wie qualitativ überlegenen Gegner einen sauberen Kampf lieferte. Und sogar hier und da Akzente in der Offensive setzte.

Etwa, als Adamyan den Ball in der 51. Minute nach Carstensens Flanke per Seitfallzieher an den Innenpfosten jagte. Eine traumhafte Aktion und Adamyans schönste seit seinem Wechsel nach Köln. „Bitter, dass der wieder rausgeht“, kommentierte der Angreifer, dessen Reserven in der 65. Minute aufgebraucht waren. Justin Diehl kam – und musste vier Minuten und zwei Sprints später schon wieder mit einer Muskelverletzung vom Platz. Rote Karten, Pfostenschuss, dann die Verletzung: Köln war nicht vom Glück verfolgt an diesem Sonntag.

In der 79. Minute war es dann aus für Köln, als Amine Adli die rechte Kölner Abwehrseite aushebelte und Grimaldo ins Spiel brachte, dessen Schuss Chabot auf das kurze Eck abfälschte. Der Ball ging Schwäbe durch die Beine und in die Maschen. Damit war es dann auch genug, womöglich sogar etwas zu viel. Diehls Verletzung, die Sperren gegen Thielmann und Dejan Ljubicic, der die fünfte Gelbe Karte sah: „Es war eine verlustreiche Schlacht“, beschrieb Schultz.

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